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Gelinkt

Gelinkt

Titel: Gelinkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Len Deighton
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annähernd eine Million £ Sterling gekostet haben müssen. Wenn man die Kosten dazurechnet, die wir nicht tragen, würde ich sagen, daß die Rechnung weltweit auf drei Millionen kommt. Und dabei ist der unkalkulierbare Gesichtsverlust, den wir durch ihr Überlaufen erlitten haben, noch gar nicht mitgerechnet.«
    »Ich bemühe mich, die Kosten niedrig zu halten, Silas.«
    »Gut. Und welche Schlüsse haben Sie über diesen Burschen in Mexiko-Stadt gezogen, Bret? Tier, Pflanze oder Stein?«
    Silas beugte sich zum Boden und strich mit den Fingern durch den Spinat, wie ein Kind im Wasser planscht.
    »Darüber sollten wir reden. Er ist echt, kein Zweifel. Ein vierzigjähriger Major des KGB mit beträchtlicher Erfahrung.«
    Bret setzte seine Brille, Modell Motorradpolizist, auf, die er zum Lesen brauchte, und brachte nach einem Griff in die fleckige Windjacke, die Silas ihm geliehen hatte, eine Ziehharmonika von Computerausdrucken zum Vorschein. »Ich brauche Ihnen nicht zu sagen, daß bei uns normalerweise KGB-Agenten, die nur Majorsrang haben, nicht einzeln erfaßt sind, aber dieser Bursche hat eine herausragende Biographie, und deshalb wissen wir einiges über ihn.« Bret senkte den Blick und las: »Sadow, nennt sich Stinnes. Geboren 1943.
    Vater Berufsoffizier. In Berlin aufgewachsen. Dem KGB, Abteilung 44, dem Büro für Religiöse Angelegenheiten,

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    zugeteilt. Bei der Sicherheitspolizei in Kuba …«
    »Um Himmels willen, Bret. Ich kann diesen Quatsch alleine lesen. Ich frage Sie, wer der Mann ist?«
    »Und ob er wirklich zu uns überlaufen will. Ja, natürlich fragen Sie das, aber es ist noch zu früh.« Er reichte Silas den Computerausdruck, der ihn in der Hand behielt, ohne ihn anzusehen.
    »Was sagt Cruyer über ihn?«
    »Ich weiß nicht genau, ob Cruyer ihn überhaupt schon gesehen hat.«
    »Aber was zum Teufel treiben dann die beiden Idioten da drüben?«
    »Es wird Sie freuen zu hören, daß Samson derjenige ist, der Stinnes getroffen hat.«
    »Und?«
    »Der Mann ist der Mühe wert, Silas. Wenn wir den richtig behandeln, ist aus ihm eine Menge rauszuholen. Aber wir müssen sehr langsam vorgehen. Sicherheitshalber müssen wir erst mal voraussetzen, daß er sich im Auftrag seiner Moskauer Dienststelle an uns ranmacht.«
    Silas schniefte und reichte den Ausdruck ungelesen zurück.
    Wie ein korpulenter Pirat, schlaff auf jene selbstsichere Art, die Angehörige des Establishments gern kultivieren, schlurfte er an der Reihe hoher Stangen entlang, an denen man breite Bohnen gezogen hatte. Zwischen den Blättern hingen noch, lange schon von der Küche verschmäht, ein paar Bohnen, die riesig und bleich geworden waren. Er pflückte eine, brach die Hülse auf, um die Kerne herauszunehmen. Er aß einen. Als er sich nach Bret umwandte, sagte er: »Es gibt also zwei Möglichkeiten.
    Entweder er geht zurück nach Moskau und erzählt, was er entdeckt hat, oder er ist echt und tut, was wir sagen.«
    »Ja, Silas.«
    »Warum spielen wir also nicht das gleiche Spiel? Heißen wir doch den Burschen willkommen! Geben wir ihm Geld und

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    zeigen ihm unsere Geheimnisse, was?«
    »Ich bin nicht sicher, daß ich Ihnen folgen kann, Silas.«
    »Entführen wir doch den Lumpen. Moskau kreischt vor Wut.
    Wir bieten Stinnes die Chance an, zurückzugehen und für uns zu arbeiten. Er geht zurück.«
    »Und sie richten ihn hin«, sagte Bret.
    »Nicht, wenn wir ihn entführen. Ihn trifft keine Schuld.«
    »Moskau könnte da anderer Ansicht sein.«
    »Brechen Sie mir nicht das Herz. Er ist schließlich nur ein kleines KGB-Miststück.«
    »Wahrscheinlich haben Sie recht.«
    »Also machen wir ihm schöne Augen, drehen ihn um und schicken ihn zurück nach Moskau. Und was kümmert’s uns, ob er uns verrät oder sie verrät … Verstehen Sie das nicht?«
    »Ich weiß nicht recht«, sagte Bret.
    »Verdammt noch mal, Bret! Er trifft uns nach dem Verlust von Mrs. Samson in totaler Verwirrung an. Wir sind bestürzt.
    Die Vernehmung, der wir ihn unterziehen, zielt darauf ab, den uns durch ihre Desertion entstandenen Schaden zu begrenzen.
    In diesem Glauben geht er zurück. Es kann uns also schnuppe sein, für welche Seite er selbst zu arbeiten glaubt. Selbst wenn sie ihn exekutieren, werden sie ihn vorher ausquetschen. Wenn man’s genau bedenkt, würde uns das sogar am besten passen.«
    »Das ist glänzend, Silas.«
    »Weshalb dann dieser jammervolle Ton?«
    »Es werden eine Menge Vorbereitungen erforderlich sein.«
    Bret kam langsam

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