Geliebtes Landleben
die in dem kleinen
Zimmer hinter dem Laden allein war. Als ich mich darin umsah, mußte ich denken,
wie oft ich in den letzten Jahren hierher gekommen war, um etwas mit ihr zu
besprechen, und sie hatte mich nie im Stich gelassen. Sie ließ mich auch jetzt
nicht im Stich.
»Ein
hervorragender Plan. Ob ich zurechtkomme? Na ja, ich werde sie natürlich
vermissen, weil sie jetzt praktisch den Laden führt, aber sie hat Miranda sehr
gut eingewiesen, und der alte Caleb verpfuscht auch nur noch ganz selten einen
Auftrag.«
»Wie
wäre es mit Edith Stewart? Ich habe mich gefragt, ob sie nicht gern kommen
würde.«
»Das
ist eine gute Idee. Sie würde sicher kommen. Sie ist sehr glücklich mit ihrem
Ted, aber jetzt ist für die meisten Farmer eine flaue Zeit, da will Edith
bestimmt gern etwas verdienen. Ted kann sie mit dem Auto bringen, und sie kann
drei Tage in der Woche bleiben. Sie wird ihm fehlen, aber es ist ja nicht für
immer. Wir werden Tony bald wieder haben.«
»Glauben
Sie? Ich fürchte eher, daß... daß... «
»Daß
sie einen von Alisters forschen jungen Männern heiraten wird? Das glaube ich
nicht. Ich glaube, Tony ist hier verwurzelt.«
»Aber
für immer?«
Tantchen
sah mich aufmunternd an. »Wir wollen nicht in die Zukunft schauen. Das war eine
harte Erfahrung für beide, Tony braucht eine Verschnaufpause.«
»Waren
Sie erstaunt?«
»Nicht
im geringsten. Nur ein Idealist oder ein Dummkopf, was ziemlich auf dasselbe
herauskommt, könnte glauben, daß Dr. Barrett damit zufrieden wäre, sein Leben
hier zu verbringen. Und nur ein Optimist, der sehr selbstsicher ist, und das
ist bei Oliver der Fall, konnte meinen, daß er Tony ohne vorherige Vorbereitung
zu seiner Denkweise bekehren könnte. Tony ist in mancher Hinsicht unbeweglich,
sie glaubt, daß sie getäuscht wurde — nicht nur, was die Zukunft, sondern auch
was den Mann betrifft. Sie hat jemanden geliebt, den es nicht gibt, und sie
macht sich mit Recht Vorwürfe. Nicht richtig ist, daß sie ihm auch Vorwürfe
macht.«
Ich
sagte ziemlich eifersüchtig: »Sie hat also mit Ihnen darüber gesprochen?«
»Ein
bißchen. Es war unvermeidlich, da Oliver ungefähr zweimal am Tag hereingestürzt
kam und Szenen machte.«
»Hat
er das getan? Wie schrecklich für Sie!«
»Oh,
sie waren sehr rücksichtsvoll und haben ihre Auseinandersetzungen im Supermarkt
ausgetragen. Keine sehr romantische Kulisse.«
Tantchen
war weder unfreundlich noch zynisch. Sie war wie gewöhnlich praktisch und
weise. Als ich nach ihren letzten Worten ging, fühlte ich mich besser. »Machen
Sie sich keine Sorgen, Susan. Tony hat einen harten Schlag erlitten, aber ihr
Herz ist nicht gebrochen, und eines Tages wird sie herausfinden, was Liebe
wirklich ist. Inzwischen werden Japan und Alister ihr sehr guttun.«
Ich
ging zum Supermarkt hinüber, wo Tony traurig Vorräte in die Regale einräumte
und Caleb im Hinterraum Zwiebeln abwog. Es fuhr mir einfach durch den Kopf, wie
eigenartig es doch war, daß ein schönes Mädchen wie Tony dieses Leben jenem
vorzog, das Oliver ihr bot. Es waren keine Kunden da, und so konnte ich offen
sprechen. Ich sagte: »Tony, bitte denke nicht, daß ich mich einmischen will,
aber ich meine, du solltest Tiri für eine Weile verlassen.«
»Ja,
das meine ich auch, Susan, und natürlich glaube ich nicht, daß du dich
einmischst. Aber finde mir jemanden für Tantchen und einen Ort, wohin ich
fahren kann, dann bin ich weg wie der Blitz.«
»Ich
habe mit Tantchen gesprochen, und sie ist sicher, daß sie für einige Zeit
zurechtkommt. Edith würde bestimmt gern kommen. Was den Ort betrifft, wie wäre
es mit Japan?«
Ihr
Gesicht leuchtete auf, aber sie sagte langsam: »Hast du mit Vater Verbindung
aufgenommen? Möchte er mich wirklich mitnehmen, oder hat er nur Mitleid?«
»Natürlich
will er dich mitnehmen. Daß er auch Mitleid mit dir hat, ist natürlich, aber
die Reise schlägt er nicht aus Mitleid vor. Er möchte gern mit dir zusammen
sein. Ich bin mit ihm in Verbindung getreten, weil ich dachte, daß du lange
brauchen würdest, um ihm zu schreiben und zu erklären, daß die Verlobung gelöst
ist. Ich habe ihm einen Luftpostbrief geschickt, und gestern abend hat er
angerufen. Er sagt, du sollst nächste Woche zu ihm kommen, alle Kleider dort
kaufen und bereit sein, in zehn Tagen mit ihm nach Japan zu fahren. Japan ist
genau der richtige Ort für dich.«
»Oh,
Susan«, sagte Tony, und ihre Augen füllten sich mit Tränen, die ersten Tränen,
die ich sah,
Weitere Kostenlose Bücher