Geliebter Feind (German Edition)
Stimme leicht zitterte. Noch nie hatte sie eine Waffe auf einen Menschen gerichtet.
Justin wich ein paar Schritte vor ihr zurück und hielt beschwichtigend die Hände in die Höhe. »Lass mich dir alles erklären, damit du mich verstehst.«
»Ich soll dich verstehen?«, schrie sie aufgebracht. »Und wer versteht mich? Nie hat es jemanden interessiert, wie ich mich fühle! Und dann kommt eines Tages der Freund zurück, den ich so sehr vermisst habe und der mir so viel bedeutete, und werde von ihm ebenso schäbig behandelt wie von meinem Mann!«
»Wenn ich so ein schlechter Mensch bin, dann erschieße mich, Claire.« Seine stechend blauen Augen sahen sie provozierend an. »Aber bitte tu mir nur einen Gefallen und treffe genau mein Herz.«
Er begann sein Hemd aufzuknöpfen, und Claires Hals wurde bei dem Anblick der entblößten Brust ganz trocken. Es wäre tatsächlich eine Verschwendung, solch ein herrliches, wenn auch kaltherziges Exemplar männlicher Schönheit zu töten, nicht, dass sie es getan hätte. Sie wollte ihm lediglich Angst einjagen.
»Ziel genau auf diesen Punkt, Claire« Justin zeigte ihr die Stelle auf seinem Oberkörper. »Dann musst du nicht zusehen, wie ich langsam und jämmerlich verblute.«
Er wollte sie verunsichern, mit ihr spielen, doch da kam ihr eine viel bessere Idee.
»Ich werde dich nicht erschießen, Justin Iddlesleigh. Du wirst jetzt genau das tun, was ich dir sage. Und wenn ich dich genug erniedrigt habe, darfst du gehen. Wenn du mir aber nicht gehorchst, werde ich auf eine Stelle schießen, um die es mir wirklich sehr leidtun würde.« Sie ließ den Lauf der Waffe ein klein wenig sinken.
Schützend hielt er sich die Hände vor die Lenden. »Gut, was willst du?«, stieß er gepresst hervor. Claire sah feine Schweißtröpfchen auf seiner Stirn glitzern. Er hatte Angst. Sehr gut.
»Zieh dich aus.«
»Was?« Justin tat so, als hätte er sich verhört.
»Du hast schon verstanden. Also los, zuerst das Hemd!«
Claires Hand, die den Revolver hielt, zitterte immer mehr, aber das war kaum verwunderlich. Der Colt besaß ein beachtliches Gewicht. Also nahm sie die andere Hand zu Hilfe.
»Willst du sehen, ob ich noch weitere Waffen am Körper trage?« Er streifte sich den Stoff von den Schultern. Lautlos landete das Hemd hinter ihm auf dem Boden. »Ich bin unbewaffnet!«
Um ihr das zu demonstrieren, legte er die Hände hinter den Kopf und drehte sich einmal langsam im Kreis.
Himmel! , dachte Claire, deren Knie plötzlich nachgeben wollten. Warum muss dieser Kerl so verdammt gut aussehen? Justin besaß einen großen, schlanken Körper. Der Anblick der breiten Schultern und der sehnigen Muskeln, die geschmeidig unter der Haut spielten, ließ ihr Herz schneller schlagen.
Das letzte Mal war alles so schnell gegangen, doch jetzt, als er wieder mit dem Gesicht zu ihr stand, versuchte sie sich jedes Detail genau einzuprägen: das leicht behaarte Dreieck auf seiner Brust, die flachen Brustwarzen und die Spur dunkler Härchen, die von seinem Bauchnabel in den Breeches verschwand. Als er vom College kam, hatte er lange Hosen getragen, doch die eng anliegende Beinkleidung, die ab den Knien in Stiefeln verschwand, betonte die kräftigen Oberschenkel und die Stelle dazwischen auf geradezu unanständige Weise. Zu gerne wollte sie noch einmal dieses interessante Teil sehen, das ihr so ungeheure Lust verschafft hatte.
»Jetzt die Stiefel und dann die Hose!«, befahl sie ihm mit einer Stimme, die nicht wie ihre eigene klang. Sie fühlte sich verrückt und verrucht zugleich. So etwas von einem Mann zu verlangen, gehörte sich nicht für eine Frau.
»Claire, das kann jetzt aber wirklich nicht dein Erns...«
»Ausziehen!« Um ihm zu zeigen, wie ernst es ihr war, richtete sie den Lauf an die Decke und drückte ab.
Der ohrenbetäubende Knall ließ sie beide zusammenzucken. Holzsplitter und Staub rieselten auf sie herab, und durch den Rückschlag wäre ihr beinahe der Revolver aus der Hand gefallen, doch tapfer zielte sie wieder auf ihr halbnacktes Opfer.
Justin reagierte für einen Moment überhaupt nicht und starrte sie einfach nur an. Er hatte wohl nicht damit gerechnet, dass sie wirklich abdrückte. Nachdem seine eisblauen Augen sie ausgiebig gemustert hatten, sodass sie schließlich unsicher ihren Blick abwenden musste, setzte er sich in Bewegung. Er ließ sich auf einen Stuhl sinken und mühte sich ab, die Stiefel von den Füßen zu bekommen.
Ja, hier hilft dir kein Diener, du reicher
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