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Geloescht

Geloescht

Titel: Geloescht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Teri Terry
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nicht aufhalten.
    Was ist mit
kleine Kinder quälen?
Das hätte ich niemals getan. Oder doch? Dann fällt mir mein Traum wieder ein: Schüler, die im Bus in die Luft gesprengt werden. Sie waren kaum älter als Kinder.
    Wäre ich tatsächlich in der Lage, so schreckliche Dinge zu tun?
    Jemand nähert sich von hinten. Ich gebe Gas, aber der andere schließt sofort wieder auf. Ich schaue nach rechts: Es ist Ben.
    Â»Hey«, sagt er. »Du legst ja ein ganz schönes Tempo vor.«
    Ich nicke – sprechen kann ich nicht mehr, denn meine Lungen sind voll und ganz damit beschäftigt, meinen Körper mit Sauerstoff zu versorgen.
    Ich renne noch ein paar weitere Runden, Ben ist jetzt direkt neben mir.
    Sobald ich den Pinsel nach der Kunststunde aus der Hand gelegt hatte, spulten sich Phoebes Worte wieder und wieder in meinem Kopf ab. Also bin ich direkt nach dem Ende der letzten Vormittagsstunde zur Laufbahn gegangen.
    Heute ist der erste Tag, an dem ich mittags nicht in die Unit muss. Bens Gegenwart empfinde ich als beruhigend, obwohl er es aufgegeben hat, eine Unterhaltung in Gang zu bringen. Nach einer Weile wird er langsamer. Ich will ihn nicht abhängen, also passe ich mich seinem Tempo an.
    Â»Genug?«, fragt er schließlich und ich nicke. Wir laufen noch ein paar Meter aus und halten dann an. Er hakt mich unter und führt mich über das Schulgelände. Andere Schüler sind ebenfalls unterwegs, aber sie ignorieren uns.
    Â»Willst du mir erzählen, was los ist?«
    Ich zucke mit den Schultern.
    Â»Irgendetwas hat dich dazu gebracht, dass du rennst wie eine Verrückte.«
    Â»Nur ein paar Sachen, die ein Mädchen zu mir gesagt hat, das ist alles. Dummes Zeug.«
    Â»Was meinst du damit?«
    Ich antworte nicht, ziehe aber an seiner Hand, um die Richtung zu ändern. Wir gehen am Verwaltungsgebäude entlang, bis wir zu dem Mahnmal kommen und ich stehen bleibe.
    So viele Namen in Stein gemeißelt und alle sind tot. Das Attentat ist sechs Jahre her. Meine Fantasie geht mit mir durch. Ich war damals erst zehn, ich
kann
nicht dabei gewesen sein.
    Â»Kyla, was ist los?«
    Â»Hast du dich das nie gefragt? Was du getan hast, um geslated zu werden? Was, wenn ich eine Terroristin war? Was, wenn ich Menschen wie diese Schüler getötet habe – was, wenn ich eine Bombe auf ihren Bus geworfen habe?«
    Ben schüttelt den Kopf. »Ich weiß nicht, was ich getan haben könnte. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ich jemals etwas so Grauenhaftes hätte tun können. Und du auch nicht. Aber wir werden es nie erfahren. Wir können nur unser Leben leben, wie es jetzt ist: die sein, die wir jetzt sind.«
    Ich denke über seine Worte nach. Tatsache ist: Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass Ben jemals etwas wirklich Schlechtes getan haben könnte, genauso wenig wie Amy. Doch bei mir selbst bin ich mir da nicht so sicher.
    Â»Aber wie kann ich wissen, wer ich jetzt bin, wenn ich nicht weiß, wer ich war?«
    Â»Ich weiß, wer du bist: Kyla, die verrückte Läuferin und meine Freundin.« Ben legt seine Arme um mich. »Kyla mit dem schüchternen Lächeln und dem Gesicht, auf dem sich alle ihre Gefühle spiegeln. Was gibt es sonst noch zu wissen?«
    Ich blicke hoch in Bens warme Augen, die aussehen wie geschmolzene Schokolade und nun eine Frage stellen:
Wer bist du, Kyla?
    Â»Ich zeichne und male gern«, sage ich langsam. »Und ich bin darin auch ganz gut.«
    Â»Kyla, die Künstlerin. Gut. Was noch?«
    Ich krame in meinem Hirn nach Antworten. »Ich hasse Brokkoli. Ich mag Katzen.« Immerhin ein Anfang.
    Ben lächelt und sein Griff wird fester. Ich habe Schmetterlinge im Bauch.
Sweet sixteen and never been kissed.
Irgendetwas in seinem Blick sagt mir, dass es jetzt passieren wird. Meine Kleider kleben an meiner Haut, meine Haare sind feucht vom Laufen und jeder kann uns hier draußen sehen. Toris Anwesenheit hängt immer noch zwischen uns, aber in diesem Moment scheint ihn das nicht zu kümmern und mich auch nicht.
    Plötzlich lenkt etwas anderes meine Aufmerksamkeit auf sich, lässt mich den Kopf zum Mahnmal mit den eingemeißelten Namen drehen. Der Name ganz oben springt mich regelrecht an, als ob ihn jemand laut ausgerufen hätte.
    Robert Armstrong.
    Ich keuche und drehe mich weg.
    Ben lässt mich los. »Was ist?«
    Ich trete näher an das Mahnmal heran und streiche über die Buchstaben.

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