Geliebter des Windes - Croft, S: Geliebter des Windes - Unleashing the Storm - ACRO, Book 2
Heiser. Dev roch Angst und war nicht sicher, wer sich fürchtete - er selber oder der Mann, der ihn aus dem Wrack der C-130 zerrte.
»Monty.« Dev schlug um sich und versuchte zu seinem Copiloten zu gelangen. Aber der Griff des Mannes, der ihn festhielt, war stärker.
»Er ist tot. Alle sind tot.« Der Fremde packte ihn und stürmte los. Bis Dev die Explosion hörte und der Mann sich auf ihn warf, um ihn mit seinem Körper zu schützen.
Wie lange Dev so dalag, das Gesicht im Kies, wusste er nicht. Unter ihm zitterte der Boden immer noch. Rauch füllte die Luft und drang in seine Lungen, seine Augen tränten. Als er sich aufsetzte, starrte er ins Gesicht seines Retters. Dann rieb er sich die Augen und schaute genauer hin. Der Mann trug eine Rüstung, ein Schwert an der Hüfte. Intensive blaue Augen, kraftvolle Züge, wie gemeißelt. Seltsamerweise klebte an seiner Gestalt kein blutiger Schmutz - nur an Devs Körper.
Das musste ein Krieger sein, ein göttlicher Held, ein Paladin. Und plötzlich änderte sich das Bild, der Krieger verwandelte sich in ein sonderbares Geschöpf, halb Mensch, halb Tier, mit den Augen eines Geparden und einem Pelz.
»Wer sind Sie?«, hörte Dev sich fragen.
»Niemand«, antwortete das Wesen.
Dev blinzelte. Für Sekunden färbte sich die Welt schwarz. Hektisch streckte er die Arme aus, in wachsender Panik, geblendet. Da tauchte der Mann erneut auf, in einem Drillichanzug, voller Ruß, mit Tarnfarbe bemalt, einen gehetzten Ausdruck in den Augen.
»Keine Ahnung, was mit mir los ist.« Dev erinnerte sich, wie er das gesagt hatte.
»Keine Ahnung, was mit mir los ist«, schrie er und erwachte.
»Das ist nicht wahr.«
Es war die Stimme von Oz, nicht die von Ender, der an jenem Tag sein Leben gerettet hatte. Erst nach vielen Monaten hatte Dev herausgefunden, dass ihm sein Zweites Gesicht wohl die Seelen seiner Spezialagenten zeigte,
aber dass ein Teil dieser Gabe ihn auch befähigte, diese überall zu entdecken. Und zu retten. Zu wissen, dass die Person, wie sie der Rest der Welt sah, nicht der wahren entsprach. Ender hatte ihn also gerettet, und jetzt rettete Dev andere.
Auch Oz hatte Devs Leben gerettet. Unzählige Male.
»Noch ein Alptraum, Dev?«
»Ja.« Dev fand seine Stimme wieder. Aber sie klang nicht wie seine eigene. »Jetzt geht es mir gut. Wirklich, es geht mir gut.« Als würde es stimmen, wenn er es nur oft genug wiederholte. »Ich brauche deine Hilfe nicht, die hatte ich niemals nötig«, behauptete er und fühlte sich benommen. Er versuchte sein Schlafzimmer und Oz, der neben ihm saß, mittels CRV zu sehen. Aber da war nur totale Schwärze. Und in seiner Magengrube bildete sich ein Knoten.
»Atme, Dev, okay?«
»Das tue ich.«
»Nein, du tust es nicht. Scheiße, deine Lippen sind ganz blau. Atme, verdammt!«, befahl Oz und legte eine starke Hand auf Devs nackten Rücken, von dem die Decke hinabgerutscht war.
»Ist die Schrift noch da? Oz, ich sehe nichts …«
»Seit zehn Jahren siehst du nichts mehr.«
»Was ich meine, weißt du.« Dev versuchte aufzustehen, aber Oz fing ihn ab, und für einen Moment hielt er ihn fest umarmt. »Ist die Schrift verschwunden? Was bedeutet das?«
»Lass dich untersuchen. Bitte.« Zu müde, um zu protestieren, erlaubte Dev den Händen des alten Freundes über seine Haut zu wandern. »Da ist keine Schrift.«
Plötzlich fuhr ein Blitz durch Devs Gehirn, und er sah sie beide beisammensitzen, seinen eigenen nackten Körper an Oz’ T-Shirt und Shorts geschmiegt.
»Verdammter Lügner«, flüsterte er und spürte Oz’ Lächeln an seinem Hals.
»Wenigstens ist dein Zweites Gesicht zurückgekehrt.«
»Ja.«
»So kann’s nicht weitergehen«, entschied Oz, und Dev gab ihm ausnahmsweise Recht. »Lass es mich wegschicken.«
Dev wollte ihm entgegnen, dass er seinen Schutz nicht brauchte, seine Nummer mit den lebenden Toten, doch er war des Lügens müde. So schrecklich müde. »Noch nicht.«
»Du hörst auf nichts und niemanden.« Oz’ Stimme trennte nur ein einziger Grad von hellem Zorn. »Anmaßendes Arschloch! Alles willst du allein hinkriegen!«
»Und das musst ausgerechnet du sagen«, konterte Dev leise. »Was stört dich so sehr? Habe ich dir etwa den Job weggeschnappt?«
»Glaubst du immer noch, ich wäre auf ACRO scharf gewesen? Mit Menschen befasse ich mich nicht, Dev, sondern mit Seelen. Es hat mich nie interessiert, die Welt zu retten.«
»Vielleicht, weil die Toten die Einzigen sind, die dich ertragen.« Dev wollte zum
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