Geliebter Unsichtbarer
Lösung“, bestätigte Manus hinter ihm. „Ich werde es einleiten. Wir nehmen uns einen Körper aus dem Leichenschauhaus, auf den Ihre Beschreibung passt.“
„Vergiss die Zähne nicht“, riet Aiden.
„Mach dir keine Sorgen, ich werde einen Abdruck von ihrem Zahnarzt holen und dann unsere Crew die Zähne der Leiche bearbeiten lassen, damit sie mit Leilas übereinstimmen.“
„Was?“, würgte Leila heraus.
Aiden sah, wie sie ihn ungläubig anstarrte.
„Ja, wissen Sie“, fuhr Manus fort, „sie feilen die Zähne ab und machen dort Füllungen, wo Sie welche haben. Unsere Leute sind Experten. Sie können eine perfekte Kopie . . . “
„Ihr könnt nicht einfach . . . das ist nicht . . . aber . . . “ Tränen stiegen in ihre Augen.
„Tu es!“, befahl Aiden seinem Freund, ohne seinen Augen von Leila zu nehmen.
Ein panischer Blick huschte plötzlich über ihr Gesicht, als sein Sekundant zur Tür ging. Machte sie sich Sorgen, weil sie jetzt wieder mit ihm alleine sein würde? Oder war sie über das besorgt, was Manus tun würde? Was immer es war, Leila wich von ihm zurück und er ließ ihre Schultern los.
„Oh, ich hätte fast was vergessen.“ Manus drehte sich an der Tür nochmals um. „Ich habe dir ein weniger auffälliges Auto gebracht. Ich befürchte, dein Sportwagen wird wie ein bunter Hund auffallen, wenn du dich schnell aus dem Staub machen musst.“
Aiden nickte. Er war sich dessen bewusst. Deshalb kam er nur selten dazu, sein tolles Auto zu fahren. Obwohl er es schon seit zwei Jahren hatte, hatte es kaum 5000 Meilen auf dem Tacho. Er tastete seine Hosentaschen nach dem Schlüssel ab, und bemerkte, dass sie leer waren.
„Die Schlüssel sind im Zimmer.“ Er sah Leila an. „Ich bin in einer Minute wieder da.“
Er drehte sich um und folgte Manus aus der Küche.
Leila schluckte ihre Tränen hinunter und versuchte, das Zittern ihrer Hände unter Kontrolle zu bringen, aber die Pläne der beiden Hüter der Nacht ließen ihr das Blut in den Adern gefrieren. Sie wollten allen Glauben machen, dass sie tot wäre.
Ihre Eltern würden todunglücklich sein, wenn sie es erfuhren. Trotz der Tatsache, dass sie beide unter Alzheimer litten, war ihr Verstand doch an ihren guten Tagen noch klar genug, um ihre Tochter zu erkennen. Wenn sie die Nachrichten im Fernsehen sahen, würden sie zusammenbrechen. Sie konnte ihren Eltern nicht so eine Qual zufügen. Es wäre grausam.
Sie musste sie warnen und ihnen sagen, dass sie nichts, was sie im Fernsehen sehen würden, glauben durften. Der Pflegerin zu raten, sie nicht fernsehen zu lassen, würde nicht reichen. Fernsehen war der Zeitvertreib ihre Eltern. Nichts konnte sie von der Kiste, die Unterhaltung in ihr eintöniges Leben brachte, wegzerren. Außerdem würden die Zeitungen die Geschichte auch drucken. Es gab zu viele Möglichkeiten, wie sie die schreckliche Nachricht herausfinden könnten. Die Nachbarn würden mit Beileidskarten und Blumen vorbeischauen.
Leila warf einen Blick auf die Digitaluhr an der Kaffeemaschine und hoffte, dass es nicht schon zu spät war. Mit etwas Glück wäre die Pflegerin gerade erst dabei, ihre Eltern aufzuwecken und hatte selbst auch noch nichts von ihrem Verschwinden erfahren. Alleine die Nachricht von ihrem Verschwinden könnte das Herz ihres Vaters zum Stillstand bringen und den Blutdruck ihrer Mutter hochtreiben.
Sie wusste, sie konnte nicht ins Zimmer zurückgehen, um ihr Handy aus ihrer Tasche zu holen, also sah sie sich in der Küche um. An der Wand neben dem Kühlschrank war ein Telefon befestigt. Sie musste eine schnelle Entscheidung zu treffen. Aiden würde in Kürze wieder hier sein. Jetzt oder nie!
Sie warf einen Blick über die Schulter, nahm das Telefon vom Haken und wählte die Nummer ihrer Eltern. Mit einem Ohr hörte sie das Klingeln am anderen Ende, mit dem anderen lauschte sie auf Geräusche aus dem Flur. Dreimal klingelte es, viermal. Wenn niemand abnahm, dann würde sich der Anrufbeantworter gleich einschalten.
„Hallo?“
Leila atmete erleichtert auf, als sie die leise Stimme am anderen Ende erkannte. „Mama, ich bin’s, Leila.“
„Hallo?“, antwortete sie.
„Mama, kannst du mich hören? Ich bin’s, Leila,“ wiederholte sie einen Bruchteil lauter, und fragte sich, ob ihre Mutter ihr Hörgerät eingeschaltet hatte.
„Oh, hallo. Jetzt kann ich dich hören.“
Ihr Herz machte einen aufgeregten Salto. Ihre Mutter klang klar wie eine Glocke. Vielleicht war dies einer ihrer
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