Geliebter Rebell
vielleicht doch? Als Gayle sich neben Geoff setzte, spürte sie seinen forschenden Blick, und es entging ihr nicht, wie mühsam er ein Grinsen unterdrückte. Natürlich wusste er Bescheid. Seufzend lehnte sie sich auf der gepolsterten Bank zurück und murmelte »Nein, der Mann ist wirklich kein Eremit. Wann hast du ihn kennen gelernt und wie ist es zu diesem Besuch im Red Lion gekommen?«
Geoffrey nippte an seinem Drink und hielt das Glas vors Gesicht. »Heute morgen. Du wusstest doch, er wollte in die Stadt. Und ich führte ihn hierher, weil du immer von diesem Lokal geschwärmt hast.«
»Du hättest mich warnen können.«
»Warum sollte ich?« Er lachte. »Du wolltest doch einen bärtigen Einsiedler kennen lernen.«
»Okay, ich habe bereits zugegeben, dass er kein bärtiger Einsiedler ist.«
»Und er riecht auch nicht ungewaschen. Ich wette, er badet sogar…«
»Geoffrey!«
»Ja, Gayle?« erwiderte er unschuldig. »Ich sagte dir doch…«
»Lügner! Du hast nur eine Verabredung erwähnt.«
»War das etwa eine Lüge? Ich war tatsächlich mit Brent und Chad verabredet. Aber du warst so damit beschäftigt, über Madelaine zu spotten…«
»Den Busenstar«, verbesserte sie ihn.
»Das wollen wir mal dahingestellt lassen. Aber wieso sollte ich dich vor meiner Absicht warnen, mit einem Eremiten auszugehen?« Nachdenklich musterte er sie über den Rand seines Glases hinweg. »Jetzt erinnere ich mich – ich wollte dich sogar warnen. Komisch… Kann es zwischen einem Mann und einer Frau schon funken, bevor sie sich gesehen haben?«
Sie schaute über den Tisch zu Brent, der Tinas Frage nach seiner Arbeitsweise beantwortete. Lachend mischte Chad sich ein, und Gayle wandte sich wieder zu Geoffrey.
Er beobachtete sie immer noch aufmerksam. »Brent möchte dich malen. Das war das erste, was er sagte, als ich ihn auf dich hinwies. Noch bevor er sich nach deinem Namen erkundigte.
Er glaubt, du wärst ein fabelhaftes Modell.«
»Und du willst mich dem Wolf zum Fraß vorwerfen?«
»Ich sehe keinen Wolf in ihm. Er ist ein netter Junge, und ich mag ihn.«
»Genau der Richtige für eine echte Männerfreundschaft?« hänselte sie ihn.
Geoff verdrehte die Augen. »Er ist intelligent, interessant und amüsant. Ja, ich wäre gern sein Freund. In erster Linie betrachte ich ihn als Persönlichkeit und erst in zweiter als Künstler.«
»Trotzdem willst du, dass ich dem Künstler Modell stehe! Nackt!«
»Du führst dich ja auf, als wäre ich ein Zuhälter.«
»Wie auch immer, ich tu’s nicht, Boss.«
»Das liegt ganz bei dir.«
»Würdest du einer Malerin Modell stehen?«
Er lachte. »Wenn du’s bist – jederzeit.«
»O Gott, du bist ein schrecklicher Lügner.«
»Keineswegs.«
»Okay, vielleicht würdest du’s tun. Und womöglich sitzt der Busenstar jeden Abend vor einer Staffelei… «
»Und du wärst liebend gern unser Publikum, was?«
Sie musste lachen. Sie war sich keineswegs sicher, was Geoff tun würde und was nicht.
Er wandte sich zu Chad, der nach den Scheinwerfern in der Galerie gefragt hatte. Rings um Gayle redeten alle. Irgend jemand hatte ihr noch einen Scotch bestellt, und sie, nahm hastig einen Schluck. Wieder einmal saß die Brent gegenüber.
Als sie die Beine übereinander schlug, trat sie versehentlich gegen sein Knie. Er hörte auf, mit Tina zu sprechen, sah sie an und verzog den Mund zu einem arroganten Lächeln. Anscheinend glaubte er, sie hätte es absichtlich getan, um seine Aufmerksamkeit zu erregen. »Das ist nicht wahr«, protestierte sie, obwohl er nichts gesagt hatte.
»Stehen Sie mir Modell«, flüsterte er.
»Nein«, formten ihre Lippen. Sie wollte nach Hause. Während die anderen sich großartig amüsierten, geriet sie in Panik.
Sie bevorzugte es, wenn sich die Beziehung zu einem Mann ganz langsam entwickelte. Solch stürmischen Angriffen fühlte sie sich nicht gewachsen. In ihrem Kopf dröhnte es, und sie begann zu wünschen, Brent McCauley wäre tatsächlich ein alter Einsiedler mit langem Bart. Wann würden die anderen endlich aufbrechen?
Niemals, wie es schien. Für einen verschlossenen Exzentriker war Brent überraschend freundlich und redselig. Er besass die Fähigkeit, Menschen auszuhorchen, lauschte den Geschichten, die Liz über ihre Kinder erzählte, lachte über lustige Zwischenfälle in Tinas Fitneßzentrum, und offensichtlich war er nicht nur Chads Arbeitgeber, sondern auch sein guter Freund.
Alle unterhielten sich köstlich, und es widerstrebte Gayle, ihnen
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