Geliebter Normanne
viel Glück.« Hayla verzichtete auf eine Antwort, sie erwiderte jedoch Constances Händedruck. »Schickst du ihn zu mir?«, fragte Constance, und Hayla wusste, wen sie meinte.
Während der König bei Constance war, wurde Hayla in einen kleinen Raum geführt. Als sie eintrat, schrie sie vor Freude auf. »Bosgard!« Hayla flog in seine Arme. Bosgard war ebenfalls übermüdet, seine Augen lagen in dunklen Höhlen, und auf den Wangen zeigten sich Bartstoppeln. Auf seine stumme Frage, die sie in seinen Augen las, nickte Hayla. »Sie und das Kind werden es überleben.«
»Es ist also das Kind des Königs«, stellte Bosgard fest und hielt Hayla fest umschlungen. »Nun ergibt alles einen Sinn, und ich zürne William nicht länger, dass er mich zu dieser Heirat zwingen wollte.«
Zwei Diener brachten frisches Bier und eine Platte mit Brot und Käse. Hayla merkte erst jetzt, wie hungrig sie war. Sie hatte seit zwei Tagen nichts mehr gegessen, und jetzt, da die Anspannung von ihr abfiel, griff sie herzhaft zu. Auch Bosgard ließ es sich schmecken. Sie hatten gerade das letzte Stück Käse von der Platte genommen, als der König, begleitet von drei bewaffneten Wachen, eintrat. Hayla erstarrte, als die Wachen auf sie zutraten. Bedeutete das nun das Ende?
»Bosgard … Lady Hayla …« Williams Blick ging von einem zum anderen. »Ich möchte mit Euch sprechen.« Beide beugten die Knie und senkten den Blick. Bosgards Hand tastete nach Haylas und drückte sie kräftig. »Erhebt Euch«, fuhr der König fort. »Lady Constance ist auf dem Weg der Besserung. Sie hat keine Beschwerden mehr. Das ist Euer Verdienst, Lady Hayla, und dafür möchte ich Euch danken.«
Hayla nahm ihren ganzen Mut zusammen. Sie hatte sich die Worte gut überlegt, die sie nun an den König richtete. »Sire, was ich tun konnte, war nur wenig, und es hat Gott gefallen, Lady Constance und das Kind zu retten. Obwohl ich Euch erst gestern kennengelernt habe, spüre ich, dass Ihr ein gerechter Herrscher seid, der stets an das Wohl seiner Untertanen denkt.« Hayla hörte Bosgard schnaufen, und sie hoffte, er würde ihre Rede nicht durch eine unpassende Bemerkung verderben. »Sir Bosgard und ich … wir lieben uns vielleicht auf ähnliche Art und Weise, wie Ihr Lady Constance zugetan seid. Ich bitte Euch, Sire …« Sie hob den Blick und sah dem König ins Gesicht. »Nein, ich flehe Euch an: Lasst uns gehen! Meine Abstammung hat keine Gültigkeit mehr. Ihr seid der Herrscher Englands, und ich bin nur eine junge Frau, die nichts anderes möchte, als still und zurückgezogen zu leben und meinem Ehemann viele Kinder zu schenken.«
William war zwar ein König und Kämpfer, der mit großer Härte seine Ziele erreichte, aber er war auch ein Mann. Ein Mann, den der Blick aus Haylas veilchenblauen Augen nicht ungerührt ließ. Er kratzte sich am Kinn und senkte die Lider. Lange Zeit sprach niemand, und Hayla meinte, der König müsse das laute Pochen ihres Herzens hören.
»Mit ähnlichen Gedanken habe ich dieses Gespräch gesucht«, begann William schließlich zu sprechen. »Ich bin Normanne, und wir Normannen sind Ehrenmänner, die niemals vergessen, wer unser Freund und wer unser Feind ist. Es ist jedoch unmöglich, dass ich Euch gestatte, in England zu bleiben. Es hat sich im Land herumgesprochen, wessen Tochter Ihr seid, Lady Hayla, darum kann ich nicht das Wagnis eingehen, dass sich doch noch Verschwörer um Euch sammeln. Ich sehe zwar die Gefahr, wenn ich Euch gestatte, ins Exil zu gehen, aber ich stehe nun in Eurer Schuld. Ich weiß, dass das Volk mich für einen grausamen Herrscher hält, der keine Gnade walten lässt, dennoch besitze auch ich ein Herz und vor allen Dingen ein Ehrgefühl. Aus diesem Grund werde ich Euch am Leben lassen, Ihr habt England jedoch umgehend zu verlassen und werdet es niemals wieder betreten.« Hayla hätte über diese Worte am liebsten laut gejubelt, aber sie beherrschte sich und wartete ab. »Ich verliere Euch, Bosgard, zwar nur ungern, wenn Ihr jedoch an der Seite dieser Frau bleiben wollt, dann kehrt in die Normandie zurück. Euer Besitz in Cornwall fällt dann allerdings wieder an die Krone. Seid Ihr zu diesem Opfer bereit?«
Bosgard sprang auf die Füße und rief: »Zu jedem, Sire, solange ich mit der Frau, die ich mehr liebe als alles andere auf der Welt, zusammen sein kann.«
Williams Mundwinkel zuckten ein wenig, als er sagte: »So geht und kehrt niemals zurück. Seid jedoch versichert, Bosgard de Briscaut, es wird mir
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