Gemeinsam gegen Krebs: Naturheilkunde und Onkologie - Zwei Ärzte für eine menschliche Medizin (German Edition)
wird: Die Hirnregionen für das Erspüren des realen Hier und Jetzt überlappten bei Menschen mit Meditationspraxis weniger stark mit denen, wo imaginäre Selbstbilder generiert werden. 3
Eine Vielzahl von Studien liefert durchaus unterschiedliche Ergebnisse, was den Einfluss von Meditation auf Gehirn und Organismus angeht – vielleicht liegt das an verschiedenen Praktiken, sicher aber auch an der Dauer der Ausübung. Dennoch ist inzwischen nachgewiesen und klar, dass Meditation einen ganz eigenen Bewusstseinszustand mit Qualitäten hervorruft, die sich nicht mit der üblichen Entspannung vergleichen lassen und die nachhaltigen Einfluss auf Gehirn, Psyche und Körper haben.
Bei Schmerzpatienten, die Achtsamkeit praktizieren, verschwindet zwar der Schmerz nicht ganz, aber ihre Toleranzgrenzen wachsen – dadurch wird er weniger dominant. Menschen, die ein schweres Trauma verarbeiten müssen oder auch unter starken Depressionen leiden, profitieren von MBSR, das ist in Studien nachgewiesen.
Krebspatienten hilft die Praxis der Achtsamkeit bei der Bewältigung belastender Erlebnisse genauso wie im Umgang mit unangenehmen Körperempfindungen. Sie lehrt, dass Wahrnehmungen, Bewertungen und Befürchtungen der eigenen Einflussnahme zugänglich sind. Auf dieser für das Wohlbefinden und die Lebensqualität entscheidenden Ebene erleben die Betroffenen häufig eine Rückkehr in die eigene Kraft und Kontrolle. Neben einer entspannenden und antidepressiven Wirkung und der Erhöhung der Selbstwirksamkeit konnten auch positive psychoneuroimmunologische Effekte nachgewiesen werden. 5 So wiesen Patienten mit Brust- oder Prostatakrebs auch ein Jahr nach Abschluss eines achtsamkeitsbasierten Programms noch signifikant reduzierte physiologische und psychologische Stresssymptome auf sowie dauerhaft niedrige (proinflammatorische) Thl-Zytokine (Substanzen, die an der Vermittlung von Reaktionen des Abwehrsystems beteiligt sind). 6
Es gibt deutliche Hinweise darauf, dass ein durch Achtsamkeitstraining gestärktes Bewusstsein das Immunsystem bei Tumorkranken positiv beeinflusst: Entsprechende Studien an Brustkrebspatientinnen zeigen veränderte Werte bei Kortisol, immunmodulierenden Zytokinen, Interferongamma, Interleukin4 und beim Tumornekrosefaktor. 7 Bei Frauen, die bestrahlt wurden, intensivierte sich die Aktivität der natürlichen Killerzellen. 8
Eine Pilotstudie mit Männern nach der Entfernung eines Prostatakarzinoms, die über vier Monate in einer Gruppe MBSR praktizierten (und ihre Ernährung vegetarisch umstellten), zeigte einen deutlich gebremsten Anstieg des prostataspezifischen Antigens 9 , das heißt desjenigen Markers, der die Tumoraktivität anzeigt. 10 Doch selbst ein telefonisches MSBR-Training senkte bereits Müdigkeit und Depression und verhalf zu mehr Vitalität. 11
Eine Krebserkrankung ist eine sehr große emotionale Belastung, die nicht nur die Betroffenen selbst erfasst, sondern auch ihr soziales Umfeld betrifft – Partner, Eltern, Kinder und Freunde. Eine Studie des Tom Baker Cancer Centers in Calgary, in der sich 21 Krebspatienten gemeinsam mit ihren Partnern in MBSR unterweisen ließen, macht deutlich, dass auch die Angehörigen von der Methode profitieren können. 12
Schlaf ist ein entscheidender Faktor für die Regeneration des Körpers und die Rhythmisierung seiner Regelkreise. Schlafstörungen sind häufig und betreffen bis zu 85 Prozent der Krebspatienten. 13,14 Nicht selten leiden sie dabei unter Schlaflosigkeit und Tagesmüdigkeit gleichzeitig. Mehrere Studien, darunter eine Metaanalyse von 59 Studien, belegen hier durch MBSR beeindruckende Verbesserungen. Medikamente wirken im Vergleich zur Achtsamkeitspraxis natürlich schneller, doch ihr Effekt ist weniger nachhaltig und von Nebenwirkungen überschattet.
Eine Studie stellt schließlich fest, dass Achtsamkeitspraktiken auch die Nebenwirkungen der Krebsbehandlung abschwächen, insbesondere wirken sie der »antizipatorischen Übelkeit« (dem vorweggenommenen Unwohlsein aus Angst) entgegen. 15
Entspannungsübungen, so die Onkologen des Memorial Sloan-Kettering Hospitals in New York, verbessern deutlich Angst und Unruhe und erweisen sich im Vergleich mit dem Anti-Angst-Medikament Alprazolam als ähnlich effektiv. Zwar dauerte es länger, bis die Wirkung einsetzte, dafür blieben die nicht unerheblichen Nebenwirkungen des psychiatrischen Arzneimittels aus. 16
Bei einem kleineren Teil der Patienten allerdings lösen Entspannungstechniken wie
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