Gemeinsam gegen Krebs: Naturheilkunde und Onkologie - Zwei Ärzte für eine menschliche Medizin (German Edition)
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Kontraindikationen sind eine Neutropenie (Verminderung bestimmter weißer Blutkörperchen) oder eine Thrombozytopenie (Schwund an Blutplättchen, sie spielen eine Rolle bei der Blutgerinnung), die als Folge einer Chemotherapie auftreten kann, sowie schwerwiegende Gerinnungsstörungen, etwa unter Einnahme von blutverdünnenden Medikamenten (z.B. Marcumar®). Absolut verbietet sich eine Akupunktur in Regionen mit Tochtergeschwulsten. 40
Vorreiter USA
Am Dana-Farber Cancer Institute der Harvard University wurden in den vergangenen Jahren Tausende von Akupunkturbehandlungen durchgeführt, nach eigenen Aussagen in allen Stadien der Tumorerkrankungen und bei einem breiten Spektrum an Indikationen. Die Integrativen Onkologen arbeiten an standardisierten und dadurch besser kontrollierbaren Behandlungsempfehlungen für eine spezielle »onkologische Akupunktur«.
Auch am Sidney Kimmel Comprehensive Cancer Center der Johns Hopkins University in Baltimore wird Akupunktur seit 2005 eingesetzt, um die Nebenwirkungen der Krebsbehandlungen zu lindern, vor allem die von Chemotherapie (47 Prozent der Patienten) beziehungsweise Chemotherapie und Bestrahlung (38 Prozent). Studien laufen zur Behandlung von Schleimhautentzündungen.
Akupunktur eignet sich zur Behandlung eines breiten Spektrums an Nebenwirkungen einer Krebsbehandlung. Eine besonders wichtige Rolle hat sie als Alternative zu Heilkräutern, die im Einzelfall kontraindiziert sind – etwa Johanniskraut gegen Depressionen (wegen der Wechselwirkung mit der Chemotherapie).
Akupunktur in Deutschland
In Deutschland gibt es an die 40.000 Ärzte und Therapeuten, die Akupunktur anbieten, zudem eine große Zahl an Heilpraktikern. Die Qualität ist in beiden Gruppen unterschiedlich: Mediziner haben ein breiteres Wissen, aber nicht immer genügend Erfahrung damit, während zum Beispiel in China ausgebildete Ärzte für Traditionelle Chinesische Medizin in Deutschland eine Prüfung als Heilpraktiker ablegen müssen, weil ihre Ausbildung hier nicht anerkannt ist.
Sachkundige Therapeuten vermitteln die Fachgesellschaften, vor allem die Deutsche Ärztegesellschaft für Akupunktur (DÄGfA), mit über 11.000 Mitgliedern eine der größten im Bereich der Naturheilkunde. Für die Qualität in Lehre und Anwendung der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) setzt sich die AGTCM (Arbeitsgemeinschaft für Akupunktur und Traditionelle Chinesische Medizin e.V.) ein, eine berufsübergreifende Interessengemeinschaft mit rund 1400 Mitgliedern. Neben diesen beiden Gesellschaften ist die Societas Medicinae Sinensis (SMS, Internationale Gesellschaft für Chinesische Medizin e.V.) erwähnenswert.
Als Ergebnis mehrerer Modellvorhaben, die in Deutschland gemeinsam mit den Krankenkassen durchgeführt wurden, wird die Akupunktur bislang in Deutschland nur bei chronischen Rücken- und Knieschmerzen als Kassenleistung bezahlt, nicht also bei Krebs. Die Behandlung kostet zwischen 40 und 60 Euro pro Sitzung.
Mind-Body-Medizin: Strategien gegen die Angst
Geboren werden, aufwachsen, sterben, krank sein: scheinbar ganz einfache und ständig geschehende Dinge«, schrieb der französische Philosoph Michel Foucault (1926 -1984). Und doch, betonte er, hätten die Menschen in Bezug auf sie »vielschichtige und veränderliche Haltungen entwickelt, die nicht nur ihren Sinn verändern, sondern mitunter auch die Folgen, die sie zeitigen können.«
Wie kann man durch seine Einstellung zum Leben das Leben selbst verändern? Zu den erstaunlichsten Erfahrungen im Umgang mit schwer Kranken gehört die Erkenntnis, dass viele erklären, dass es ihnen besser gehe als zuvor – abgesehen von ihren körperlichen Symptomen. Das gilt selbst bei ungünstiger Prognose. Dieses Phänomen tritt auf, wenn die Patienten durch ihre Krankheit einen neuen Zugang zu ihrem Inneren finden – Spiritualität entdecken, das Leben neu schätzen lernen, menschliche Zuwendung erhalten und geben möchten. Im Vergleich zu Gesunden entwickeln Krebskranke aus ihrer Situation heraus häufig eine größere Stärke: Sie lösen sich aus alten Lebensmustern und entwickeln neue Perspektiven. Es gibt in der Forschung sogar einen Fachbegriff dafür: »posttraumatic growth« (PTG), das Erstarken nach dem Schock.
Die meisten Menschen benötigen dafür jedoch Unterstützung – und es ist ein ganz wesentliches Ziel des multidimensionalen Ansatzes der Integrativen Onkologie, ihnen diese Hilfestellung zu geben. Wir sehen also nicht nur die
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