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Geliebter Fremder

Geliebter Fremder

Titel: Geliebter Fremder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sylvia Day
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sagte ihr Bruder und blickte über ihren Kopf hinweg.
    »Trenton«, erwiderte Gray. »Ich hätte nicht erwartet, Sie hier anzutreffen.«
    »Ein vorübergehender Anfall von Wahnsinn.«
    »Ach.« Gray zog sie enger an sich, was sie veranlasste, ihn mit weit aufgerissenen Augen anzusehen. Sie hatten die stillschweigende Vereinbarung, sich in der Öffentlichkeit nicht zu berühren, da es ihre Leidenschaft unkontrollierbar zu entzünden schien. »Offenbar leide ich an derselben Krankheit.«
    »Grayson. Isabel. Wie schön, euch beide hier zu sehen«, sagte die Marchioness, die näher kam.
    Als Isabel den Mund öffnete, um zu antworten, kniff Gray ihr leicht in den Po. Sie fuhr auf und erschreckte damit seine Mutter. Sie langte hinter sich und schlug ihm auf die Hand.
    »Geht es Ihnen nicht gut?«, fragte die Marchioness und runzelte missbilligend die Stirn. »Sie hätten nicht kommen sollen, wenn Sie krank oder indisponiert sind.«
    »Ihr geht es glänzend«, sagte Gray glatt. »Was ich bezeugen kann.«
    Isabel trat heftig auf seinen Stiefel, allerdings ohne jegliche Wirkung. Was sollte das? Sie begriff es nicht. Die Marchioness so unverhohlen zu provozieren …
    »Geschmacklosigkeit ist so gewöhnlich«, tadelte seine Mutter. »Und unter dem Niveau eines Mannes von deinem Stand.«
    »Aber es ist so amüsant, Mutter.«
    »Lord und Lady Grayson! Wie schön, dass Sie gekommen sind.«
    Isabel wandte den Kopf und sah, dass Lady Hammond die Treppe vor ihrem Haus herunterkam. »Wir haben uns natürlich sehr über die Einladung gefreut«, erwiderte sie.
    »Nun, da alle da sind«, fuhr Lady Hammond fort, »können wir aufbrechen. Ein schöner Tag für eine Landpartie, finden Sie nicht?«
    »Ja«, murmelte sie und wollte nur noch in ihre Kutsche zurück.
    »Ich fahre mit euch, Grayson«, sagte die Marchioness.
    Isabel zuckte zusammen. Auf einmal erschien ihr die lange Kutschfahrt wie reinste Folter.
    Gray strich ihr beruhigend über den Rücken, doch der Trost war nicht von Dauer. Den restlichen Tag verbrachte sie in der beengten Reisekutsche und musste mit anhören, wie Grays Mutter sie immer wieder wegen irgendwelcher Verfehlungen tadelte. Sie konnte sich vorstellen, wie schrecklich eine Kindheit sein musste, wenn ein Elternteil ständig etwas zu bemängeln hatte, und strich immer wieder mitfühlend mit dem Handrücken über Grays Oberschenkel. Er hüllte sich die gesamte Fahrt in Schweigen und regte sich nur, wenn die Pferde gewechselt wurden oder zum Essen Rast gemacht wurde.
    Als sie spät am schönen Landsitz der Hammonds eintrafen, war sie mehr als erleichtert. Kaum hielt die Kutsche, sprang Grayson schon hinaus und half ihr auszusteigen. Da entdeckte sie Hargreaves und erkannte, warum sich Grayson so besitzergreifend verhalten hatte. Selbst jetzt noch spürte sie, trotz seiner betont gelangweilten Miene, dass er sich stets dicht in ihrer Nähe hielt und ständig den Blick schweifen ließ.
    »Was für ein schöner Besitz!«, rief die Marchioness, worauf ihre Gastgeberin erfreut lächelte. Tatsächlich war es ein hübsches Anwesen mit vielen bunten Blumen und hellen Backsteingebäuden, an denen der Wein rankte.
    Unter anderen Umständen wäre eine Woche hier das reinste Vergnügen gewesen. Aber angesichts der Gäste, unter denen sich auch Lady Stanhope befand, die Gray empörend offen anstarrte, bezweifelte Isabel, dass es besonders erfreulich werden würde. »Wir hätten in London bleiben sollen«, murmelte sie.
    »Sollen wir verschwinden?«, fragte Gray. »Ich habe ein Anwesen ganz in der Nähe.«
    Mit aufgerissenen Augen drehte sie sich zu ihm um. »Bist du wahnsinnig?« Doch sie las in seinen strahlend blauen Augen, dass er gute Lust hatte, sich aus dem Staub zu machen. Auch wenn es manchmal so schien, als sei nichts vom alten Gray zurückgeblieben, blitzte, ganz selten, sein altes Ich wieder hervor. Jetzt war er höflicher und ernster, aber anscheinend immer noch so rücksichtslos wie früher. »Nein.«
    Seufzend bot er ihr seinen Arm. »Ich wusste, dass du das sagen würdest. Ich hoffe, du bist bereit, viel Zeit in unseren Zimmern zu verbringen.«
    »Wir hätten zu Hause viel Zeit in unseren Zimmern verbringen können. Hier wäre es nur unhöflich.«
    »Wenn du das früher erwähnt hättest, hättest du uns diese Reise erspart.«
    »Versuch jetzt nicht, mir die Schuld in die Schuhe zu schieben«, flüsterte sie und erschauerte leicht, als sie spürte, wie sich sein starker Unterarm unter ihren Fingerspitzen anspannte.

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