Geliebter der Nacht
rannte dann zur Tür, die in den Clubraum führte – dicht gefolgt von Tain. Sie waren nicht mehr weit entfernt, als jemand durch die Tür in den Flur trat: Daphne. Ihr verführerischer Blick zog Darius magisch an, und obwohl er versuchte, ihm zu widerstehen, machte er bereits einen Schritt auf sie zu, ehe er begriff, was er tat.
Lexi erschauderte in seinen Armen, und er sah sie an. Für einen Moment lichtete sich der Nebel in seinem Kopf, und er erinnerte sich wieder, warum er hier war: Er musste Lexi in Sicherheit bringen. Sie war das einzig Wichtige, nicht der Sukkubus, der auf ihn zukam.
»Darius.« Wie Sirenengesang erklang sein Name aus Daphnes Mund, und alles in ihm schrie danach, zu ihr zu gehen. Doch er musste gegen die Versuchung ankämpfen.
Dann plötzlich kam ihm wieder Tain zu Hilfe, der sich vor ihn stellte. Sofort war der Drang, zu dem Sukkubus zu gehen, verschwunden, weil der Dämon sich jetzt auf seinen Bruder konzentrierte. Zugleich allerdings dachte Darius, dass er seinen Bruder nicht vor Amadja gerettet hatte, um ihn nun dem Sukkubus zum Opfer fallen zu lassen.
»Tain!«, rief er. »Hör nicht auf sie! Komm mit mir!«
»Geh!«, raunte Tain mit einem seltsamen Leuchten in den Augen. »Ich kümmere mich um sie.«
»Tain!« All der Schmerz und die Hilflosigkeit Darius’ lagen in dieser einen Silbe, und sie musste den Blendzauber zerstört haben, denn Tain drehte sich zu ihm um.
»Ich komme zurück und hole dich«, versprach Darius ihm.
»Ich weiß.«
Immer noch zögerte Darius. Er konnte Tain nicht zurücklassen. Aber ihm blieb gar keine andere Wahl, denn nun sah er fassungslos mit an, wie der Sukkubus die Arme um Tains Nacken schlang und ihn küsste. Falls Darius sich einmischte, würde sie auch ihm die letzte Kraft rauben, und das wäre Lexis sicherer Tod. Darius schwor sich, dass Tains Opfer nicht umsonst gewesen sein würde.
Sosehr es ihm auch widerstrebte, seinen Bruder zu verlassen, drehte er sich dennoch um und rannte den langen Flur hinunter, der zum Sammelbassin führte. Amadja war gewiss nicht klar, dass Darius sein unterirdisches Tunnelnetz kannte.
»Durchhalten, Baby!«, flüsterte er Lexi wieder und wieder zu. »Sei stark! Ich bringe uns hier raus.« Und sobald sie draußen waren, hatte sie hoffentlich noch genügend Magie, um ihre Wolfsgestalt anzunehmen, denn bei der Verwandlung heilten alle verwundeten Muskeln, Knochen oder Hautstellen von Gestaltwandlern. Und angesichts der Schwere ihrer Verletzung könnte das ihre einzige Rettung bedeuten.
Darius war erschöpft und hatte Schmerzen, aber darauf nahm er keine Rücksicht, bis er das andere Ende des Tunnels erreichte.
Lexis Atem ging nur noch flach, und er wusste, dass sie sich sehr bald verwandeln musste. Schließlich fand er die Tür, nach der er suchte, und ging hindurch. Wieder landete er in dem Heizungskeller unter dem Chrysler Building.
Obgleich er spürte, dass sie allein waren, vergewisserte er sich lieber, indem er sich umsah. Dann legte er Lexi vorsichtig auf den Boden und beugte sich über sie.
»Lexi, wach auf, Baby!«, sagte er und strich ihr das Haar aus dem Gesicht.
Ihre Lider flatterten, als sie langsam die Augen öffnete. »Darius«, hauchte sie und versuchte, ihn anzusehen.
»Wie fühlst du dich?«, fragte er sie.
»Als würde ich sterben«, antwortete sie matt. Selbst in dieser Situation versuchte sie noch zu scherzen.
Darius fürchtete allerdings, dass sie recht haben könnte. Ihnen lief die Zeit davon. »Ich will, dass du deine Gestalt veränderst.«
»Kann nicht«, flüsterte sie, »keine Kraft.«
Betont streng erwiderte er: »Doch, du kannst, verflucht noch mal, und du wirst! Sofort!«
Er sah ihr an, dass sein Tonfall sie überraschte, und Angst lag in ihrem Blick – nicht vor ihm, das wusste er, sondern vor dem, was geschehen könnte.
»Der Dämon?«, fragte sie.
»Im Moment ist er weg, aber er wird ganz sicher wiederkommen. Wir haben nur wenig Zeit, und du musst die Gestalt wechseln, damit deine Wunde heilt. Mach schon, es geht nicht anders.«
Nach einem kurzen Moment, der Darius wie eine Ewigkeit vorkam, nickte sie. »Hilf mir aus meinen Sachen! Ich kann es nicht allein.«
Eilig nahm er den Dolch von seinem Bauch, wo er zum Tattoo erstarrt war, und schlitzte Lexis Kleidung damit auf. Vorsichtig
hob er sie von ihrer Wunde, doch der Stoff klebte zum Teil in getrocknetem Blut, und Lexi schrie auf, als Darius daran zog.
»Tut mir leid, Lexi! Ich weiß, dass es weh tut.« Er hob das
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