Geliebter der Nacht
Darius versucht, sein Schwert zu ziehen und Amadja den Kopf abzuschlagen, aber einen Dämonen zu töten – noch dazu einen Ewigen wie Amadja – brauchte mehr Energie, als Darius jetzt noch übrig hatte. Genaugenommen brauchte er seine gesamte Kraft, um sich auf den Beinen zu halten. Er konnte nur hoffen, dass Amadja lange genug bewusstlos blieb, dass Darius seinen Bruder befreien und mit ihm und Lexi fliehen konnte.
»Du bist verwundet«, sagte Lexi und eilte zu ihm.
Darius blickte an sich hinab und sah das Blut. »Ist nur ein Schnitt«, beruhigte er sie, wenngleich es ziemlich schmerzte und stark blutete.
»Ich kann dir helfen, wenn du willst«, bot sie ihm an.
»Wie?«
Sie hob ihre Hand und streckte den Zeigefinger aus. Ein kleiner Feuerball bildete sich an der Spitze und wurde langsam greller.
Darius ahnte, was sie vorhatte, und nickte.
»Es wird weh tun«, warnte sie ihn, als sie näher kam.
»Ich bezweifle, dass es noch schlimmer werden kann. Aber beeil dich! Wir haben nicht viel Zeit.« Ihm war klar, wie schroff er klang, doch zum Glück schien sie es ihm nicht übelzunehmen. Stattdessen hielt sie die winzige Flamme an seine Brust, gönnte ihnen beiden eine Sekunde, sich vorzubereiten, und legte dann den Finger auf seine Wunde.
Als das Feuer die Stelle ausbrannte, biss Darius die Zähne zusammen. Er wusste, dass das allemal besser war, als zu verbluten – was in seinem Fall durchaus möglich wäre.
Der Schmerz wurde zunächst kaum weniger, nachdem Lexi den Finger wieder weggenommen hatte. Darius blickte auf das verbrannte Fleisch. Die Wunde würde mit der Zeit wieder heilen, und wenigstens blutete sie nicht mehr.
Dankbar lächelte er Lexi zu, ehe er zu seinem angeketteten Bruder eilte.
»Darius?«, fragte Tain sichtlich schockiert.
»Ja, ich bin’s«, sagte Darius. »Alles wird wieder gut! Ich bringe dich hier weg.«
Tain sah überrascht aus, und ein mattes Lächeln trat auf sein Gesicht. »Du rettest mich?«
»Ja.« Darius griff auf seinen Rücken, nahm den Schlüssel und hielt ihn an die Handschelle in der Wand. »Ich mache dich sofort los.«
»Ich hatte ganz vergessen, dass du den hast«, sagte Tain, der Darius beobachtete, mit Blick auf den Schlüssel.
Die erste Handschelle sprang auf, und Darius befreite Tains Hand, bevor er um ihn herum zur anderen Seite ging. Dabei sah er kurz zu Amadja, um sich zu vergewissern, dass dieser immer noch ohne Bewusstsein war. Gleichzeitig fiel sein Blick auf Tains vernarbten Rücken. Neuere Narben hatten sich über älteren gebildet. Was sein Bruder durchlitten hatte, war unvorstellbar.
Doch darüber durfte er jetzt nicht nachdenken. Er wandte sich der zweiten Handschelle zu. Sobald er Tain daraus befreit hatte, nahm er seinen Bruder in die Arme und drückte ihn an sich.
»Ich dachte schon, ich sehe dich nie wieder«, sagte er mit belegter Stimme. »Jetzt bringe ich dich hier raus, und dann können wir bald alle wieder zusammen sein – du, ich, Adrian, Kalen und Hunter.«
»Sie sind auch hier?«, fragte Tain verwundert.
»Nein, nicht hier. Aber wir werden sie bald wiedertreffen.«
Lexis Hand an seinem Arm erinnerte Darius, dass dies weder der Ort noch der Zeitpunkt für eine glückliche Wiedervereinigung war. Amadja kam langsam wieder zu sich.
»Und das ist noch nicht alles«, sagte Lexi und zeigte zur Tür. »Wir bekommen Besuch.«
Obwohl er nichts hörte, widersprach Darius ihr nicht, denn Lexis Gehör war besser als seines. »Bist du okay?«, fragte er sie. »Kannst du gehen?«
»Mir geht’s gut. Verschwinden wir!«
Er wandte sich wieder zu Tain. »Brauchst du Hilfe?«
Ohne seine Antwort abzuwarten, streckte Darius ihm die Hand hin, doch zu seiner Überraschung wich Tain zurück.
»Was ist los?«, fragte Darius, der vermutete, dass Tain womöglich schwerer verwundet war, als er meinte.
»Ich komme nicht mit.«
Darius glaubte, sich verhört zu haben. »Wir müssen weg! Es kommt Verstärkung, und bald sind es zu viele für uns.«
»Ich komme nicht mit«, wiederholte Tain. Sein Beharren machte Darius Sorge, deutete es doch auf gravierende psychische Schäden hin. Er hoffte nur, dass die Mutter Göttin ihn wieder heilen konnte, wenn Darius ihn erst nach Ravenscroft gebracht hatte.
In diesem Moment flog die Tür auf, und es rauschte eine solche Welle schwarzer Energie herein, dass Darius, Lexi und Tain davon zurückgeschleudert wurden. Zugleich stürmten sechs Dämonen in den Raum.
Darius fing sich als Erster wieder. Er sah, wie die
Weitere Kostenlose Bücher