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Geliebter Unsichtbarer

Geliebter Unsichtbarer

Titel: Geliebter Unsichtbarer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tina Folsom
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guten Tage.
    „Ja, ich bin’s, Mama, Leila“, wiederholte sie, nur um sicherzugehen.
    „Guten Morgen, Leila.“
    „Es ist so schön, deine Stimme zu hören. Hör zu, Mama, ich habe nicht viel Zeit, aber ich möchte dir etwas Wichtiges sagen.“ Sie machte eine Pause, um sich zu versichern, dass ihre Mutter sie verstanden hatte.
    „Na dann los, ich plaudere immer gerne. Nancy ist schon seit ein paar Tagen so ein Miesepeter. Sie plaudert kaum mit mir.“
    Nun, sie würde mit Nancy, der Pflegerin, zu einem anderen Zeitpunkt darüber reden, aber im Moment hatte sie Wichtigeres zu tun.
    „Mama, du wirst Dinge im Fernsehen über mich sehen. Sie werden sagen, dass ich verschwunden bin, oder vielleicht sogar, dass ich gestorben bin. Aber glaube nichts davon. Mir geht es gut. Alles ist in Ordnung.“ Verdammt, das war so eine Lüge. „Ich muss einfach für ein paar Tage weg. Es sind ein paar Dinge bei der Arbeit passiert, die ich jetzt nicht erklären kann. Verstehst du das?“
    „Natürlich, meine Liebe. Du musst weg.“
    „Ja, Mama. Aber ich will nicht, dass du oder Vati euch Sorgen um mich macht. Mir geht’s gut. Mir kann nichts passieren. Ich mache mir nur Sorgen um dich und Vati.“
    „Um uns musst du dir keine Sorgen machen. Uns geht es gut.“
    Es war eine Erleichterung, sie das sagen zu hören.
    „Und mach dir um Nancy keine Sorgen. Wenn ich zurück bin, werde ich ihr sagen, dass sie sich öfter mit dir zum Plaudern hinsetzen soll, damit du dich nicht langweilst.“
    „Wer langweilt sich denn, meine Liebe?“, fragte ihre Mutter.
    Hatte sie sich nicht Sekunden zuvor darüber beschwert, dass Nancy nie mit ihr quatschte? „Aber du sagtest doch, dass Nancy . . . “
    „Nancy!“, rief ihre Mutter plötzlich. Sie klang so, als hielte sie das Telefon von ihrem Mund weg.
    „Ja, Ellie?“ Leila erkannte die Stimme der Pflegerin im Hintergrund.
    „Da will jemand mit dir reden.“
    „Nein, Mama“, versuchte Leila, sie aufzuhalten, aber ihre Mutter hörte sie offenbar nicht.
    „Wer ist es?“
    „Oh, die Tochter vom Nachbarn. Ich glaube, sie spinnt ein bisschen.“
    Oh, nein! Ihre Mutter hatte sie nicht erkannt. „Mama!“, rief sie ins Telefon.
    „Nancy sagt, du sollst später wieder anrufen.“
    Dann hörte sie einen Klick in der Leitung. Ihre Mutter hatte aufgelegt. Schockiert ließ sie den Hörer wieder auf die Gabel fallen. Dies war nicht einer ihrer guten Tage gewesen. Ihre Mutter hatte in Wirklichkeit kein einziges Wort, das Leila gesagt hatte, verstanden.
    Leila wollte vor Frustration schreien. Sie griff erneut nach dem Hörer, denn sie musste es noch einmal versuchen. Vielleicht würde dieses Mal Nancy abheben und sie könnte ihr alles erklären. Oh, Gott, sie hoffte es.
    Ihre Hand erstarrte auf dem Hörer als sie hörte, wie jemand den Türknauf drehte.
     

20
     
    Aiden zögerte, bevor er die Küchentür öffnete. Wie würde Leila jetzt, da ihr Puffer Manus weg war, auf ihn reagieren? Wie sich herausstellte, musste er sich darüber keine Gedanken machen. Als er eintrat, starrte sie immer noch auf den Fernseher und verfolgte die gleichen Nachrichten. Mittlerweile kannte er sie gut genug, um zu erkennen, dass ihr das nicht guttun würde, also ging er zum Fernseher und schaltete ihn aus.
    „Warum ruhst du dich nicht aus?“
    Zu seiner Überraschung nickte sie und protestierte nicht, als er sie wieder zu ihrem Zimmer führte. Aiden zog die Vorhänge zu, damit Leila schlafen konnte, während draußen schon die Sonne schien. Sie lag nun auf dem Bett – diesmal voll bekleidet. Es schien, als wollte sie nicht, dass er sie je wieder berührte.
    Er fühlte sich schuldig, weil er sie getäuscht hatte. Frustriert legte er sich auf die Couch, wohl wissend, dass seine Anwesenheit im Bett nicht willkommen war. Diese Erkenntnis half jedoch nicht, sein wachsendes Verlangen nach ihr zu bändigen. Genauso wenig wie stundenlang über sie nachzudenken, während sie nur ein paar Meter entfernt von ihm schlief.
    Als Coralee irgendwann um die Mittagszeit Essen aufs Zimmer brachte, stellte Aiden das Tablett auf den Tisch und öffnete die Vorhänge. Dann ging er zum Bett. Wie sie so da lag, mit geschlossenen Augen und ihrem Haar wie ein Heiligenschein um ihren Kopf gebreitet sah Leila sehr verletzlich aus. Er verspürte den Drang, sie in seine Arme zu nehmen, zu beschützen und ihr zu versichern, dass sie in Sicherheit sein würde. Aber das konnte er nicht. Weder wollte sie seine Berührung, noch würde es der

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