Geliebter Feind
Juwelier mit einer Auswahl verschiedener Colliers wartete, die sich wie ein Kragen eng um den Hals schlossen. Die Wahl fiel schließlich auf ein Perlencollier mit einem Saphirverschluss, das den blauen Fleck an ihrem Hals verdecken würde und zudem bestens zu dem goldfarbenen Kleid passte, das sie trug.
„Du kaufst das nur, um den Knutschfleck zu verstecken?“ Abbey konnte es kaum glauben.
„Das Thema ist beendet“, wehrte er lässig ab.
„Solange andere es nicht sehen können, stört es mich nicht. Also gut, ich vergebe dir.“ Ihr Humor setzte wieder ein. „Ich muss zugeben, diese Erfahrung habe ich nie gemacht, als ich noch jünger war.“
„In meinen Augen bist du noch immer sehr jung“, sagte Nikolai. „An dir ist etwas erfrischend Unschuldiges, das du wahrscheinlich nie verlieren wirst.“
Abbey dachte noch immer über seine Bemerkung nach, als sie schon mit der Limousine auf der Fahrt zu der Party waren. Hieß das, Nikolai hielt sie für unreif? Für ungewandt? Für naiv?
„Das hier wollte ich dir schon vorhin geben.“ Nikolai reichte ihr eine Geschenktüte.
Darin waren mehrere kleine Teile verstaut, sorgfältig in Seidenpapier verpackt. Aus dem ersten Päckchen wickelte Abbey ein antikes Miniaturpferdchen aus, dem ein mittelalterlicher Kampfharnisch angelegt worden war, das zweite gab einen dunkelhaarigen Ritter in voller Rüstung frei, bewaffnet bis an die Zähne.
„Oh Nikolai, das ist … unglaublich“, flüsterte sie fasziniert.
„In deinem Puppenhaus gibt es keinen Mann. Irgendjemand muss doch für diesen ganzen Schwarm Kinder oben auf dem Speicher verantwortlich sein.“
„Wo hast du die Figuren nur gefunden?“
„Auf der Puppenhausausstellung in Kensington.“
„Ich hatte eigentlich vor, hinzugehen, aber mir blieb keine Zeit.“ Sie war überwältigt von dem Geschenk. Sie setzte den Ritter auf das Pferd, und er sah sehr stolz und unbesiegbar aus. Zwar passte der mittelalterliche Ritter von der Epoche her überhaupt nicht in ihr Puppenhaus, dessen Einrichtung und Dekor eher im viktorianischen Zeitalter angesiedelt waren, aber das würde sie Nikolai nie sagen. Sie konnte noch immer nicht fassen, dass er sich Zeit genommen hatte, eine solche Veranstaltung zu besuchen, nur um ein Geschenk für sie zu besorgen. Ein drittes Päckchen enthielt die winzige detailgetreue Nachbildung eines Schminktisches mit allem Zubehör aus Silber. „Das ist wunderschön. Vielen, vielen Dank!“
„Die handwerkliche Meisterschaft, die in diesen Sachen steckt, hat mich überrascht.“
„Du bist viel zu großzügig“, meinte Abbey verlegen.
„Es macht mir Freude, dich zu beschenken. Schließlich habe ich sonst niemanden, den ich verwöhnen könnte“, stellte Nikolai fest.
Eine Aussage, die ihr das Herz wärmte. Doch es sollte der letzte angenehme Moment an diesem Abend bleiben.
Als sie bei dem beeindruckenden Stadthaus von Lysander und Ophelia Metaxis ankamen, wurden sie persönlich von den Gastgebern begrüßt. Abbey fiel sofort auf, mit welch unverhohlenem Interesse Ophelia Nikolai begutachtete. Die zierliche Blondine, zweifelsohne eine Schönheit, begrüßte vor allem Nikolai mit überschäumender Herzlichkeit und plauderte sofort auf ihn ein. Ein ungutes Gefühl setzte sich in Abbeys Magen fest. Lysander Metaxis war ebenso übermäßig freundlich. Um ehrlich zu sein … bei der ganzen Herzlichkeit, dem nonchalanten Schulterklopfen und den bedeutungsvollen Blicken kam Abbey sich wie ein Außenseiter vor, den man aus dem engeren Kreis ausgeschlossen hatte.
Sie ermahnte sich still, dass sie sich albern benahm und überempfindlich reagierte. War sie inzwischen so eifersüchtig geworden, dass sie es nicht einmal mehr ertrug, wenn Nikolai die Gesellschaft einer schönen Frau genoss?
Doch mehr als einmal ertappte Abbey Nikolai dabei, wie er mit dem Blick nach Ophelia Metaxis suchte. Auch war er wesentlich stiller als sonst, als würde ihn etwas beschäftigen. Als Abbey sich irgendwann während der Party umdrehte, musste sie feststellen, dass Nikolai verschwunden war. Von der schönen Gastgeberin war ebenfalls keine Spur zu entdecken.
Als Abbey den Saal verlassen wollte, um nach Nikolai zu suchen, hielt Lysander sie am Ausgang zur Halle auf. „Ophelia zeigt Nikolai unsere Kunstsammlung. Hat er das nicht erwähnt?“
„Ich muss ihn wohl nicht richtig verstanden haben.“ Abbey schaute ihren Gastgeber an. Er schien keineswegs beunruhigt über das Verhalten seiner Frau.
„Ich bin sicher,
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