Geliebtes Landleben
jedoch Schlimmeres, denn die Haustür wurde
aufgerissen, und ein mindestens so wild wie der Schäferhund aussehender Mann
stürzte hinaus. Statt sich zu freuen, daß Larry seinen Hund erobert hatte,
brüllte er: »Was füttern Sie meinen Hund? Bestimmt Gift. Sie haben also die Hunde
hier in der Gegend vergiftet. Ich rufe sofort die Polizei an.«
Der Hund hatte sich umgesehen,
als er seine Stimme hörte; jetzt wandte er sich wieder Larry zu. Das schien den
Mann in äußerste Wut zu versetzen, und er schrie: »Erzählen Sie mir nicht, daß
Sie ihm nichts gegeben haben. Dieser Hund läßt niemanden an sich heran. Sie
haben Ihr scheußliches Gift in einem Stück Fleisch versteckt.«
Larry stand völlig
unerschrocken auf. »Seien Sie doch nicht albern. Ich habe Ihren Hund natürlich
nicht vergiftet. Viel lieber würde ich Sie vergiften.«
Der Mann wurde heftig, hörte
aber zumindest auf zu brüllen. Er sagte: »Was soll denn das bedeuten?«
»Genau, was ich sagte. Ich
meine, daß ich lieber die meisten Männer als einen Hund vergiften würde, und
Ihr Hund ist viel netter als Sie. Außerdem mag ich Hunde ohnehin lieber als
Menschen, und sehr viel lieber als Menschen wie Sie.«
Er starrte sie an, wurde aber
ruhiger und versuchte, das zu verdauen. Aber er war noch immer unfreundlich.
»Na ja, ich gebe zu, daß Sie Glück bei Hunden haben, das ist jedoch kein Grund,
mein Grundstück zu betreten.«
»Ich bin nur wegen einer
Umfrage hier«, begann Larry, aber er unterbrach sie.
»Noch so eine verdammte
Umfrage... Letzte Woche hat mich jemand über Elektrogeräte ausgefragt. Ich will
nichts mit Ihnen zu tun haben.«
Ich hätte die Flucht ergriffen,
aber Larry bewegte sich nicht von der Stelle. Sie legte nur dem Hund den Arm um
den Hals und sagte: »Aber Ihr Hund wohl. Und außerdem geht es nicht um
irgendwelches Werkzeug. Es ist schlimmer.«
Er war verdutzt. »Sie haben
Nerven — und was meinen Sie mit >schlimmer«
»Es kann nicht schaden, gute
Nerven zu haben, wenn man jemanden wie Sie trifft«, sagte sie, und ich öffnete
die Wagentür. Das konnte der Mann doch nicht hinnehmen. Aber zu meiner Überraschung
lachte er und sagte: »Mut imponiert mir. Erst der Hund und dann ich... Wenn Sie
glauben, daß ich Ihnen aus der Hand fresse wie der Hund, dann täuschen Sie
sich. Aber kommen Sie ’rein. Ich will wissen, um was es geht.«
Sie verschwanden im Haus, ich
schloß die Tür wieder und war froh, daß ich dem Schäferhund nicht begegnen
mußte. Ich mag Hunde gern, aber ich spreche nicht ihre Sprache wie Larry.
Zwanzig Minuten später tauchte sie mit einem stolzen Lächeln und
einer Tüte Stachelbeeren wieder auf. Mann und Hund begleiteten sie, sie
verabschiedeten sich sehr freundlich, und Larry versprach, wiederzukommen. Der
Mann lächelte noch immer, als wir wegfuhren. Als wir in unserem Cafe saßen,
sagte ich: »Wie konntest du nur? Dieser gräßliche Mann... «
»Das war nur Angabe. In
Wirklichkeit war er sanft wie ein Lamm.«
»Wie war seine Frau?«
»Nett. Ungefähr einen Meter
fünfzig groß und absolut Herr im Haus. Sie nimmt überhaupt keine Notiz von dem,
was er sagt, lächelt und meint, daß es eben seine Art sei. Sie entschuldigt
sich nicht einmal. Ich mochte sie beide gern, und den Hund fand ich herrlich.
Ich hatte großes Glück, heute morgen auf so viele Hunde zu treffen. Das macht
den Anfang soviel leichter.«
»Ich finde das nicht besonders leicht,
und mir wäre es schrecklich, einem Schäferhund zu begegnen.«
»Ich hatte es nur mit ein paar
sanften Spaniels zu tun und ein oder zwei frechen kleinen Terriern. So, jetzt
machen wir weiter.« Der Nachmittag war leichter als der Morgen. Ich glaube, wir
hatten uns schon daran gewöhnt, an Türen zu klopfen und von Anfang an zu
merken, ob es unangenehm oder nett wurde. Insgesamt waren die Leute freundlich
und hilfsbereit, sobald sie erfuhren, daß ihre Namen nicht erschienen. Aber sie
waren nicht besonders interessant, und als wir uns schließlich nach Hause
aufmachten, waren wir müde.
Ich holte meine Kinder bei
Larry ab und war dankbar für Tante Kate. Keine Klage, keine Erzählung der
Streiche, die sie wahrscheinlich erdacht hatten. Es war genau, wie ich heute
schon zu Larry gesagt hatte: »Sie ist phantastisch mit Kindern; mindestens so
gut wie du mit Hunden.«
»Da bin ich ganz deiner
Meinung, und ich glaube, wenn ich dazu neigen würde, bekäme ich jetzt
Minderwertigkeitskomplexe. Glücklicherweise ist das nicht meine Art. Natürlich
hat Tante
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