Geliebter Normanne
Nacken und blickte den König herausfordernd an. »Ihr, Sire, seid seit fast zwei Jahren der rechtmäßig gekrönte König des Landes, und ich erweise Euch den nötigen Respekt und bedingungslose Treue.«
»Ach, dann leugnet Ihr also, als uneheliche Tochter von Harold Godwinson gegen mich intrigiert zu haben?«
»Mit allem, was mir heilig ist, weise ich diesen Vorwurf zurück!«, rief Hayla so laut, dass auch der Letzte in der Halle ihre klare Stimme hören konnte. »Ich gebe zu, ein Mündel Harolds gewesen zu sein. Das Gerücht, er soll mein leiblicher Vater sein, wurde mir selbst jedoch erst vor wenigen Wochen zugetragen.«
»Ob es wirklich nur ein Gerücht ist, gilt es zu klären.« Scharf unterbrach der König Haylas Worte. Er beugte sich vor, und seine Augen fixierten Hayla. Obwohl der König kein attraktiver Mann war, konnte Hayla sich einer gewissen Faszination nicht entziehen. »Es gibt Beweise … Zeugen, die Eure Abstammung bestätigen.«
Hayla riss ihren Blick los, faltete die Hände vor der Brust und sagte feierlich: »Ich schwöre bei allem, was mir heilig ist, wenn Ihr wollt auch auf die Bibel, dass ich selbst keine Kenntnis darüber hatte, auch wenn es der Wahrheit entspricht.«
König William hob die Hand und rief: »Man führe Lady de Mantes und den Ritter Mandric vor.«
Zuerst befragte er Lady Elfgiva, die mit leiser Stimme versicherte, von Harold persönlich erfahren zu haben, dass Hayla seine Tochter war. Lauter fuhr sie dann fort: »Ich kenne die junge Frau seit ihrer Geburt, Sire, und ich weiß, dass sie die Wahrheit spricht. Harold hat uns alle, die davon wussten, schwören lassen, dass Hayla niemals davon erfahren sollte. Danach handelte ich ebenso wie die inzwischen verstorbenen Männer Leofric und Alfred. Dass Hayla nach der Eroberung Englands in den Westen aufs Land gebracht wurde, diente einzig und allein ihrem Schutz.«
Der König ließ Elfgivas Ausführungen unkommentiert, dann forderte er Mandric zum Sprechen auf. Nun erlebte Hayla eine große Überraschung, denn Mandric gab zwar zu, über die wahren Umstände Bescheid gewusst zu haben, aber er fügte laut und deutlich hinzu: »Dass ich Euch, Sire, die Sache zutrug, entsprang allein einer unseligen Eifersucht. Einst war Hayla meine Braut, doch als sie ablehnte, meine Ehefrau zu werden, und ich sah, dass sie ihr Herz einem anderen Mann geschenkt hatte, sann mein verwirrter Geist auf Rache. Ich versichere, dass Hayla nie einen Aufstand oder etwas anderes, was Euch, Sire, Schaden zufügen würde, geplant hat. Ein solches Verhalten entspräche gar nicht ihrem Charakter, denn ihr Herz ist so rein und klar wie der Tau auf einer Wiese an einem Frühlingsmorgen.«
Bei diesen poetischen Worten ging ein Raunen durch die Menge, und der König runzelte erstaunt die Stirn. Bevor er jedoch Mandric fragte konnte, was diesen zu seinem plötzlichen Sinneswandel bewogen hatte, ertönte ein Schrei, und eine Frau stürzte in die Mitte der Halle.
»Das sind alles Lügen!«, kreischte Constance Aubrey. »Mit eigenen Augen habe ich gesehen, wie diese Frau« – sie deutete auf Hayla – »sich an Bosgard de Briscaut herangemacht hat, und mit meinen Ohren habe ich gehört, wie die beiden gemeinsam Eure Ermordung geplant haben, Sire.«
»Ihr seid ja krank im Kopf!« Hayla vergaß ihre Angst und trat zornig einen Schritt auf Constance zu, wurde aber sogleich von einem Wachmann zurückgehalten. »Ihr verbreitet diese Lügen, weil Bosgard Euch nicht wollte. Ihr seid ebenso eifersüchtig wie Mandric und wollt Euch an Bosgard und mir rächen.«
Constance zeigte sich von Haylas Worten unbeeindruckt. Sie warf dem König einen triumphierenden Blick zu und sagte: »Gestern hat Hayla einen von Euren Rittern, Sire, kaltblütig ermordet. Ralph Clemency wurde hinterrücks erdolcht.«
»Was sagt Ihr da?« König William fuhr aus dem Stuhl hoch und starrte Constance verwundert an. »Dann steht vor mir nicht nur eine Verräterin, sondern auch eine Mörderin. Setzt Euch zu mir, Lady Constance. In Eurem Zustand müsst Ihr Euch schonen und solltet Euch nicht so aufregen.«
Hayla schloss verzweifelt die Augen. Nun war alles aus! Selbst wenn Lady Elfgiva gestand, Ralph getötet zu haben – der König würde weder Elfgiva und noch weniger ihr und Bosgard Glauben schenken. Welche Macht besaß Constance Aubrey nur über den König?
»Sire«, wagte Hayla dennoch das Wort zu ergreifen. »Ralph Clemency wollte mich … er wollte mir Gewalt antun, und er hat Bosgard
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