Geliebtes Landleben
fernbleiben wollte.
Er begann: »Na ja, ich weiß nicht, Susan. Diese Dinge sind nicht so ganz mein Fall.«
Ich gab eine scherzhafte Antwort. »Aber Peter, sei kein Eigenbrötler, zumindest nicht in den nächsten dreißig Jahren. Sogar der Oberst kommt, und wir trommeln alle Leute zusammen, um diesen edlen jungen Mann zu ehren, der sich bereit erklärt hat, sechs Monate im Hinterland zu verbringen.«
»Sechs Monate? Länger macht er es nicht?«
»Das ist immerhin etwas — viele Leute können in sechs Monaten sterben, wenn sie keinen Arzt haben. Vielleicht bleibt er auch länger. Ich glaube, das hängt von seiner Freundin ab, ob sie das Landleben mag oder lieber die Frau eines Modearztes in der Stadt ist.«
»Er ist also verlobt?« Verriet seine Stimme nicht Erleichterung?
»Ja, sicherlich. Du weißt doch, wie die Mädchen diesen jungen Ärzten nachlaufen, und er ist im Laute der Zeit bestimmt massenhaft jungen hübschen Krankenschwestern begegnet. Ärzte heiraten immer Krankenschwestern.«
Ich wünschte, ich wäre wirklich so überzeugt davon, wie ich behauptete. Schließlich erklärte er sich einverstanden zu kommen, und das war schon etwas. Ich wollte nicht, daß Peter sich zu einem dieser hervorragenden Farmer entwickelte, die sonst gar nichts sind, und ich glaubte, daß darin eine Gefahr für ihn lag. Tonys leichtfertige Bemerkung über das Bauernomelett hatte mir gar nicht gefallen. Wenn man es so sah, hätten auch Sam und Paul leidenschaftliche Farmer sein können und wären langweilig geworden, hätten Larry und ich nicht darauf bestanden, sie gelegentlich zum Ausgehen zu zwingen. So waren sie zu ganz annehmbaren Mitmenschen geworden, obwohl sie vorher immer ziemlich jammerten. Wer auch immer Peter heiratete, mußte dasselbe Werk vollbringen.
Paul machte jetzt ein finsteres Gesicht, als er in seinen Anzug stieg und sagte etwas von der schlechten Angewohnheit, für jeden Begrüßungs- und Abschiedsfeste zu geben. »Es ist ja etwas anderes, wenn einer kommt, der wirklich bleiben will. Man müßte ein Fest geben, wenn ein Mann jahrelang seine Farm geführt hat und ansässig geworden ist«, murmelte er.
»So wie wir«, sagte ich schnell. »Na ja, wenn du den Leuten nicht verzeihen kannst, daß sie gehen, solltest du sie um so herzlicher willkommen heißen, wenn sie dem ins Auge sehen, was man >die Härten des Lebens im Hinterland< nennt.«
»Zum Teufel mit den Härten. Heute ist es ein angenehmes Leben.«
»Nicht für einen Arzt. Er kann an einem Winterabend nicht am Feuer sitzen und sicher sein, daß sein Tag zu Ende ist. Er kann nicht zu Bett gehen und wissen, daß er die Nacht durchschläft. Ärzte haben auf dem Land noch immer ein hartes Leben, Farmer nicht.«
»Deshalb wollen sie vermutlich nicht bleiben. Der letzte packte schnell seine Sachen und ging, bei diesem wird es nicht viel anders sein. Kaum ist das Begrüßungsfest zu Ende, schon schwenken wir unseren Hut wieder zum Abschied.« Ich mußte zugeben, daß Paul hierin nicht ganz unrecht hatte.
So machte sich mein Mann wie gewöhnlich zu der Veranstaltung in einer Stimmung auf, die man nicht gerade als Festlaune bezeichnen konnte. Ich meinte, daß ich mehr Grund zum Klagen hatte. Ich hatte den Vormittag damit verbracht, mein Kleid zu kürzen, um die Festlichkeiten dieses Jahres zu überstehen, und am Nachmittag hatte ich Kuchen gebacken und Brötchen für das Abendessen vorbereitet. Larry ging es genauso, aber sie war von dem Gedanken besessen, Kate im Bezirk bekannt zu machen und die verschiedenen Reaktionen zu beobachten.
»Sie ist einfach phantastisch«, sagte sie. als wir uns im Festsaal trafen. »Sieh dir das Kleid an. Du und ich, wir haben Stunden damit verbracht, unsere Kleider herzurichten, um modisch auszusehen, auch jetzt, wo wir wieder arm sind.«
Das war mehr als ich vertragen konnte. »Du meinst, ich tue das. Du bringst das Kleid zu mir und sagst dann, daß du meine Fenster oder mein Silber putzt — was ich beides nicht will — , während ich wie eine Irre nähe«; denn Larry hatte immer behauptet, sie könne nicht nähen und hatte es irgendwie glaubhaft gemacht.
Sie nahm davon weiter keine Notiz. »Und die alte Kate trägt ein Kleid, was ihr irgendeine elende Verkäuferin vor acht Jahren aufgehängt hat, weil es damals schon zu altmodisch war, um verkauft zu werden, und sie ist völlig glücklich und macht sich überhaupt nichts daraus, wie sie aussieht. Ich habe ihr eine Kette angeboten — die schrecklich teure, die
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