Geliebter der Nacht
letzte Stück Stoff weg. Die Wunde klaffte dunkel und hässlich in ihrem sonst so wunderschönen Körper, und Darius’ Wut auf Amadja nahm astronomische Ausmaße an.
»Was jetzt?«, fragte er sie, als er fertig war.
»Hilf mir«, sagte sie, »ich brauche mehr Energie.«
»Was kann ich tun?« Er fühlte sich schrecklich hilflos.
Lexi stieß einen erstickten Schrei aus. »Vollmond … läufige Wölfin … improvisieren.«
Er nickte, zögerte aber noch. Es erschien ihm zu sehr, als würde er ihre Lage ausnutzen, aber er wusste, dass er es tun musste. Also legte er sich neben sie, beugte sich zu ihr und küsste sie, zaghaft zunächst, dann aber immer leidenschaftlicher, je mehr seine Ängste und Gefühle überhandnahmen. Er versuchte, ihr zu vermitteln, was er für sie empfand – wie sehr er sie mochte und welche furchtbare Angst er hatte, dass sie ihn verlassen könnte. Und er versprach ihr mit dem Kuss, was er ihr nicht mit Worten versprechen konnte: dass sie eine gemeinsame Zukunft hatten.
Er war so sehr auf den Moment konzentriert, dass er das erste Summen der Energie um sie herum gar nicht wahrnahm. Erst als er es bemerkte, beendete er den Kuss und hob den Kopf. Lexi lächelte ihn an.
Sie atmete einige Male tief durch, schloss dann die Augen und ergriff seine Hand mit einer Kraft, die nicht zu ihrem Zustand
passen wollte.
Sogleich spürte er, wie die Magie sie beide umschloss, und weil er ihr helfen wollte, legte er seine freie Hand auf ihr Herz. Sein Lebensessenz-Tattoo leuchtete auf, und er fühlte, wie die wenige Magie, die er noch besaß, seinen Arm hinunter in Lexis Hand floss.
Als Erstes veränderten sich ihre Augen, die eine Nuance heller und deren Form elliptischer wurde. Dann geschah alles auf einmal. Ihr dunkles Haar schien länger zu werden und sich auf ihrem ganzen Körper zu verteilen, bis es sie vollständig bedeckte. Gleichzeitig verformten sich all ihre Gliedmaßen.
Darius hatte gerade noch Zeit, sich zu fragen, ob diese Umwandlung wohl schmerzte, als sie auch schon abgeschlossen war und er sich über eine wunderschöne schwarze Wölfin beugte, deren Pfote er in der Hand hielt – Lexis Pfote.
Es war schwer vorstellbar, dass dieses wunderschöne Wesen die Frau war, die noch eben in seinen Armen gelegen hatte. Sie hob ihren müden Kopf und sah ihn an. Obwohl sie nicht sprechen konnte, glaubte er zu wissen, was sie ihn fragen wollte.
Er bückte sich tiefer und betrachtete ihren Bauch. »Es wird besser, Lexi«, sagte er und hoffte, dass sie ihn verstand. »Es dauert noch ein bisschen, aber es heilt.«
Sie schien ihn zu verstehen, denn eine Sekunde später rappelte sie sich hoch. Dann stupste sie ihn an, und er lächelte, stand ebenfalls auf und raffte zusammen, was von ihrer Kleidung übrig war, bevor er sie zu der Treppe nach draußen führte. Auf der Treppe blieb er hinter ihr, um sie notfalls abzufangen, sollte sie stolpern.
Oben angekommen, öffnete er die Metalltüren mit seinem Schlüssel, und sie traten beide hinaus in die kühle Nachtluft.
Tain zog den Sukkubus fest an sich und küsste ihn mit einer Intensität, die nur jahrhundertelange Erfahrung einen Mann lehren konnte. Er wusste genau, an welchem Punkt sie die Kontrolle verlor, und genoss es, die Rolle des Mächtigeren zu übernehmen, der Dominante von ihnen beiden zu sein.
Sekunden später fühlte er, wie Amadja näher kam, als dass er ihn hörte. Er hatte es allerdings nicht eilig, den Kuss zu beenden. Nein, er ließ sich Zeit. Als er den Sukkubus schließlich freigab, starrte die Dämonin ihn an, die Augen geweitet vor Staunen und glänzend vor Leidenschaft. Es war nicht das erste Mal, dass er sie küsste. Sie hatten häufiger Sex – nicht weil er sie sonderlich mochte, sondern weil es Aja zu verärgern schien.
Er drehte sich zu dem Dämonenfürsten um und fragte sich, welche Gestalt er für diese Situation wählen mochte. Wie Tain erwartete, stand Aja vor ihm, ihre Hände in die Hüften gestemmt und funkelnd vor Wut.
»Wenn dir dein Leben lieb ist, lässt du den Sukkubus auf der Stelle los!« Sie bedachte Daphne mit einem vernichtenden Blick. Zwar fühlte Tain sich nicht unbedingt gut dabei, den Sukkubus so zu benutzen, aber er zuckte einfach mit den Achseln. Schließlich hätte sie ihn vollständig ausgesogen, ohne mit der Wimper zu zucken, besäße er noch ein bisschen mehr Lebensenergie. Konnte es ihm da nicht egal sein, dass sie nun seinetwegen Ajas geballten Zorn abbekam?
»Verrätst du mir, warum du
Weitere Kostenlose Bücher