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Geliebter Lord

Geliebter Lord

Titel: Geliebter Lord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Ranney
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schüttelte den Kopf. »Und Ihr? Seid Ihr Vater, Mr. MacRae?«
    »Soviel ich weiß, nein. Wolltet Ihr keine Kinder?«
    »Ist diese Frage nicht ein wenig dreist?«
    »Vielleicht – aber nicht dreister als Eure Hartnäckigkeit, mich als Patient zu gewinnen.«
    Widerstrebend nickte sie zustimmend.
    »Brendan hält große Stücke auf Euch.«
    War sein Ton ein wenig frostig, oder bildete sie sich das nur ein?
    »Er ist sehr besorgt um Euch.«
    »Es scheint so. Sonst hätte er wohl kaum ein Vermögen ausgegeben, um eine Heilerin hierher in die Wildnis zu locken, damit sie mich belästigt.«
    »Ich bin nicht aus Habgier hergekommen«, erwiderte sie amüsiert. »Das Geld, das ich von ihm bekommen habe, geht ans Armenhospital, wo die Kranken unentgeltlich behandelt werden.«
    »Was hat Euch dann bewogen?«, fragte er sardonisch grinsend.
    Sie verriet ihm nicht, dass sie sich nach Abwechslung zu sehnen begann, nach Abenteuern – aber was sie ihm sagte, war möglicherweise ebenso verräterisch. »Vielleicht die Vorstellung, einmal aus Inverness herauszukommen.«
    »Ihr habt die Stadt davor nie verlassen?«
    Nach einem Spielzug sah sie Hamish wieder an. »Der verächtliche Ton ist unangebracht, Sir. Nicht jeder wird als Kapitän geboren.«
    Jetzt war es an ihm, amüsiert zu sein. »Habt Ihr das von Brendan?«
    »Er hat mir auf dem Herweg einiges über Eure Familie erzählt, wie sie vor vielen Jahren Schottland verließ, wie Euer Vater trotz seiner Abneigung gegen das Meer eine Schifffahrtsgesellschaft gründete. Die MacRae-Flotte umfasst derzeit zweiundzwanzig Schiffe, wenn ich mich recht erinnere, und die Söhne haben sich als Kapitäne abgewechselt.«
    »Und was hat Brendan Euch über mich erzählt?«
    »Genug, um mich zu überzeugen, dass Ihr mich nötiger braucht, als Ihr zugebt.«
    »Wie Ihr sehen könnt, bin ich nicht so übel dran, wie mein Bruder es Euch offenbar beschrieben hat.«
    »Aber Ihr könnt Euren linken Arm nicht benutzen, und ich vermute, dass Eure Genesung nicht so gut vorangeht, wie Ihr mich glauben machen wollt. Ihr habt Euch ein paarmal mit der Hand über die Brust gestrichen. Habt Ihr dort eine Verletzung, die Euch Unbehagen bereitet?«
    Er starrte sie an. »Es ist irritierend für mich, anhand meiner Symptome definiert zu werden.«
    »Wie soll ich Euch anders definieren? Unsere Konversation bestand bisher in der Hauptsache aus Fragen, die
Ihr
an
mich
stelltet.«
    Er nickte wohl oder übel zustimmend.
    »Würdet Ihr es als verlorene Schlacht im himmlischen Krieg des Guten gegen das Böse ansehen, wenn ich Euch nicht gestattete, mich zu behandeln?«
    Sie ging nicht auf seinen Sarkasmus ein. »Ich würde mich um Euch sorgen, und das wäre mir lästig.«
    Jetzt lächelte er zum ersten Mal wirklich.
    »Also sollte ich, um Euch diese Sorge zu ersparen, einwilligen, Euch tun zu lassen, was Ihr wollt?«
    »Das wüsste ich sehr zu schätzen.« Sie stützte das Kinn auf die verschränkten Hände. »Es gibt so viele Menschen, die dringend meiner Aufmerksamkeit bedürfen.«
    »Aber wenn ich mich nicht behandeln lasse, werde
ich
Eure Aufmerksamkeit beherrschen?«
    Sie hütete sich, ihm zu sagen, dass sie befürchtete, dass er das
auf jeden Fall
tun würde. Er war ein ungemein faszinierender Mann.
     
    Hamish verwünschte sich dafür, dass er ihr hier gegenübersaß. Der Feuerschein ließ ihre Augen noch dunkler wirken und verstärkte den Rotschimmer des kastanienbraunen Haars. Winzige Fältchen in den Augenwinkeln verrieten, dass sie häufig lachte. Und sie war sehr jung für eine Frau von angeblich so großer Weisheit.
    Heute Abend roch sie nach Brot und Ale, doch selbst diese Mischung vermochte den Reiz ihrer Erscheinung nicht zu mindern. Ihr Mund faszinierte ihn, so sehr, dass ein Teil von ihm sich zurücklehnte und belustigt beobachtete, wie der reife Hamish sich wie ein verliebter Junge gebärdete.
    Die Oberlippe hatte keine Kerbe, sondern ähnelte einer umgekehrten Unterlippe. Dadurch wirkten die Lippen wie permanent geschürzt, ständig zum Kuss gespitzt.
    Der Engel von Inverness war ein erdgebundenes Geistwesen.
    Aber der Mund war nicht das Einzige, was ihn an ihr fesselte. Auch die Augen, von einem weichen Braun, deren dunkler Rand ihnen Tiefe verlieh. Vielleicht wirkten sie deshalb so viel dunkler als seine. Allerdings hatte er die möglicherweise auch falsch in Erinnerung – er hatte seit Monaten in keinen Spiegel geblickt.
    Vielleicht sollte er dankbar dafür sein.
    Sie hatte die Hände gefaltet,

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