Geliebtes Landleben
gehen muß, verstehe ich, daß Sie auf jede
Weise versuchen, Geld zu verdienen.« Dann fügte sie ernst hinzu: »Trotzdem sind
Sie in einer glücklichen Lage, daß Sie die Kinder wegschicken können. Die
Gemeindeschulen sind ja gut und schön, aber in diesen Internaten bekommt ein
Mädchen einen besonderen Schliff.«
Zufällig war dies ein Thema, zu
dem ich eine feste Meinung hatte, und das sagte ich auch. »Ich kenne viele
Jungen und Mädchen, die nie woanders in der Schule waren und trotzdem nett sind
und gute Freunde und Manieren haben. Ich würde meine Kinder nicht wegschicken,
wenn irgendeine Möglichkeit bestünde, sie so zu unterrichten. Zu Hause zu sein
ist viel wichtiger, als sie zu einer Schule zu schicken, wo sie Freundschaften
schließen, die sie wahrscheinlich später doch nicht aufrechterhalten. Und der
Unterricht ist oft genauso gut.«
Danach kamen wir sehr gut
vorwärts. Ihr Mann war zu Hause, und beide gaben mir sehr schnell alle
gewünschten Auskünfte. Ihre Angaben für beide Posten waren nicht hoch, und sie
erklärten, daß sie ihren Verbrauch so weit wie möglich eingeschränkt hätten,
seit die Preise so schlecht waren. Ich erzählte ihnen, daß ich in der vorigen
Woche eine Umfrage in den Vororten gemacht hatte, und sie waren erstaunt, was
die Leute für diese Nebensächlichkeiten ausgaben. Der Mann sagte verbittert:
»Leute, die Löhne bekommen, die können es sich leisten. Wir Farmer sind die
armen Teufel.«
Auch hiergegen hatte ich eine
Abneigung — dieses Gefühl Stadt gegen Land. Aber ich fürchtete, in diesem Jahr
der niedrigen Preise lag in dieser Klage ein Körnchen Wahrheit.
Es waren fast alles bessere
Häuser, und obwohl überall in gleicher Weise über die schlechten Zeiten geklagt
wurde, hatte ich den Eindruck, daß die meisten Farmer ganz gut lebten. Sicher
war nicht viel Bargeld vorhanden, und insgesamt lag das Durchschnittseinkommen
wohl unter dem eines Städters, aber sie hatten ihr eigenes Fleisch, die eigene
Milch und eigenes Gemüse und hielten sich so über Wasser. Die Pächter von
Milchfarmen hatte es hart getroffen, denn der Teil ihres Einkommens war stark
gefallen, und viele von ihnen zahlten davon Raten ab. Manche zahlten noch für
ihre Kühe und konnten sich kaum einen Luxus leisten. Es war vornehmlich ein
Molkereibezirk, kleine und erträgliche Milchfarmen mit ungefähr zweihundert
Kühen, auf denen Pächter arbeiteten. Mir fiel auf, wie gut und modern ihre
Häuser waren, genauso angenehm wie die der Besitzer selbst. Die Zeiten, als
Milchpächter sich mit schlechten Wohnungen zufriedenzugeben hatten, waren
offensichtlich vorbei.
Trotzdem gab es einige wenige
sehr sonderbare Häuser. Diese gehörten meistens den Leuten, die das Land
besaßen; kein Milchpächter hätte sich damit abgegeben. Ich bemerkte einige Häuser,
wo die Ställe neu und schön waren, die Häuser jedoch alt und ungemütlich. Das
erschien mir am Farmer immer als Zeichen der Selbstsucht und ich war nicht
überrascht, einige sehr verbitterte Frauen zu treffen. Sie kämpften sich durch,
arbeiteten in schwierigen alten Häusern, während die Männer jede Annehmlichkeit
hatten.
»Aber es ist mit allem
dasselbe«, sagte mir eine Frau, deren Stimme weinerlich und deren Gesicht
unzufrieden war. »Alkohol? O ja, darauf verzichtet er nicht. An jedem
Verkaufstag ist er stundenlang in der Kneipe, und abends trinkt er immer
etwas.«
Unglücklicherweise kam ihr Mann
gerade rechtzeitig, um diese letzte Bemerkung zu hören. Es war ein stattlicher,
gutmütiger Mann, freundlich und faul, und er grinste nur. »Nun hör’ schon auf,
Gwen«, sagte er. »Du weißt, daß du auch dein Glas Sherry bekommst. Und versuche
ich je herauszufinden, wieviel du für die Schönheitsmittel ausgibst, nach denen
die Dame fragt?«
»Warum solltest du?« erwiderte
sie scharf. »Das geht ja nicht aus deiner Tasche. Es wird von meinem
Haushaltsgeld bezahlt, und ich kann nur herzlich wenig für mich ausgeben.«
Völlig vernünftig erklärte er,
daß das Haushaltsgeld schließlich auch von der Farm komme, aber sie wiederholte
nur, daß sie sich zumindest nicht jedesmal vollaufen ließe, wenn sie in die
Stadt gehe. Ich unterbrach sie schnell, indem ich ihn schüchtern nach seiner
Einkommensgruppe fragte, und sie hörte mit bitterer Miene zu. »Er wird Ihnen
nicht die Wahrheit sagen, nicht solange ich hier bin«, sagte sie. Ich wagte ihr
vorzuschlagen, sie möchte uns besser allein lassen.
»Dann kann mir Ihr Mann seine
Geheimnisse
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