Gemeinsam gegen Krebs: Naturheilkunde und Onkologie - Zwei Ärzte für eine menschliche Medizin (German Edition)
Patienten, die zum Beispiel bei Brust- oder Prostatakrebs antihormonell behandelt werden, sollten trotzdem vorsichtig sein und auf übermäßigen Verzehr von Sojaprodukten verzichten. Er könnte zu nicht einschätzbaren Wechselwirkungen mit der onkologischen Therapie führen. Bereits geringe Mengen an Soja, zeigen zum Beispiel Versuche, können die Wirkung des häufig in der Krebstherapie eingesetzten Antihormons Tamoxifen stören.
Kraft durch vollwertige Kohlenhydrate
Von Kohlenhydraten, die neben Fetten die zweiten wichtigen Energielieferanten sind, wird Krebskranken häufig abgeraten, und das verunsichert viele Patienten. Richtig ist jedoch, dass nicht die Kohlenhydrate, sondern ein erhöhter Insulinspiegel das Tumorwachstum fördert. Kohlenhydrate aus Vollkorn stabilisieren den Insulinspiegel und enthalten wichtige Vitamine, Mineral- und Ballaststoffe sowie antikanzerogene Stoffe. Sie haben – und das ist entscheidend – einen niedrigen »glykämischen Index«. Dies bedeutet, dass ihre Energiemoleküle sich nur langsam in Zucker umwandeln. Deshalb steigt der Blutzuckerspiegel nicht so stark an, und es dauert auch länger, bis er wieder sinkt und sich ein Hungergefühl entwickelt.
Um die Unsicherheiten in der Debatte um die Kohlenhydrate zu klären, wurde von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung die bis zum Jahr 2009 verfügbare wissenschaftliche Fachliteratur systematisch ausgewertet. 45 Das Ergebnis bestätigte, dass weniger die Quantität als vielmehr die Qualität der Kohlenhydrate wichtig ist: Es werden zu viel schnell resorbierbare Zucker konsumiert, vor allem mit Limonaden, Backwaren und Süßigkeiten. Dies ist für unsere Gesellschaft bedeutsam, weil diese Lebensmittel fast überall jederzeit für relativ kleines Geld verfügbar sind. Diese Zuckerarten zu meiden oder jedenfalls ihren Anteil zu verkleinern wird von allen Fachgremien empfohlen. Sie fördern eine Gewichtszunahme. Und Übergewicht gilt überzeugend als Risikofaktor für Krebs im Dickdarm, in der Brust nach der Menopause, der Gebärmutterschleimhaut, der Niere und Speiseröhre (Adenomkarzinome). Außerdem beeinflussen Kohlenhydrate die Darmflora und deren Stoffwechselprodukte.
»Low-carb« zu essen, wie es Krebspatienten häufig empfohlen wird, also wenig Kohlenhydrate, ist kein Rezept gegen Krebs. Auch wenn Tumorzellen Zucker »gerne« verstoffwechseln, vielleicht weil dafür weniger Sauerstoff erforderlich ist, können sie auch ohne direkte Glukosezufuhr leben: Zum einen gewinnen sie auch Energie, indem sie die Aminosäure Glutamin abbauen. Zum anderen erhalten sie auch Glukose vom Organismus, der überschüssiges Protein zum Teil in Glukose verwandelt. Dabei entsteht überdies neben Milchsäure noch Ammoniak, welches der Körper auch noch entgiften (Leberbelastung) und ausscheiden (Nierenbelastung) muss.
Eine extreme Ernährung, die überwiegend aus Eiweiß und Fett besteht, senkt außerdem die Lebensqualität und birgt das Risiko neuer Stoffwechselprobleme. Genießen Sie also Ihre Kohlenhydrate, aber achten Sie dabei auf deren glykämischen Index (GI, dafür gibt es Tabellen, z. B.: www.ugb.de ).
Im Zweifelsfall hilft Ihnen eine Expertin für Ernährung, eine Ernährungsberaterin oder Diplom-Oecotrophologin weiter (über Krankenkassen, Verbraucherzentralen). Eine Karotte hat roh einen deutlich geringeren GI als eine gekochte, die Pellkartoffel ist deshalb dem Püree vorzuziehen und Fertig(vollkorn)nudeln steigern den Insulinspiegel weniger als aus Teig frisch zubereitete, vor allem, wenn sie »al dente« zubereitet wurden.
Wir empfehlen also Kohlenhydrate in komplexer Form und in überschaubaren Mengen (etwa die Hälfte der Gesamtkalorien). Essen Sie Kohlenhydrate überwiegend als Gemüse, Hülsenfrüchte, Nüsse, Vollkornprodukte, Obst und (gesäuerte) Milchprodukte. Das hat den Vorteil, dass Sie gleichzeitig viele gute Ballaststoffe, Vitamine und Mineralstoffe aufnehmen.
Hilfreich ist auch, täglich Milchsäure (z. B. Kanne Brottrunk®, erhältlich in Drogerien und Apotheken) zu konsumieren, um den Säure-Base-Haushalt zu stabilisieren. Milchsäure führt im Darm zur Bildung von krebszellhemmendem Butyrat und entlastet den Leberstoffwechsel über die Ansäuerung des Darmmilieus.
WAS BESAGT DER GLYKÄMISCHE INDEX
Das Anfang der 80er-Jahre entwickelte Konzept des glykämischen Index (GI) erfasst, wie unterschiedlich kohlenhydrathaltige Lebensmittel auf den Blutglukosespiegel wirken. Wie viel Insulin ausgeschüttet werden
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