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Geliebter Lord

Geliebter Lord

Titel: Geliebter Lord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Ranney
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so wie einen Patienten mehr ausmacht als seine Krankheit«, zitierte sie einen Ausspruch von Matthew Marshall, doch hinter ihren Worten verbarg sich eine Neugier, die nichts mit Anteilnahme oder medizinischem Interesse zu tun hatte.
    »Hamish ist zurückhaltend bis zur Unnahbarkeit«, erklärte Brendan, »und geradezu schrecklich höflich mir gegenüber. Das war er früher nicht.« Er sprach leise, damit Hester und Micah es nicht hörten. »Ich wünschte, er würde wieder so, wie er war.«
    »Inwiefern?«
    »Er hatte ein ansteckendes, dröhnendes Lachen«, erzählte, Brendan, »und einen herrlich trockenen Humor. Und er rauchte ein grauenhaft stinkendes Kraut, nur um uns Brüder zu ärgern. Er war der Beständigste von uns. Immer gleich. Immer ganz er selbst.«
    Brendan stand auf, ging zu dem Fass, das sie am Abend zuvor geöffnet hatten, füllte vier Becher, stellte Micah und Hester je ein Ale hin und kehrte zum Tisch zurück. »Manchmal«, er schob Mary einen Becher über den Tisch, »ist es, als hätte ich einen Fremden vor mir.«
    »Warum habt Ihr ihn nicht gerettet?«
    Brendans Miene verfinsterte sich. »Glaubt Ihr tatsächlich, ich hätte es nicht versucht? Ich habe jeden indischen Hafen durchkämmt, ließ mich nicht beirren, was ich auch zu sehen oder zu hören bekam. Ich war überzeugt, dass er noch lebte.«
    Während Mary darauf wartete, dass er weitersprach, erkannte sie, dass sein Zorn sich nicht gegen sie richtete.
    »Aber ich konnte ihn nicht finden.«
    »Ich wollte Euch nicht unterstellen, dass Ihr es nicht versucht hättet. Bitte verzeiht, dass ich diesen Eindruck erweckte.« Sie streckte die Hand aus und legte die Fingerspitzen auf sein Handgelenk.
    Er schüttelte den Kopf, und Mary war nicht sicher, ob er damit ihre Entschuldigung zurückweisen wollte oder ihr Mitgefühl.
    »Sieben Monate nach der Niederschlagung des Aufstands zeigten mir die Briten sein angebliches Grab.«
    »Und dann?«
    »Dann wurde ich zum Feigling.« Er lächelte, doch es hatte nichts Heiteres. »Ich brachte es nicht über mich, heimzukehren und meinen Eltern von seinem Tod zu berichten, und ich wollte auch nicht nach Gilmuir, um es Alisdair zu sagen. Also blieb ich in Indien.«
    »Und da fandet Ihr ihn schließlich doch noch lebend.«
    »Nein – er fand mich«, korrigierte Brendan. »Seine Folterer hatten offenbar angenommen, dass sein Zustand ihm nicht erlauben würde zu fliehen, doch er machte ihnen etwas vor und entkam. Allerdings erkannte ich ihn fast nicht wieder.«
    »Das ist nach einem Jahr in solcher Gefangenschaft kein Wunder.« Hatte Hamish in dieser Zeit einen solchen Hass auf die Menschen entwickelt, dass er sich lieber in einem abgelegenen Castle versteckte, als unter ihnen zu leben?
    Brendan schaute auf das Spielbrett hinunter. »Wahrscheinlich nicht, aber ich weiß nicht, was ihm widerfahren ist. Er spricht nicht darüber.« Überraschend erhellte ein Lächeln sein Gesicht. »Ihr müsst Hamish dazu bringen zu reden. Wenn jemand es kann, dann Ihr. Ihr habt ihn auch dazu gebracht, Schatrandsch mit Euch zu spielen. Allerdings muss ich Euch warnen – Hamish ist ein Gewinner.«
    »Ihr unterschätzt mich. Ich habe zu Beginn meiner Ehe oft mit meinem Mann Schach gespielt.«
    »Habt Ihr gewonnen?«
    »Manchmal. Aber in der Hauptsache lernte ich.«
    »Dazu wird Hamish Euch keine Gelegenheit geben. Er ist äußerst ehrgeizig.«
    Mary lächelte in sich hinein. Sie nahm an, dass Hamishs gute Erziehung sie retten würde. Ein Mann, der die Größe besaß, sein schlechtes Benehmen zu erkennen und sich dafür zu entschuldigen, würde sie gewinnen lassen. Zumindest hoffte sie darauf. Wenn er die Wette verlöre, könnte er sich ihrer Behandlung unterziehen, ohne das Gesicht zu verlieren.
    »Erklärt mir die Regeln«, bat sie und lenkte ihre Konzentration von Hamish auf das Spiel.
    »Die schnellste Methode, es zu lernen, besteht im Erkennen der Unterschiede zu unserem heutigen Schach. Abgesehen von den genannten Figuren, besteht ein Unterschied auch darin, dass es viele Züge, wie den Eröffnungszug über zwei Felder, nicht gibt. Ein Patt bedeutet Sieg, ebenso ein ungeschützter König – und nicht zu vergessen, das Brett hat keine Felder.«
    »Aber die Figuren haben dieselbe Gangart?«
    »Nein, sie sind in ihren Möglichkeiten eingeschränkter.«
    Mary hörte aufmerksam zu und schlug sich in den anschließenden Spielen recht tapfer.
    Die Stunden danach vergingen langsam, als wüssten sie, wie ungeduldig sie das Spiel mit

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