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Geliebter Lord

Geliebter Lord

Titel: Geliebter Lord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Ranney
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    T ue ich dir wirklich nicht weh?«, fragte Mary, die die vernarbtesten Schnitte auf Hamishs Rücken behandelte. Obwohl die Salbe Ingredienzien enthielt, die ein Brennen verursachen konnten, zuckte er nicht. Mary bedauerte, ihm vielleicht Schmerzen zuzufügen und ihn damit an die Taten seiner Folterer zu erinnern.
    »Ich spüre so gut wie nichts.«
    Er saß mitten im Hof auf einer Bank, die sie aus der Küche geholt hatten. Mary hatte Hamish überredet, sein Hemd auszuziehen, und im hellen Sonnenlicht fielen ihr plötzlich Rillen auf, die tiefer waren als die Umrisse von Shiva.
    Sie zeichnete eine davon mit der Fingerspitze nach. »Woher stammen denn
diese
Narben?«
    »Von Peitschenhieben«, antwortete er in einem Ton, als spräche er über das Wetter oder ein ähnlich harmloses Thema.
    »Sie haben dich auch
misshandelt?«
    »Es ist vorbei, Mary.« Er schaute über die Schulter zu ihr. »Jemand hat mir kürzlich geraten, es zu vergessen.«
    Mary ärgerte sich, mit ihren eigenen Waffen geschlagen zu werden.
    »Die Sonne wird ebenfalls zur Heilung beitragen«, hörte sie sich wie eine Mutter zu ihrem Kind sagen. »Ich wünschte, ich wäre wirklich mit den Fähigkeiten gesegnet, die die Leute in Inverness mir zuschreiben.« Sie legte die Hände auf seine Schultern. »Dann würde ich die Narben einfach von deinem Körper löschen.«
    Wieder schaute Hamish sich zu ihr um. »Wenn du wirklich ein Engel wärst, könnte ich dich nicht berühren«, sagte er lächelnd, »und diesen Genuss würde ich für nichts auf der Welt eintauschen wollen.«
    »Nicht einmal dafür, ohne Narben zu sein?«
    »Ist das so wichtig für dich, Mary?«
    Sie schüttelte den Kopf und erkannte im gleichen Moment, dass es die Wahrheit war. Die Narben gehörten zu ihm wie seine braunen Augen und sein Haar.
    »Aber warum ist es nicht wichtiger für
dich,
Hamish?«, fragte sie.
    »Vielleicht verdiene ich sie«, erwiderte er geheimnisvoll.
    Sie fuhr fort, die Salbe einzumassieren. Als sie fertig war, wischte sie sich die Hände ab und tupfte den Überschuss behutsam von seiner Haut.
    »Es ist ein herrlicher Tag«, sagte sie zum Himmel aufschauend. Die Luft roch zwar wieder nach Winter, aber die Wärme der Sonne milderte die kühle Brise ab.
    »Das ist wahr.« Wenn er sich unterhielt, war seine Stimme heiser, nur wenn er lauter redete, klang sie normal, aber Mary sprach ihn nicht darauf an. Manches wollte sie gar nicht wissen.
    Sie setzte sich auf den Rand des Brunnens und betrachtete Hamish. Er hatte den Kopf in den Nacken gelegt, das Gesicht der Sonne entgegengehoben, und wieder spielte das Halblächeln um seinen Mund. Inzwischen wusste sie, dass es kein Ausdruck von Belustigung war, sondern er es als Schutzschild benutzte, um seine Gefühle zu verbergen.
    »Spielst du heute Abend Schatrandsch mit mir?« Sie stand auf und verstaute die Salbenphiole in ihrem Arztkoffer.
    Hamish blickte zu ihr hoch.
    »Worum soll die Wette diesmal gehen?«
    »Müssen wir denn wetten? Genügt es nicht, aus Freude am Spiel zu spielen?«
    Sein Lächeln veränderte sich, wurde neckend. »Ich würde lieber etwas von dir gewinnen. Lass uns wetten.«
    »Also gut. Wenn du verlierst, wäschst du die Wäsche.«
    Zu ihrer Überraschung lachte er schallend.
    »Ich gebe zu, diese Wette würde ich lieber gewinnen, aber ich habe interessantere Einsätze im Sinn.«
    Er zwinkerte ihr zu, und das allein ließ ihr Herz schneller schlagen.
    Mary machte ihren Koffer zu und schaute Hamish wieder an.
    »Und was genau
hast
du da im Sinn?«
    »Wenn ich gewinne, bringe ich dir etwas bei, was ich im Orient gelernt habe.«
    »Eine Heilbehandlung?«
    Er grinste. »Wenn du es so nennen willst.«
    »Hat es etwas mit Kobras zu tun?«
    Wieder lachte er lauthals.
    Sein Einfluss auf sie irritierte Mary. Es war in höchstem Maße unziemlich, ein derart zweideutiges Gespräch zu führen, noch dazu bei Tageslicht. Sie ließ sich nur noch von ihren Instinkten leiten, anstatt von ihrem Verstand. Sonst hätte sie die Burg mit den anderen verlassen. Nie zuvor hatte sie sich so benommen. Nur bei ihm war sie so töricht. Und kühn.
    Anstatt ihm das zu offenbaren, lächelte sie ihn an. Er saß da wie ein Satyr mit dem offenen Hemd und dem Bildnis des heidnischen Gottes Shiva auf der Brust.
    Hamish kam ihr vor wie die Verkörperung des Abenteurers, der die Welt erkundete und tat, was ihm gefiel, ohne sich um die Meinung anderer zu scheren.
    »Einverstanden«, sagte sie, »ich nehme die Wette an.«
    Er lächelte.
    In

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