Geliebter Normanne
wimmerte und nahe daran war, das Bewusstsein zu verlieren. Auf seinem Gesicht lag ein verzweifelter Zug, bei dem Hayla zu verstehen begann, was Constance Aubrey mit dem König verband. Plötzlich ergab alles einen Sinn.
Hayla musterte ihn und sagte dann kühl: »Wenn es mir gelingt, die Krämpfe zu lösen, gibt es eine Chance.« Sie zögerte und sagte dann mit fester Stimme: »Ich hoffe, es wird mir gelingen, Euer Kind zu retten.«
Wie von einer Nadel gestochen, fuhr der König zu ihr herum. »Ihr wisst Bescheid?« Zum ersten Mal erkannte Hayla eine leichte Unsicherheit in Williams Gesichtszügen.
Sie nickte. »Das erklärt, warum ihr unbedingt wolltet, dass Bosgard Constance heiratet, und auch Eure Drohungen, sollte er diesem Wunsch nicht nachkommen. Ihr wolltet für Eure Geliebte einen aufrechten und tapferen Mann und für Euer Kind einen Vater, der noch dazu weit weg vom Hof lebt.«
William trat so schnell vor Hayla und packte ihre Schultern, dass sie nicht zurückweichen konnte. Er schüttelte sie und sah ihr fest in die Augen. »Ihr werdet über alles schweigen und niemandem auch nur jemals ein Sterbenswort davon erzählen. Habt Ihr verstanden?«
In Haylas Kopf arbeitete es fieberhaft. Sie spürte keine Angst, denn sie erkannte einen Hoffnungsschimmer für sich und für Bosgard. Es war zwar nur eine kleine Chance, aber sie vermutete, der König würde alles daransetzen, damit seine Frau Mathilda nichts von der Geliebten erfuhr. Und noch weniger davon, dass diese des Königs Kind unter ihrem Herzen trug. Darum wagte sie zu fragen: »Wäre es für Euch nicht von Vorteil, wenn Constance das Kind verliert? Auf diese Weise würden sich einige Probleme für Euch lösen.«
Des Königs Fingers krallten sich so fest in ihre Schultern, dass Hayla seine Nägel durch den Stoff hindurch in ihrer Haut spürte, aber sie ließ sich den Schmerz nicht anmerken. Sie hatte nichts mehr zu verlieren, im Gegenteil, sie konnte nur gewinnen.
»Haltet Ihr mich für ein Monstrum, dass Ihr mir zutraut, ich würde mich über ein totes Kind freuen?« Er lachte bitter und fuhr fort: »Ihr Angelsachsen meint, ich wäre ein Mann ohne Gewissen und mit einem Herzen aus Stein. Ich bin Euch zwar keine Rechenschaft schuldig, aber ich hege tiefe Gefühle für Lady Constance. Gefühle, die nicht sein dürfen, aber wenn es möglich wäre, würde ich sie zu meiner Königin machen.«
Vor Überraschung hielt Hayla dem Atem an. Des Königs Augen, die die ganze Zeit kalt wie Stein gewesen waren, zeigten nun einen Schimmer, den Hayla nur als Traurigkeit verstehen konnte. William war zwar ein Mann, der England mit Härte, die manchmal an Grausamkeit grenzte, sich untertan gemacht hatte, dennoch schien auch er Gefühle zu besitzen. Hayla war es unverständlich, wie man sich in Constance Aubrey verlieben konnte, aber offenbar verfügte die Frau über Qualitäten, von denen sie, Hayla, nichts ahnte.
»Lasst mich los, und ich werde alles tun, um Constance und das Kind zu retten«, sagte Hayla leise.
Seine Finger lösten sich just in dem Augenblick, als die Dienerin wieder eintrat.
»Ich hoffe es für Euch«, zischte er Hayla leise zu, dann verließ er die Kammer, und Hayla stieß einen Seufzer der Erleichterung aus. Sie würde alles in ihrer Macht Stehende tun, eine drohende Frühgeburt zu verhindern und Constances Kind zu retten.
Den ganzen Tag und die folgende Nacht wachte Hayla an Constances Bett. Der vom König gerufene Bader hatte nur einen hilflosen Blick auf die Schwangere geworfen und beim Hinausgehen gemurmelte: »Das ist Weiberkram, da mische ich mich nicht ein.«
Noch dreimal musste die Dienerin einen neuen Trank zubereiten, und Hayla massierte in regelmäßigen Abständen sanft Constances Bauch. Als die Krämpfe beim Morgengrauen nachließen und Constance sich zu entspannen begann, weinte Hayla vor Erschöpfung, aber auch vor Erleichterung.
»Warum tust du das?«, flüsterte Constance, in deren Wangen langsam eine leichte Röte zurückkehrte. »Du hättest mich sterben lassen sollen. Ich an deiner Stelle hätte es getan.«
Darum liebt Bosgard auch mich und nicht dich, dachte Hayla, sagte aber stattdessen: »Ihr solltet jetzt schlafen, Mylady. Ich denke, es droht keine unmittelbare Gefahr mehr. Ihr müsst Euch allerdings schonen, viel ruhen und jegliche Aufregung meiden.«
»Danke.« Constance streckte eine Hand aus. Als Hayla diese ergriff, flüsterte Constance kaum vernehmlich: »Es tut mir leid, und ich wünsche dir und Bosgard
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