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Gelinkt

Gelinkt

Titel: Gelinkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Len Deighton
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Weltkriegs, sitzen in unserem Château, trinken Cognac und schicken unsere Truppen in einen Dreck, von dem wir nichts verstehen.« Bret, der nicht genau wußte, worauf Silas hinauswollte, und nie gewillt war, sich ohne Bedenkzeit zu Ansichten zu bekennen, machte ein Geräusch, das wohlerwogene Zustimmung andeutete.
»Aber ich habe viel mit Agenten zu tun gehabt«, sagte Silas, »und weiß ein bißchen von dem, was solche Burschen treibt. Fiona Samson wird nicht langsam zu ticken aufhören wie eine Uhr, die man versäumt hat aufzuziehen. Sie wird mit ganzer Kraft laufen, bis sie nichts mehr zu geben hat. Und dann wird sie wie eine Glühbirne nochmals besonders hell aufleuchten, ehe sie verlöscht.«
Bret fand das zu melodramatisch. Er musterte Silas und fragte sich, ob diese kleine Rede, mit anderen Namen, nicht schon sehr oft gehalten worden war, wie man auch Briefe mit gleichem Wortlaut an die Angehörigen schrieb, wenn das Unerwartete eintraf. Er fand keine Antwort. Er nickte. »Als die Sache aufs Tapet kam, war ich dafür, den Ehemann ins Vertrauen zu ziehen.«
»Ich weiß das. Aber seine Unwissenheit ist sehr nützlich für uns und für seine Frau auch. Sie hatte damit einen guten Start. Weiterkommen muß sie nun selbst.« Silas ließ voll Besitzerstolz seine Blicke schweifen und zertrat einen Erdklumpen mit der Spitze seines schweren Stiefels. Es war guter, fruchtbarer Boden, dunkel und humusreich.
Bret öffnete seine geborgte Windjacke und tastete nach einem Bündel Computerausdrucke, um sicherzugehen, daß er sie während seines Spaziergangs nicht verloren hatte.
Es war heiß im Garten, alles war still und schwieg im Schutz der hohen Mauer. Dies war für den Gärtner der Höhepunkt des Jahres. Überall wehendes Grün, aber nur allzu bald würde der Sommer vorüber sein, die Blätter verwelkt, die Erde kalt und hart. »Sehen Sie sich nur diese Mohrrüben an«, sagte Silas. Er beugte sich nieder, um ein Büschel gefiederter Blätter zu packen. Für einen Augenblick schien er die Möhren ausreißen zu wollen, überlegte sich’s dann aber anders und ließ die Blätter los. »Mohrrüben sind heikel«, sagte Silas. »Sie werden reif, und dann muß man sich entscheiden, ob man sie ziehen und lagern oder in der Erde haben will.« Bret nickte.
»Wenn man sie in der Erde läßt, kriegt man süßere Mohrrüben, kommt aber ein strenger Frost, ist man sie los.« Er fand eine kleine Mohrrübe und zog sie aus der Erde. Sie war klein und dünn, aber von schöner Farbe. »Andererseits, wenn man sie zieht, kann man sicher sein, daß keine Würmer und Schnecken drangekommen sind. Verstehen Sie, was ich meine, Bret?«
»Wie bestimmen Sie also die richtige Zeit, sie zu ziehen?«
»Ich hole Rat ein«, sagte Silas. »Ich rede mit Experten.« Bret beschloß, der Tragweite dieser Bauern Weisheit keine Beachtung zu schenken, sondern zum Thema Bernard Samson zurückzukehren. »Nachdem die Entscheidung getroffen war, hätte man ihn besser aus der Operationsabteilung herausnehmen sollen. Er ist verdammt scharf darauf zu erfahren, was da eigentlich gelaufen ist.«
»Das versteht sich doch von selbst«, sagte Silas. »Er spioniert herum und stellt Fragen. Aus diesem Grund und noch aus ein paar anderen war Samson nicht der Mann, den man hätte nach Mexico City oder sonstwohin schicken sollen, um mit einem potentiellen Überläufer vom KGB zu sprechen.«
»Warum?« fragte Silas spöttisch. »Weil er nicht auf der Universität war?«
»Dieser KGB-Mann, Stinnes, wird – was immer nun seine Motive und Absichten sein mögen – jedenfalls jemand mit Oxford- oder Cambridge-Erziehung erwarten. Daß wir ihm so einen proletarischen Typen wie Samson schicken, wird ihm das Gefühl geben, nicht wichtig genommen zu werden.«
»Sie sind wirklich mit Hingebung anglophil, Bret. Nehmen Sie das nicht als Beleidigung, im Gegenteil, ich finde es hocherfreulich. Nur, manchmal verführt Sie diese Liebe zu einem übertriebenen Respekt unserer alten britischen Institutionen.«
Bret straffte sich. »Ich habe immer zu Samson gehalten, selbst wenn er am störrischsten war. Aber Oxford oder Cambridge ziehen die ehrgeizigsten Studenten an und werden deshalb dem Department immer die besten Rekruten liefern. Ich möchte den Tag nicht erleben, an dem man diesbezüglich anderer Meinung wird.«
Silas fuhr liebevoll mit der Hand über die Freilandtomaten. Eine davon, ausgewachsen und tiefrot, pflückte er und wog sie in der Hand. »Oxford und Cambridge bieten ausgezeichnete

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