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Gelinkt

Gelinkt

Titel: Gelinkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Len Deighton
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Samson in totaler Verwirrung an. Wir sind bestürzt. Die Vernehmung, der wir ihn unterziehen, zielt darauf ab, den uns durch ihre Desertion entstandenen Schaden zu begrenzen. In diesem Glauben geht er zurück. Es kann uns also schnuppe sein, für welche Seite er selbst zu arbeiten glaubt. Selbst wenn sie ihn exekutieren, werden sie ihn vorher ausquetschen. Wenn man’s genau bedenkt, würde uns das sogar am besten passen.«
»Das ist glänzend, Silas.«
»Weshalb dann dieser jammervolle Ton?«
»Es werden eine Menge Vorbereitungen erforderlich sein.« Bret kam langsam dahinter, daß bei einer Geheimoperation, in die nur der Direktor, Silas Gaunt und er eingeweiht waren, praktisch alles, was an harter Arbeit anfiel, er selbst zu erledigen hatte. »Es wird ein sehr zeitraubendes und schwieriges Stück Arbeit sein.«
»Betrachten Sie es als wunderbare Gelegenheit«, sagte Silas. »Vor allen Dingen müssen wir sichergehen, daß dieser KGB-Fritze keinen Wind von Gelinkt kriegt. Er soll nicht mal ahnen, daß sich unsere Strategie jetzt gegen die Wirtschaft richtet.«
»Ist sie wirklich dagegen gerichtet?«
»Seien Sie nicht bitter, Bret. Sie haben so ziemlich alles, was Sie verlangt haben, gekriegt. Wir können nicht hundertprozentig auf Arbeitskräfte und Wirtschaft setzen. Militärische und politische Rücksichten bleiben gültig.«
»Das ist doch eine Frage der Definition, Silas. Wiederaufrüstung kann man sowohl in wirtschaftlichen als auch in politischen Begriffen beschreiben, ohne die Zahlen verdrehen zu müssen.« Silas nahm noch eine Bohne aus der Hülse und betrachtete sie. »Wir werden pusten und prusten und ihre Mauer umwerfen.« Er bot Bret eine Bohne an. Bret wollte keine. »Ich bin nicht der böse Wolf«, sagte Bret.

14
    Ost-Berlin, September 1983
Fiona Samson war überrascht, als ihr Sekretär Hubert Renn sie zu seiner Geburtstagsfeier einlud, und sie dachte wohl eine Stunde lang darüber nach. Sie wußte, daß die Deutschen gern ihre Geburtstage feiern, aber nun, da sie ihn etwas besser kannte, konnte sie sich nur schwer vorstellen, daß dieser so kampflustig auf seiner Unabhängigkeit bestehende und so eigenbrötlerische Mann sich die Mühe machen wollte, eine Geburtstagsfeier vorzubereiten und dazu auch noch seine Vorgesetzte einzuladen. Fiona hatte einen Modus vivendi mit ihm gefunden, aber sie wußte, daß es ihm nicht leichtfiel, Befehle von einer jungen Person anzunehmen, die noch dazu eine Frau und überdies Ausländerin war. Aber Renn war Deutscher, und er zeigte seine Gefühle nicht auf eine Weise, die seine Arbeit hätte beeinträchtigen können.
    Und was sollte sie ihm schenken, was anziehen? Die erste Frage beantwortete sich ohne Schwierigkeit in dem ValutaLaden, wo Fiona, was ein Privileg ihrer Stellung war, für einen Teil ihres Gehalts Importe aus dem kapitalistischen Ausland einkaufen konnte. Sie kaufte eine Black&DeckerBohrmaschine, die in der DDR, wo ständig zu reparieren und zu bauen war, zu den begehrtesten Importwaren gehörte. Sie wickelte die Maschine in Geschenkpapier und band eine Schleife daran. Was sie tragen sollte, war weniger leicht zu entscheiden. Plante er ein kleines, intimes Essen mit Freunden oder ein großes Familienfest oder eine elegante Party mit Tanzkapelle? Sie stöberte die Kleider durch, die sie mitgebracht hatte – alle möglichst banal geschnitten und in gedeckten Farben – , und entschied sich schließlich für ein kurzes Nachmittagskleid, das sie vor langer Zeit bei Liberty in der Regent Street gekauft hatte: schmale Streifen in Schwarz und Rot, Faltenrock und hochgeschlossener Kragen. Sie hatte es für einen Urlaub mit Bernard und den Kindern gekauft. Sie wohnten auf einem Bauernhof im Westen Schottlands, und es regnete fast jeden Tag. Sie hatte das Kleid wieder mit nach Hause gebracht, ohne es ein einziges Mal getragen zu haben. Sie betrachtete sich im Spiegel und fand, daß sie sich nun, da sie endlich einen einigermaßen anständigen Friseur entdeckt hatte, sehen lassen konnte. Das Essen, denn um eine Einladung zum Essen handelte es sich, wurde in einem Festsaal einer weitläufigen Sportklubanlage in der Nähe von Grünau gegeben. Obwohl sie sich hätte fahren lassen können, nahm Fiona die S-Bahn bis Grünau und von dort eine Straßenbahn.
    Hier in diesem hübschen südöstlichen Vorort Berlins ist die Spree noch die Dahme, mit weitläufigen Wäldern an beiden Ufern. Der Haupteingang des Klubs, um den herum man die neuen Einrichtungen angelegt hatte,

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