Geliebter Unsichtbarer
Hamish.
„Er hat Patten aufgesucht und verlangt, Einblick in meine Forschungsdaten zu bekommen. Er wollte mir über die Schulter schauen. Ich sagte Patten, dass er es nicht erlauben sollte. Aber er behauptete, dass es als bedeutender Aktionär Zoltans Recht war.“ Sie trank einen schnellen Schluck von ihrem Kaffee. Dann blickte sie wieder auf. „Deshalb habe ich die externe Festplatte mit dem Backup meiner Daten gelöscht. Ich wusste, dass Patten in den Safe gelangen und sie herausnehmen konnte.“
„Du hast gute Instinkte“, lobte Hamish.
Aiden sah sie voller Bewunderung an. Durch ihr entschlossenes Handeln hatte sie verhindert, dass ihre Daten in die falschen Hände gerieten.
„Ich glaube, er ist ein Dämon“, fügte sie hinzu.
„Wieso glaubst du das?“ Er wollte ihre zitternde Hand berühren, hielt sich aber davon ab.
„Patten hat davon gesprochen, dass die Deckenlampen ausgebrannt sind, gerade als Mr. Zoltan zu ihm ins Büro kam. Es war ihm peinlich gewesen. Als wir aus dem Massagesalon flohen, hast du mir erzählt, dass fluoreszierende Lichter und Neonröhren flackern und dann ausbrennen, wenn Dämonen in der Nähe sind. Die Deckenbeleuchtung in Pattens Büro war fluoreszierend.“
Aiden tauschte einen kurzen Blick mit Hamish aus.
„Das bestätigt es. Die Dämonen haben Patten umgebracht“, schlussfolgerte Hamish.
Aiden hob die Hand, um zu widersprechen. „Nein, das haben sie nicht. Sie können wohl zuvor in Pattens Büro gewesen sein, aber in der Nacht, in der wir Pattens Leiche fanden, brannten die Lichter.“ Er blickte zu Leila. „Ich gehe davon aus, dass Patten die Lichter vor seinem Tod reparieren hat lassen?“
„Ja, natürlich. Er hat bestimmt am nächsten Morgen die Handwerker angerufen, damit sie die Leuchtstoffröhren auswechseln.“
Dann plötzlich lehnte sie sich in ihrem Stuhl zurück und sah aus, als ob sie sich an etwas anderes erinnerte. Sie starrte ihn an. „Erinnerst du dich an mein Labor und mein Büro? Alle Leuchtstoffröhren brannten in der Nacht, als ich den Safe offen vorfand.“
Aiden nickte und bewunderte ihren scharfsinnigen Verstand. „Dann war die Person, die Patten getötet und versucht hat, deine Daten zu stehlen, kein Dämon. Er oder sie muss ein Mensch sein.“
„Oder ein Hüter der Nacht“, fügte Hamish hinzu.
Der Gedanke war Aiden auch gekommen. Wie sonst wäre der Mörder an dem Nachtwächter vorbeigekommen? „Gibt es irgendeinen anderen Weg, nachts in das Gebäude zu gelangen, ohne am Nachtwächter vorbei zu müssen? Denk nach, Leila, könnte ein Mensch unbemerkt an dem Nachtwächter vorbei geschlichen sein?“
Sie biss sich auf die Lippen und überdachte seine Frage. „Ich weiß es nicht. Max macht seine Runden, aber die Eingangstür ist immer zugesperrt.“
„Vielleicht hatte ein anderer Mitarbeiter Zugang mit seiner Karte?“, schlug Hamish vor.
Leila schüttelte den Kopf. „Nein. Nur tagsüber geben uns unsere Karten uneingeschränkten Zugang ins Gebäude. Nach 21.00 Uhr öffnen sie keine der Türen mehr. Max wäre der einzige, der jemandem Zugang gewähren hätte können.“
Aiden hatte die Antwort erwartet, aber sie gefiel ihm nicht, denn sie machte einen Verrat eines Hüters der Nacht umso wahrscheinlicher. Dennoch musste er den Tatsachen ins Auge blicken. Hamish hatte ihn gewarnt.
„Okay, dann müssen wir zwei Dinge tun: Zoltan finden. Er hat offensichtlich Informationen über Leila bekommen und war dort, um ein Auge auf sie zu halten. Er wird uns zu unserem Verräter im Rat führen“, sagte Aiden.
„Und die zweite Sache?“, wollte Hamish wissen.
„Wir müssen das Ratsmitglied finden, das Leila töten will und den Überfall auf den Massagesalon initiiert hat.“
„Aber wie?“, unterbrach Leila.
„Manus kann uns dabei helfen. Er überprüft sowieso schon Jonathan, und mittlerweile dürfte Manus auch von der Razzia auf den Massagesalon erfahren haben und ist vermutlich schon dabei, der Sache nachzugehen. Wir müssen ihm auftragen, die Telefongespräche deiner Eltern zu überprüfen und das Telefon nach Wanzen zu checken. Mit Pearces Künsten dürften wir keine Schwierigkeiten haben, der Spur zu folgen.“
„Sieht aus, als ob der Rat bald zwei Stellen frei haben wird“, sagte Hamish vorher.
Und Aiden hoffte, dass keine dieser offenen Stellen die Position des Primus sein würde. „Ich fürchte, du hast recht.“
Als er sein Handy von der Theke greifen wollte, um Manus anzurufen, fiel ihm das Flackern des Lichts
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