Geliebter Tyrann
Überschwemmung hatte ich viel Zeit zum Nachdenken. Ich erkannte damals, daß du mich immer noch liebst. Nicht Bianca war die Ursache, daß es zwischen uns zu Problemen kam; daran war nur unser Eigensinn schuld. Du wußtest, daß ich mich davor fürchtete, die Plantage zu verlieren, und ich war allein nicht stark genug. Und du hast nicht fest genug an mich geglaubt.«
»Clay...«, begann sie. Sie wußte in ihrem Herzen, wie recht er hatte; aber es gefiel ihr nicht, die Wahrheit aus seinem Mund zu erfahren.
»Es ist schon gut, mein Liebling. Wir werden wieder von vorne anfangen. Dieses Mal bleiben wir beisammen. Dieses Mal wird keiner uns mehr trennen können.«
Sie starrte ihn an. Sie hatten so viel durchgemacht, und doch hatte ihre Liebe alles überdauert. Sie wußte, sie würden es schaffen.
Sie lehnte sich an seine Schulter zurück, und seine Arme hielten sie an seiner Brust. »Es ist, als wäre ich nie fort gewesen.«
Er küßte ihren Scheitel. »Du mußt von meinem Schoß herunter, oder ich werde dich auf die Couch werfen und mich an dir vergehen.«
Sie wollte mit ihm lachen und scherzen; doch der Schmerz über den Tod ihrer Mutter in ihr war zu mächtig.
»Komm mit mir, mein Süßes«, sagte er leise. »Laß uns zurückgehen zur Mühle und nach deiner Mutter sehen. Wir haben später noch Zeit dafür, Pläne zu schmieden.« Er hob ihr Kinn in seiner Hand an. »Vertraust du mir?«
»Ja«, sagte sie fest. »Das tue ich.«
Er stellte sie auf den Boden, und dann stand er neben ihr. Nicoles Augen weiteten sich, als sie seine Hose ansah. Das Zimmer schien plötzlich sehr warm zu sein...
»Komm«, sagte er heiser, »ünd höre auf, mich so anzustarren.«
Er nahm sie bei der Hand und führte sie aus der Bibliothek
Keiner von beiden bemerkte Bianca, die unter der Tür des Eßzimmers stand. Sie war draußen gewesen, als sie Nicole auf das Haus zurennen sah. Sie hatte sich beeilt, ihr zu folgen, und sich dabei überlegt, wie sie Nicole für deren Unverschämtheit zurechtweisen wollte. Im Haus hatte sie dann gehört, wie Nicole von einem Zimmer zum anderen lief, die Schlafzimmertüren zuwarf und sich überhaupt benahm, als gehöre ihr das Haus. Bianca war im Morgenzimmer gewesen - Nicole bewegte sich zu rasch, sie hatte nicht mit ihr Schritt halten können -, als sie Clay sah. Sie hatte vor der Tür gestanden und gelauscht, während die beiden redeten.
Sie hatte voller Freuden vernommen, daß Gerards Frau tot war. Sie hatten nie über die Tatsache gesprochen, daß er bereits verheiratet war; doch wußte Bianca, daß seine Frau alt war und nicht mehr lange leben würde.
Sie war zu Eis geworden, als Nicole sagte, Bianca plane, Clay zu ermorden. Als sie Clay sagen hörte, Bianca sei nicht intelligent oder couragiert genug, begann sie zu tauen. In Sekunden verwandelte sie sich von Eis zu Feuer. Sie wußte jetzt, daß sie fähig war, Gerards Plan auszuführen. Clayton Armstrong verdiente den Tod, nachdem er so von ihr geredet hatte.
Sie verließ das Haus und ging auf die Suche nach einem Kind, das sie mit einer Botschaft zu Gerard schicken konnte. Sie wußte, es blieb ihr nur noch wenig Zeit, ehe Clay Schritte unternahm, um sich von ihr zu befreien.
Nicole stand vor ihrer Mühle und trank aus einer Kürbisflasche. Das kalte frische Brunnenwasser tat ihr gut nach der harten Arbeit in der Mahlstube. Der Sommerweizen war reif, und in den Wochen, wo er geerntet wurde, hatten sie keine freie Minute.
Wenigstens lenkte die Arbeit sie von den Plänen ab, die sie und Clay hatten. Sie hatten Adele in der Familiengruft neben Clays Mutter beigesetzt. »So wird sie uns immer nahe sein«, sagte er. Dann waren die beiden zu Bianca gegangen und hatten mit ihr ihre Zukunftspläne erörtert Clay sagte, er habe jetzt genug von der Geheimniskrämerei und wollte von nun an die Dinge offen auf den Tisch legen. Bianca war ganz ruhig gewesen und hatte sich genau angehört, was Clay ihr zu sagen hatte. Das Angebot, sie ein Leben lang zu unterhalten, war sehr fair, und Clay wie Nicole wußten sehr wohl, was für eine große Belastung das für sie in den kommenden Jahren bedeutete. Clay suchte Nicoles Hand unter dem Tisch. Es bestand ein starkes Band von Solidarität zwischen ihnen.
Nach dem Treffen hatten sie nicht miteinander gesprochen, waren jedoch getrennt zu der versteckten Lichtung am Fluß gegangen. Trotz der Tatsache, daß sie seit mehr als einem Jahr nicht mehr zusammen gewesen waren, nahmen sie sich Zeit betrachteten einander,
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