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Geliebter Feind

Geliebter Feind

Titel: Geliebter Feind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: LYNNE GRAHAM
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und als er schließlich ins Krankenhaus gebracht werden musste, entschied sein Vater, dass es besser sei, den Jungen wegzugeben. Nikolai war bei einer armen Familie im heruntergekommensten Teil von St. Petersburg gelandet und aufgewachsen.
    „Diese Erfahrung hat mich zu dem werden lassen, was ich heute bin“, hatte er ihr gesagt. „Ich musste schnell lernen, mich auf mich selbst zu verlassen und wie ich mein Territorium verteidigte. Nach dem Militärdienst habe ich zugesehen, dass ich in der Welt der Hochfinanz Fuß fassen konnte.“
    Die Erzählungen über seine Kindheit hatten Abbey ans Herz gerührt. Sie konnte jetzt nachvollziehen, was ihn so hart gemacht hatte. Als Kind hatte er nie die Wärme und Liebe einer Mutter gekannt, und auf die Misshandlungen als Junge war Hunger und Armut gefolgt. Als junger Soldat hatten die Gräuel des Krieges ihn dann noch mehr abgestumpft und härter werden lassen. Und doch hatte sie ihn mit dem Kätzchen spielen sehen, mit einer Sanftheit und Zärtlichkeit, die sie verwunderte. Dann war er der Mann, der sich im Nachhall der Leidenschaft von ihr küssen und mit Zärtlichkeiten überschütten ließ. Sie bewunderte ihn und betete ihn an. Und genau deshalb würde sie ihn nicht bitten, ihrem Bruder aus der Klemme zu helfen. Denn wenn sie das tat, dann würde es die Barriere zwischen ihnen aufrichten, zwischen Reich und Arm. Es würde auch die geringste Möglichkeit zerstören, dass sie jemals vielleicht gleichgestellte Partner sein könnten. Nikolai würde sämtlichen Respekt für sie verlieren.
    Er respektierte sie, weil sie ihre Unabhängigkeit bewahren wollte und nicht auf die materiellen Dinge spekulierte, die er ihr bieten konnte. Sie trug die Kleider und den Schmuck nur, weil er darauf bestand, doch sobald ihre Beziehung zu Ende war, würde sie all diese Sachen zurücklassen. Das Letzte, was sie brauchte, waren Erinnerungen an die gemeinsame Zeit.
    Mit einem herausfordernden Funkeln in den Augen zog sie Spitzenwäsche und Seidenstrümpfe an. Die zwei Wochen mochten vorbei sein, aber sie würde alles tun, damit Nikolai diese Tatsache bedauerte und nicht viel Spaß an seiner zurückgewonnenen Freiheit haben würde.
    Auf der Fahrt zum Penthouse überflog Nikolai die Gesellschaftszeitschrift, die Olya ihm mitgegeben hatte. Da war das offizielle Foto von ihm und Abbey abgebildet, das auf seiner Party aufgenommen worden war.
    Abbey sah großartig aus in dem grünen Cocktailkleid. Es brachte ihre Figur bestens zur Geltung, und auf ihrem Dekolleté blitzten die Diamanten, die er ihr umgelegt hatte. Sämtliche britischen Medien ergingen sich in Spekulationen über ihre Beziehung. Reporter verfolgten sie auf Schritt und Tritt. Gerüchte über einen Hauskauf und Abbeys Engagement bei der Suche waren laut geworden. Das Wort „unzertrennlich“ tauchte praktisch in jedem Bericht auf. Und tatsächlich hatte Nikolai den Großteil der letzten vierzehn Tage mit Abbey verbracht. Und mit Lady.
    Ein Lächeln zuckte um seinen Mund. Abbey und Lady waren wirklich ein Herz und eine Seele. Abbey, trotz all ihrer stahlharten Unnachgiebigkeit, wurde weich wie Wachs, sobald es um Lady ging. Mitten in der Nacht stand sie klaglos auf und kümmerte sich um das Kätzchen, wenn es mal wieder jämmerlich miauend nach Aufmerksamkeit verlangte. Abbey würde eine großartige Mutter abgeben. Es war einfach, sich Abbey mit einem Baby im Arm vorzustellen. Dass er es sich vorstellte – zum ersten Mal überhaupt bei einer Frau –, erschreckte ihn halb zu Tode.
    Willig gestand er zu, dass die Nächte mit ihr fantastisch waren. Sein Verlangen nach ihrem prächtigen Körper hatte sich nicht gemindert, im Gegenteil. Trotz ihrer Unerfahrenheit hatte sie schnell dazugelernt … Damit war sie zur perfekten Ergänzung für ihn geworden. Er zeigte sich auch gern in der Öffentlichkeit mit ihr. Sie gehörte zu ihm, wie es keiner anderen Frau zuvor gelungen war – eine intelligente Gesprächspartnerin und eine anregende Gesellschafterin, die ihn nie langweilte. Er musste erst noch die Lust aufbringen, sich nach einem Ersatz für sie umzusehen. Ein Mangel an Planungsbereitschaft, der untypisch für ihn war.
    Eine Sache, die er sicherlich nicht vermissen würde, war jedoch ihre Verstocktheit. Während der gesamten gemeinsamen Zeit mit ihr hatte er doch gespürt, dass etwas sie beschäftigte. Doch sooft er ihr auch die Möglichkeit geboten hatte, sich ihm anzuvertrauen, war sie eisern verschlossen geblieben. Es ärgerte ihn,

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