Gemeinsam gegen Krebs: Naturheilkunde und Onkologie - Zwei Ärzte für eine menschliche Medizin (German Edition)
der USA einen pragmatischen Ansatz, der die Einflüsse unterschiedlicher Kulturen miteinander kombiniert – erfolgreich, wie wir gleich sehen werden.
So brachten zwei prominente Pioniere der Mind-Body-Medizin, der Kardiologe Herbert Benson von der Harvard Medical School und der Molekularbiologe Jon Kabat-Zinn von der University of Massachusetts, Elemente der Meditation sowie andere Techniken der Stressbewältigung ein, die sie ihres religiös-philosophischen Hintergrunds entkleideten, um sie über kulturelle Grenzen hinweg als Methode der Selbstfürsorge wirksam zu machen. Ihre Methoden haben in den USA weite Verbreitung gefunden: Mind-Body-Medizin ist längst Bestandteil von Forschung und Ausbildung an vielen medizinischen Fakultäten.
Stress und Gesundheit
Die Impulse zur Entwicklung der Mind-Body-Medizin kamen aus der Stressforschung der 70er- und 80er-Jahre. Damals wurden die ersten Zusammenhänge zwischen Psyche, Nervensystem, Drüsen- und Botenstoffaktivität sowie dem Immunsystem aufgedeckt. Sie erklärten auch die negativen Folgen von Stress: Der Organismus reagiert auf Bedrohungen mit der Ausschüttung von Botenstoffen wie Adrenalin und Kortisol, die kurzfristig die Aufmerksamkeit schärfen, den Blutdruck hochtreiben und Energien für »Kampf oder Flucht«, so eine Metapher für die Stressreaktion, bereitstellen. Weil unser Körper aber nicht zwischen realen lebensbedrohlichen Gefahren (ein Löwe) und vermeintlichen Bedrohungen (der Chef im Büro nebenan) unterscheidet, überdreht der Organismus im Dauerstress des hektischen Alltags. Die nötige Entspannung, die eintreten sollte, nachdem die akute Gefahr vorbei ist, bleibt aus. So führt chronischer oder anhaltender Stress über Veränderungen des Botenstoffhaushalts zu den verschiedensten Krankheiten, die von Herz-Kreislauf-Leiden über chronische Entzündungen und Schmerzen bis hin zu Depressionen reichen. Stress kann auch an der Entstehung einer Tumorkrankheit beteiligt sein: Im Tierversuch erhöhte er die Metastasierung bei Mäusen mit Gebärmutterkrebs.
STRESS- UND ENTSPANNUNGSREAKTION
Herbert Benson, einer der Pioniere der Mind-Body-Medizin, prägte den Begriff der »relaxation response« als Therapieansatzpunkt für viele Stresssymptome und -krankheiten. Doch welches Potenzial liegt tatsächlich in der »Ent-Spannung«?
Stresssignale bringen den Hypothalamus, eine wichtige Schaltzentrale des Gehirns, dazu, Impulse an den Sympathikusnerv zu senden. Das führt, vermittelt über eine Kaskade von Botenstoffen, dazu, dass der Körper auf »Kampf oder Flucht« vorbereitet wird: Das Herz schlägt schneller, der Blutdruck steigt, die Atemfrequenz beschleunigt sich, der Muskeltonus erhöht sich, Schweiß bricht aus.
Entspannung setzt einen Regelmechanismus in Gang, der diesen Symptomen entgegenwirkt. Dann sinkt der Sauerstoffbedarf wieder, Atem und Puls verlangsamen sich, Blutdruck und Muskelspannung nehmen ab. Allein die Überzeugung, Stress etwas entgegensetzen, ihn kontrollieren zu können, verringert bereits den Anteil bestimmter Stresshormone und Botenstoffe (z. B. Adrenalin) im Blut. Das beeinflusst auch das Immunsystem.
Stress, so wissen wir heute, wirkt im Wesentlichen über zwei Reaktionskaskaden im Körper: zum einen über die im Nebennierenmark gebildeten Stresshormone Adrenalin und Noradrenalin sowie zum anderen über die Verbindung von Hypothalamus,
Hypophyse und Nebennierenrinde, wo Kortisol ins Blut ausgeschüttet wird.
Eine durch Stress gesteigerte Kortisolkonzentration im Blut verändert den Stoffwechsel der Leber, die nun den Zuckergehalt im Blut wie auch im Gewebe erhöht. Diese Glukose wird teilweise in Adenosintriphosphat (ATP) umgebaut, das den Energiestoffwechsel ankurbelt.
Eine wichtige Rolle hat auch Stickstoffmonoxid. Dieses freie Radikal, ein Abbauprodukt des Stoffwechsels, wirkt in den durch Stress ausgelösten Reaktionskaskaden. Adrenalin und Kortisol als Folge von Stress bewirken, dass sein Gehalt sinkt, was dazu führt, dass der Blutdruck weiter gesteigert wird. Viele Studien bestätigen, dass Entspannung zu einer Gefäßerweiterung führt, die vermutlich über den Stickoxidhaushalt erreicht wird.
Entspannung, so Herbert Benson, wirkt wie Stress auf komplexe Regelkreise, die dem Körper helfen, auf Veränderungen seiner Umwelt zu reagieren. Nach einer Phase der Alarmbereitschaft muss der Organismus wieder zu einem Status der Ruhe zurückfinden, ein Prozess, der durch chronischen Stress gestört ist.
Mind-body-medizinische
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