Geliebtes Landleben
Tony ihre Verlobung löst und weiter in Tiri im Laden arbeitet. Sie wird bestimmt wütend sein. Sie war so dankbar, als Tony sich entschlossen hatte, wieder standesgemäß zu leben.«
»Ist es wichtig, was Claudia sagt? Sie wird Tony nicht beeinflussen.«
»Nein, diesmal wird sie nichts beeinflussen — weder Alister noch wir. Sie wird ihren eigenen Weg gehen.«
»So sollte es auch sein, es sei denn, Oliver wäre der richtige Mann, dann wird sie seinen Weg gehen.«
»Das glaube ich nicht, und ich habe Angst, daß sie es später bereut.«
»Das glaube ich nicht, außerdem weißt du, daß Tony schon einmal ein gebrochenes Herz hatte und ganz gut darüber hinweggekommen ist.«
Ich sagte hitzig: »Das ist etwas ganz anderes. Sie war ein romantisches kleines Mädchen, als sie sich in Norman Craig verliebte.« (Das war der Pfarrer, der doppelt so alt war wie sie, und den sie mit siebzehn angebetet hatte.) »Diesmal hat sie sich entschlossen, einen Mann zu heiraten. Sie hat mit ihm gearbeitet, ja fast sein Leben geteilt. Sie bewundert ihn sehr oder bewundert zumindest seine Arbeit, und ich bin sicher, daß sie ihn liebt oder es sich einbildet.«
»Na ja, es ist ihre Entscheidung. Wenn sie ihn liebt, wird sie mit ihm gehen. Es ist von einem Mädchen wirklich nicht zuviel verlangt, ein angenehmes Leben in der Stadt, eine Menge Geld und viel Spaß. Ich glaube nicht, daß Tony das ausschlägt.«
Aber er meinte nicht wirklich, was er sagte, denn insgeheim hatte Paul Tony sehr gerne und spürte auch, daß ein so warmherziger und aufrichtiger Mensch, der sich dem Glück anderer Leute verschrieb, nicht hätte getäuscht werden dürfen. Natürlich war sie albern, sich einzubilden, daß sie ihren Hinterlanddoktor gefunden hatte, aber sie würde auch sehr unglücklich sein.
Unsere letzten Worte an diesem Abend waren etwas fröhlicher: »Ist es nicht herrlich zu wissen, daß Christopher im nächsten Jahr glücklich sein wird und wir uns nicht von ihm trennen müssen?«
»Ja, aber sie dürfen sich nicht einbilden, daß ihre Streiche irgend etwas damit zu tun haben. Es ist besser, wenn sie gar nicht erfahren, daß wir ihr kleines Spiel durchschaut haben.«
Aber am nächsten Tag wurde dieser Entschluß zunichte, denn als Christopher und ich zu Larry gingen, begannen er und Christina sofort ein geheimes Gespräch und kehrten dann in das Zimmer zurück, wo Larry, Kate und ich uns über Kleider und Gespräche mit den Lehrern unterhielten. Es war offensichtlich, daß irgend etwas ihre Gedanken stark beschäftigte. Ihr Gewissen auch, vorausgesetzt, daß sie eines hatten. Wie üblich, war Christopher der Sprecher. Mit ziemlich unsicherer Stimme sagte er: »Wir haben etwas — etwas, was wir euch wohl erzählen müssen«, dann stockte er.
Christina kam herein und unterstützte ihn, wie sie es immer tat. »Wir haben ein Problem«, sagte sie mit ganz, unschuldiger Miene. Wir ahnten alle, was kam, aber ich versuchte, es abzuwehren und sagte: »Was habt ihr denn jetzt angestellt? Irgend etwas kaputt gemacht?«
»Nein, schlimmer.«
Wieder folgte eine lange Pause, und dann sah ich, daß Christopher mit sich kämpfte und Christina jeden Augenblick in Tränen ausbrechen würde. Auch Larry sah das und sagte aufmunternd: »Dann ’raus damit..., und fangt nicht an zu heulen, davon habe ich genug.«
Jetzt war Kates Stunde gekommen, und sie sagte mit sanfter Stimme, mit der sie nur zu Kindern sprach: »Na ja, sie hatten ja auch Grund dazu. Schließlich haben sie einige böse Unfälle hinter sich. Ich glaube, ihr solltet diese Ponys weggeben. Sie scheinen nicht zuverlässig zu sein.«
Das war der Auslöser. Ein Wort gegen ihre geliebten Ponys, und sie waren bereit, alles zuzugeben. Christopher sagte: »Aber sie sind zuverlässig, Tante Kate, völlig zuverlässig.«
»Nun, wenn sie zuverlässig sind, warum fallt ihr dann dauernd ’runter? Ich verstehe natürlich nicht viel davon, aber ich hielt euch für gute Reiter.«
Das schlug ein, denn ihr Reiterstolz ging ihnen über alles. Diesmal legte Christina los. »Sind wir auch«, stammelte sie.
»Wir sind gute Reiter. Wir waren noch Babies, da sind wir schon geritten« — eine Übertreibung, die von ihrer Mutter hätte stammen können.
»An was lag es dann?«
Christopher sagte unnatürlich laut: »An uns lag es, Tante Kate. Christina — Christina ist absichtlich ’runtergefallen.«
Kate gelang es, erstaunt auszusehen. »Warum habt ihr das getan?«
»Wir dachten, wenn wir uns ein Bein
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