Gemeingefährlich: Eine Erzählung aus der Weltraumserie Lucy (German Edition)
Ausnahmesituation eintritt.«
Rinata zog eine Augenbraue nach oben. Sie wusste, dass diese Geste zusammen mit ihrem überheblichen Gesichtsausdruck auf provozierende Weise arrogant wirkte. Der Luzaner bedachte sie aber dennoch mit einem überlegenen Lächeln. Er erwartete offensichtlich von einer imperianischen Wissenschaftlerin nichts anderes als Verachtung. Das schien ihm aber nichts auszumachen.
»Wie Ihr Kollege bereits bemerkte, gab es konkrete Probleme mit einigen Robotern der alten Serie. Zwei dieser Maschinen haben Menschen angegriffen.«
»Ein Roboter, der Menschen angreift? Dawerow! Was macht ihr da eigentlich? Mir ist kein einziger Fall in der ganzen Geschichte bekannt, in dem so etwas vorgekommen ist.«
»Das ist nicht ganz richtig«, verteidigte sich der Roboterexperte. »Einzelne Maschinen sind während der Prototypphase schon aus dem Ruder gelaufen. Dabei ist es auch zu Unfällen gekommen, bei denen Menschen verletzt oder gar getötet wurden.«
»In der Prototypphase, ja! Ihr habt mir bisher erzählt, dass eure Roboter aus dieser Phase heraus sind, verdammt!«
»Liebe Rinata, die Frage des Austauschs der Maschinen haben wir doch bereits geklärt«, versuchte der Offizier die aufgebrachte Wissenschaftlerin zu beruhigen. »Mir geht es jetzt um ein Sicherheitsproblem.«
Der Offizier blickte ihr fest und ernst in die Augen.
»Wie schon gesagt, wir haben diese fehlerhaften Maschinen mittlerweile abgeschaltet, fast alle.«
Rinata sah den Luzaner gereizt an.
»Sagten Sie nicht eben ›alle‹ Maschinen seien abgeschaltet worden?«
»Ein Roboter ist entkommen«, erklärte der Offizier weiter.
»Entkommen? Eine Maschine?« Die Wissenschaftlerin war sprachlos. Hilfe suchend sah sie Dawerow an. Wenigstens der musste ihr doch diesen Irrsinn erklären können.
»Es ist ausgerechnet der Roboter, der einen der Wachleute angegriffen und ihn schwer verletzt hat«, erklärte der unglücklich.
»Eine Maschine hat einen Menschen angegriffen?« Rinata weigerte sich zu begreifen, was sie hörte.
»Er hat den Wachmann mit seiner eigenen Strahlenwaffe angeschossen«, erklärte Dawerow.
»Wie Sie sehen, dieser Roboter ist extrem gefährlich«, unterbrach der Offizier ärgerlich den Dialog der beiden Wissenschaftler.
»Und warum erzählen Sie das mir?«, fragte Rinata. »Sie erwarten doch wohl nicht, dass ich ihn jetzt suchen gehe?«
»Nein, die Suche nach der Maschine können Sie getrost meinen Spezialisten überlassen.« Der luzanische Offizier lächelte süffisant. »Es geht mir einzig um die Sicherheit auf dieser Station und das Wohl der wissenschaftlichen und technischen Mitarbeiter. Daher möchte ich, dass sie ihr Team vor diesem gewalttätigen Roboter warnen, ohne Panik zu verbreiten.«
***
Als Rinata nach Hause kam, traf sie Kelinro in der gemeinsamen Küche an. Schon als sie den Raum betrat, spürte sie seine schlechte Laune.
»Besonderen Wert scheint in diesem Haus niemand mehr auf ein gemeinsames Abendessen zu legen«, begrüßte er sie missmutig.
»Ich bin aufgehalten worden. Es gab einen ernsthaften Vorfall in den Labors. Bis eben habe ich nur in irgendwelchen Sicherheitsbesprechungen gesessen. Wo sind die anderen?« Besonders schuldbewusst klang Rinata nicht.
»Syligan und Dagbeg haben nur kurz ihre Nasen zur Tür reingesteckt und sind gleich wieder verschwunden, keine Ahnung wohin.«
»Und der Junge?«
»Du meinst Gurian?«
Rinata stöhnte auf.
»Gurian treibt sich noch draußen rum. Eigentlich sollte er schon seit fast einer Stunde hier am Tisch sitzen, wie du auch!«
»Ich glaube, ich hatte schon erwähnt, dass ich aufgehalten worden bin«, erwiderte Rinata spitz, um dann in einen sachlichen Tonfall zurückzufallen. »Die Sache ist wichtig, deshalb wäre es gut, wenn der Junge dabei wäre. Es geht um diesen Vorfall.«
»Bitte verschone mich wenigstens hier mit deinem Job. Ich kann es einfach nicht mehr hören.«
»Keine Angst, ich werde dich nicht mit meiner langweiligen Forschung behelligen. Es geht um eine Sache, die auch uns betrifft.«
Kelinro atmete laut ein und wieder aus.
»Nun erzähl schon!«, forderte er sie auf. »Auf Gurian zu warten, bringt nichts, der kommt und geht, wie es ihm gefällt.«
Das passte Rinata gar nicht, schließlich ging es mindestens genauso um den Jungen, wie um die erwachsenen Mitglieder der Lebensgemeinschaft.
»Gut, falls du ihn vor mir siehst, kannst du es ihm auch erzählen«, willigte sie ein. »Es hat einen Vorfall mit unseren
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