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Geliebtes Landleben

Geliebtes Landleben

Titel: Geliebtes Landleben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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schlimm
erwischt, denn die Viehhändler haben die Angewohnheit, ihre Kunden besonders
eifrig im Winter zu besuchen, wenn sie nichts anderes zu tun haben. Die Männer
machten mir nicht soviel aus; sie waren viel zu sehr damit beschäftigt,
unheilvoll von fallenden Preisen und streikenden Kühlarbeitern zu sprechen, als
daß sie dem bis zum Rand mit schmutzigem Geschirr gefüllten Spülstein
irgendwelche Aufmerksamkeit geschenkt hätten; aber manchmal brachten sie ihre
Frauen mit, und dann schienen sie mich immer im schlimmsten Rummel zu
erwischen.
    »Warum gehst du ihnen nicht aus
dem Weg?« riet Larry. »Ich bin in einer glücklichen Lage, denn die alte Kate
sorgt für alles, und trotzdem verstecke ich mich manchmal, wenn ein Auto
ankommt und ich schmutzig und müde bin und nicht gestört werden will. Das
Badezimmer ist der beste Ort. Kate mißbilligt das zwar, aber sie hilft mir.«
    Ich hatte keinen, der mir half,
und so sammelte ich einige demütige Erfahrungen. Am schlimmsten war es an einem
nassen Tag, als es schon eine Woche lang regnete und fast der gesamte Inhalt
meines Kleiderschranks in der letzten Wäsche gewesen war und nun feucht auf der
Leine hing. Ich war in ein leeres Haus zurückgekehrt, hatte die ungeputzten
Böden und die Asche des vergangenen Abends verzweifelt angesehen, mir ein
höchst eigenartiges Kleidungsstück übergezogen und wollte nun meine nassen
Reithosen auf die Leine hängen. Diesen Lumpen hatte ich ganz hinten in meinem
Kleiderschrank gefunden, wo er bestimmt seit meiner Hochzeit gehangen hatte,
denn der Rock reichte mir fast bis zum Knöchel, und die Jacke war bis über die
Taille eingelaufen. Es war egal; niemand war da, nicht einmal Paul. Ich hängte
gerade meine nassen Sachen auf, als ich ein Auto unsere Straße hinauffahren
hörte. Es blieb keine Zeit mehr, um ins Haus zu flüchten, so stürzte ich mich
in ein Loch in der Hecke, die den Trockenplatz vom Hinterhof trennt. Das Auto
fuhr zur Vorderfront des Hauses, und durch die Zweige sah ich, daß zwei
Personen darin saßen, eine davon war eine gutangezogene junge Dame. Ich blieb
eine Weile auf der Lauer, dankbar, daß die Besucher den hervorragenden Einfall
hatten, nur an der Vordertür zu klopfen. Mit etwas Glück konnte ich mich über
den hinteren Rasen schleichen und ins Badezimmer gelangen, das eine Außentür
besaß.
    Die Hecke war stachelig und
ungemütlich, so beschloß ich, es zu wagen, kämpfte mich leise durch die Zweige,
wurde herausgeschleudert, stolperte und landete genau vor den Füßen meiner
Besucher, die sich entschlossen hatten, es mit der Hintertür zu versuchen. Sie
hatten offensichtlich mein Pferd auf der Weide und das Auto in der Garage
gesehen und wollten meine Ankunft abwarten.
    Nun ja, ich war angekommen,
aber nicht gerade so, wie sie es erwartet hatten. Sie sahen äußerst erstaunt
aus, und ich muß einen blödsinnigen Eindruck gemacht haben, als ich etwas von
einem Hühnernest in der Hecke murmelte. Sie hielten mich offensichtlich für
übergeschnappt, beschlossen aber doch, der Gefahr zu begegnen und mir ins Haus
zu folgen. Ich hob meinen langen Rock an, ging voran in die schmutzige Küche
und erzählte etwas von einer Tasse Tee. Der junge Viehhändler, den ich nie
besonders gerne gemocht hatte, versuchte, seine Belustigung über mein Aussehen
zu verbergen, und seine neue Braut sah äußerst erstaunt aus. Er sagte, er habe
sie mitgebracht, damit sie seine Lieblingskunden kennenlerne, und ich konnte
spüren, daß sie von seinem Geschmack nicht viel hielt.
    Es war alles sehr unangenehm
und, wie es meine Gewohnheit war, wenn ich verlegen wurde, redete ich zuviel
und zu schnell. Aber ich bot ihnen Tee und Kekse an, mehr hatte ich nicht im
Haus; ungeschickt versuchte ich, mein ungewöhnliches Aussehen zu erklären,
indem ich auf die Wäscheleine deutete, sagte, daß ich klatschnaß vom Schafehüten zurückgekommen sei und das erste, was
ich finden konnte, angezogen habe. Die junge Frau, die sehr elegant gekleidet
war, sah verwirrt aus und fragte sich offensichtlich, wie man solche
Kleidungsstücke überhaupt besitzen konnte; sie brachte aber nur heraus: »Was
für ein interessantes Abenteuer!« Ich stimmte ihr zu. Als sie gegangen waren,
rief ich Larry an und sagte wütend: »Erzähl mir nicht noch mal, ich solle mich
vor jemandem verstecken. Man wird immer dabei ertappt, und man fühlt sich
idiotisch.«
    Sie lachte nur ohne Mitgefühl
und sagte: »Ich erinnere mich an diesen Rock. Das Gesicht hätte ich

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