Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Geloescht

Geloescht

Titel: Geloescht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Teri Terry
Vom Netzwerk:
Amy hat mir gesagt, dass Mum einen Sohn mit dem Namen Robert hatte, der gestorben ist. Und bevor sie Dad geheiratet hat, hieß sie Armstrong.
    Robert Armstrong.
    Ist das ihr Sohn? Mein … Bruder?
    Â»Kyla, was ist los?«
    Aber ich schüttle den Kopf – ich kann es ihm nicht erzählen, obwohl ich seine Enttäuschung sehe. Sein Gesicht sagt:
Vertraust du mir nicht?
Doch ich musste Amy versprechen, Robert nie zu erwähnen – wie könnte ich dieses Versprechen brechen?
    Der Nachmittag geht irgendwie vorüber. Mein Levo bleibt über 5, wahrscheinlich kommt das immer noch vom Laufen, aber meine Gedanken sind durcheinander. Wie kann Mum mich bei sich aufnehmen – und auch Amy adoptieren –, wenn ihr Sohn von Terroristen umgebracht worden ist? Und Jahre zuvor auch ihre Eltern? Um geslated zu werden, muss man etwas wirklich Schlimmes getan haben. Was, wenn ich eine Terroristin gewesen bin?
    Beim Abendessen herrscht eine seltsame Stimmung. Mum scheint mich die ganze Zeit anzustarren und bei etwas ertappen zu wollen. Ich soll aufrechter sitzen, meinen Brokkoli essen (der mich, egal, wie sehr ich mich bemühe, würgen lässt) und eine endlose Reihe dämlicher Fragen über die Schule beantworten. Vielleicht will sie mich dazu bringen, einen Fehler zu machen, damit sie mich wieder loswerden kann. Damit sie mich zurückgeben kann, so wie Tori.
    Amy muss für einen Mathe-Test büffeln, und ich springe auf, um den Abwasch zu erledigen. Ich werde alles genau richtig machen. Ich konzentriere mich: die Teller stapeln, die Arbeitsfläche wischen. Jedes Geschirrteil besonders sorgfältig abspülen und …
    Â»Was ist heute Abend mit dir los?«
    Ich erschrecke mich und stoße dabei ein Glas vom Küchentresen. Es zersplittert auf dem Boden. Die Scherben verteilen sich überall. Mum seufzt und ich hole schnell Kehrschaufel und Besen aus dem Regal.
    Â»Tut mir leid.« Ich gehe auf die Knie, um die Scherben zusammenzufegen.
    Â»Kyla, es ist nur ein Glas. Keine große Sache. Und sagst du mir jetzt bitte, was du hast?«
    Ich sehe Mum an, dieses Mal richtig. Sie ist kein Drache, zumindest nicht in diesem Moment. Sie wirkt besorgt, nicht wütend, und sie streckt die Hand aus, um mir aufzuhelfen. »Was ist los, hm?«
    Ich spüre, wie es hinter meinen Augen zu kribbeln beginnt, und blinzle wie wild, aber es hilft nicht.
    Â»Also?«
    Â»Ich hasse Brokkoli«, sage ich und breche in Tränen aus. Aber das ist nicht der Grund, warum ich heule. Es ist vielmehr so, dass ich Brokkoli schon gehasst habe, als ich ihn zum ersten Mal probiert habe, hier, vor ein paar Tagen. Sobald er in meinem Mund war, musste ich würgen. Denn mein Körper hat den Geschmack wiedererkannt. Wenn ich Brokkoli also schon immer gehasst habe – auch bevor ich geslated wurde –, dann bin ich kein neuer Mensch, selbst wenn alle anderen das behaupten. Und wenn ich gar kein neuer Mensch bin, ist das, was ich getan habe, immer noch da. Es ist immer noch ein Teil von mir, irgendwo tief in mir versteckt.
    Während mein Gehirn darüber nachdenkt, ist mein Körper mit Heulen beschäftigt, in großen, ruckartigen Schluchzern – fast so, als ob mein Körper und mein Kopf nicht miteinander verbunden wären, als ob sie nicht zusammengehörten. Und ich verstehe nicht, warum.
    Mein Levo vibriert. Mum flucht leise. Sie zieht mich ins Wohnzimmer aufs Sofa, holt Sebastian und macht mir heiße Schokolade. Sie setzt sich neben mich und reibt meine Schultern, während Sebastian auf meinem Schoß schnurrt. Ihr Gesicht ist ein einziges Fragezeichen, aber sie sagt nichts.
    Â»Ich mache zu viel Ärger, du willst mich bestimmt zurückgeben«, sage ich schließlich in die Stille hinein.
    Â»Was? Natürlich nicht. Wie kommst du darauf?«
    Ich erzähle ihr, dass Tori zurückgegeben worden ist, und auf ihrem Gesicht zeigt sich keine Überraschung.
    Â»Tori war das hübsche Mädchen, das mit Ben bei der Show war, oder?«
    Ich nicke. »Was ist mit ihr passiert?«
    Mum zögert.
    Â»Bitte sag’s mir.«
    Â»Ich weiß es wirklich nicht«, antwortet sie, doch ein Teil von mir spürt deutlich, dass sie die gleiche Vermutung hat wie Ben und ich. »Aber Toris Mum muss nicht unbedingt etwas damit zu tun gehabt haben.«
    Â»Wie meinst du das?«
    Â»Tori war ziemlich frech. Vielleicht hat sonst noch jemand mitbekommen, was sie gesagt hat,

Weitere Kostenlose Bücher