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Geloescht

Geloescht

Titel: Geloescht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Teri Terry
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oder?«
    Â»Ich bin mir nicht sicher, ob du schon aufstehen solltest.«
    Â»Meinst du nicht, es wäre besser, wenn ich mich dort blicken lasse?«
    Sie überlegt einen Moment und nickt dann leicht. »Wenn du es schaffst, dich normal zu verhalten, solltest du hingehen. Ich fahre dich.«
    Â»Nein, ich möchte laufen.«
    Â»Du bist noch nicht fit genug, um joggen zu gehen. Dein Blackout ist noch keine Woche her.« Sie hat ihre Arme verschränkt und ihr Blick ist entschlossen.
    Sag mir den Grund oder du gehst nirgendwohin.
    Ich atme langsam ein und aus, bevor ich ihren Blick erwidere. »Körperlich geht es mir gut: Vielleicht bin ich noch nicht zu hundert Prozent fit, aber das Joggen hilft mir, mein Level zu halten. Es ist nicht so, als würde ich laufen wollen – ich
muss
es einfach tun. Verstehst du?«
    Mum beißt sich unsicher auf die Lippe. »Aber ganz allein?«
    Â»Ich komme klar, wirklich. Ich bleibe auf der Hauptstraße, da kann mir nichts passieren. Versprochen.«
    Sie gibt nach. »Also gut. Aber ich hole dich später ab – abgemacht?«
    Â»Abgemacht.«
    Sie umarmt mich fest, dann öffne ich die Tür und renne los.
    Es wäre vernünftig, langsam anzufangen, mich nach und nach vorzuarbeiten und zu sehen, wie gut ich klarkomme. Mein Kopf pocht bei jedem Schritt und ich habe nicht viel gegessen in letzter Zeit. Aber ich lege meine ganze Energie in meinen Lauf und steigere mein Tempo, bis ich wie von allein laufe. Plötzlich ist der Schmerz in meinem Kopf wie weggeblasen. Der Abend, die Straße, das
Poch-poch
meiner Füße ist alles, was ich wahrnehme.
    Aber das Geräusch bringt Erinnerungen mit sich. Diese Strecke bin ich das letzte Mal mit Ben gelaufen und sein Laufrhythmus hat sich meinem angeglichen. Ich stolpere, als ich an dem Weg vorbeilaufe, den Ben und ich immer eingeschlagen haben. Wo wir ungestört waren und er mich zum ersten Mal an der Mauer geküsst hat.
    Jetzt, beim Laufen, kann ich endlich über meinen Traum nachdenken, in dem Ben zu mir kam und sich verabschiedete. Ich habe die Erinnerung bislang, so gut es ging, verdrängt – sie fühlte sich wie eine Wunde an, die grauenhaft schmerzt, wenn sie berührt wird.
    Dr. Lysander sagt, dass meine Träume aus zufälligen Gedanken und Bildern aus meinem Unterbewusstsein bestehen und sie keinen realen Hintergrund haben, auch wenn andere Menschen manchmal Erinnerungen in ihre Träume einbauen. Doch wenn man geslated wurde, muss man sich neue Erinnerungsarchive auf bauen. In der Zwischenzeit erfindet das Gehirn Ereignisse und Gefühle, um die Lücken zu schließen. Deswegen ist Dr. Lysander überzeugt, dass meine Träume reine Fantasiegebilde sind: Nichts von dem, was mich in meinen Träumen verfolgt, ist wirklich passiert.
Manches aber doch
.
    Einige meiner Träume knüpfen an Erinnerungen aus meiner Vergangenheit an, genauso wie meine Zeichnungen – da bin ich mir sicher. Wie das Bild, das ich von Lucy gemalt habe: Die Berge ihrer Heimat im Hintergrund habe ich noch nie gesehen. Wie kann das also keine Erinnerung sein? Aber bei manchen meiner Träume bin ich mir weniger sicher. Wie der, bei dem meine Finger mit einem Stein zertrümmert werden. Er kam mir völlig real vor, und wenn ich jetzt daran denke, fühlt es sich wie eine Erinnerung an ein tatsächliches Erlebnis an. Aber vielleicht ist es doch nur die Erinnerung an den Traum? Und dann gibt es da noch den Traum von dem geslateten Jungen, dessen Levo abgeschnitten wurde: Er fühlte sich mehr als real an. Aber dann trat Ben an die Stelle des Jungen und so hätte es niemals passiert sein können. Meine Angst um ihn hat ihn dort eingebaut. Und die Träume, bei denen ich am Strand renne und verfolgt werde, sind noch unwirklicher. Sie sind weniger detailreich und fühlen sich nicht so an, als hätten sie irgendeine Art von Realität in sich.
    Aber was ist mit Bens Abschiedskuss? Hat sein Geist mich in meinem Traum aufgesucht?
Geister sind Kindermärchen
. Ich weigere mich, das zu glauben. Trotzdem: Ben ist nicht tot, das kann nicht sein.
Vielleicht doch
.
    Aiden: Ich sehe ihn vor meinem geistigen Auge. Sein rotes Haar.
    Ich renne am Saal vorbei, wo unsere Gruppensitzung stattfindet, und laufe weiter. Hat Aiden blaue Augen? Ja, sie waren dunkelblau und nachdenklich. Ich werde langsamer. Sommersprossen auf Nase und Wangen. Ich drehe um und gehe jetzt langsam. Auch an

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