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Gemeinsam gegen Krebs: Naturheilkunde und Onkologie - Zwei Ärzte für eine menschliche Medizin (German Edition)

Gemeinsam gegen Krebs: Naturheilkunde und Onkologie - Zwei Ärzte für eine menschliche Medizin (German Edition)

Titel: Gemeinsam gegen Krebs: Naturheilkunde und Onkologie - Zwei Ärzte für eine menschliche Medizin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Prof. Dr. med. Gustav Doboss , Dr. med. Sherko Kümmel
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Methoden wie Meditation können diese Regelkreise positiv beeinflussen und sie langfristig stabilisieren. Sie haben deshalb vielfachen Nutzen für die Gesundheit.

    Herbert Benson, der als Kardiologe täglich die Folgen dieses Negativkreislaufs bei seinen Patienten sah, suchte nach Wegen, der evolutionär geprägten »Kampf- oder Flucht-Reaktion« des Körpers eine vom Patienten selbstbestimmte »Entspannungsreaktion« (relaxation response) entgegenzusetzen. Dabei spielen Wechselwirkungen zwischen Gehirn und Bewusstsein (mind) mit dem autonomen Nervensystem und anderen Körperfunktionen (body) eine zentrale Rolle. In seinem Konzept geht es ihm deshalb auch um mehr als nur ums Erlernen von geeigneten Techniken wie der progressiven Muskelentspannung, dem autogenen Training, Qigong oder Yoga – auch wenn all diese Praktiken sinnvoll und hilfreich sind.
    Das von Benson entworfene Mind-Body-Programm besteht aus fünf miteinander eng vernetzten Bereichen: Entspannungs- (wie z. B. Meditation) und Bewusstseinstechniken (»Kognitive Umstrukturierung«), körperliche Bewegung, gesunde Ernährung sowie soziale Unterstützung.
    Die Befähigung der Patienten, sich gezielt zu entspannen, ist deshalb auch eine zentrale Säule der Integrativen Onkologie. Neben Entspannungsverfahren wie autogenem Training, progressiver Muskelentspannung, Qigong, Tai-Chi oder Yoga ist besonders die »MBSR« ein wirkungsvolles Instrument: Dieses Kürzel steht für »Mindfulness-Based Stress Reduction«, was sich in etwa mit »Stressbewältigung durch Achtsamkeit« übersetzen lässt.
    Dieses Achtsamkeitsprogramm, das von Jon Kabat-Zinn entwickelt wurde, kann zur Prävention von Krankheiten genauso genutzt werden wie zur Stärkung von Patienten im Umgang mit ihrem Leiden. Sein Kern sind der philosophische Gedanke der Achtsamkeit und die Praxis der Meditation: Man lernt, seine Aufmerksamkeit auf den Augenblick, das »Hier und Jetzt«, zu richten – alle Körperempfindungen, Sinneseindrücke, Gefühle und Gedanken wahrzunehmen, aber sie in diesem aktuellen Moment nicht zu bewerten, sondern anzunehmen.
    Es ist nicht wirklich mit Worten zu beschreiben, was sich bei einer Meditation im Körper und im Bewusstsein (mind and body)abspielt – man muss sie ausüben, um das zu erfahren (siehe Kapitel: Die Wirkung auf Körper und Bewusstsein) . Die Achtsamkeit ist dabei über alle Kulturen hinweg ein verbindender Fokus. Sie findet sich in der buddhistischen Vipassana-Meditation genauso wie im hinduistischen Yoga, im taoistischen Qigong wie auch in der christlichen Kontemplation. All diesen Praktiken ist gemeinsam, dass durch das Üben des fokussierten Beobachtens eine Art Raum zwischen dem Wahrgenommenen und dem Beobachter selbst entsteht. Wir sind nicht mehr Teil des Stroms an Gedanken und Emotionen, sondern sehen sie vorbeiziehen. Wir lernen, sie zu begrüßen, sie einzuladen, aber auch wieder gehen zu lassen.
    Die Achtsamkeitspraxis umfasst neben der klassischen Sitzmeditation auch andere Formen wie den Body Scan, Qigong oder Yoga (siehe Kapitel: Selbsthilfe und Selbsterfahrung) . Ideal ist es, wenn sie als Haltung in alltägliche Handlungen wie Zähneputzen, Essen, Gehen oder Gesprächeführen eingehen kann.

    Die Wirkung auf Körper und Bewusstsein

    Was so beschrieben vielleicht immer noch theoretisch klingt, hat ganz praktische Konsequenzen: Regelmäßiges Achtsamkeitstraining, zeigen Studien, erhöht deutlich die Stresstoleranz des Organismus. 1 Die Aktivität des Gehirns verschiebt sich im Laufe regelmäßigen Übens zusehends von der rechten, emotional geprägten Seite, auf die linke präfrontale Region. 2 Gleichzeitig verbessert sich die Stimmung. Das könnte erklären, warum Achtsamkeit gegen Depression wirkt: Depressive und angsterfüllte Menschen weisen stärkere Hirnströme in der rechten Seite des Gehirns auf.
    Durch Achtsamkeitsmeditation verändert sich aber nicht nur die Aktivität des Gehirns, sondern mittel- und langfristig auch seine Strukturen. Im bildgebenden Magnetresonanzverfahren zeigt sich bei Menschen, die seit Längerem meditieren, im Vergleich zu Nichtmeditierenden eine stärkere Ausprägung der Regionen, die für die Körperwahrnehmung und das Hören zuständig sind. Intensiver repräsentiert sind außerdem Zonen (Brodmann-Areale 9 und 10), die an der Wahrnehmung und Integration von Gefühlen und Erkenntnissen beteiligt sind. Eine jüngere Studie konnte sogar nachweisen, wie das Ziel der veränderten Selbstwahrnehmung erreicht

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