Gemeinsam stark in Virgin River (German Edition)
weit wie möglich helfen. Er war froh, dass er ihr eine Chance gegeben hatte.
„Ich schäme mich nicht wegen des Jobs im Klub“, sagte sie und schaufelte sich ein Stückchen Kuchen in den Mund. Noah sah ihr in die Augen. „Der Besitzer des Klubs – er ist ein toller Typ, der sich gerne um die Mädchen kümmert. Und das Lustige war, dass nicht immer die Mädchen am populärsten waren, die alles auf eine Karte setzten und Nippel und Muschis zeigten …“
Noah verzog die Mundwinkel. Ellie lachte.
„Ich bin Ihnen vermutlich etwas zu direkt, hm?“, fragte sie. „Ich musste übrigens nur ein bisschen mit den Bommeln wedeln, oder ich trug eine Krankenschwesteruniform mit Strapsen, und das war es schon. Ich glaube, Madonna hat auf der Bühne meist viel weniger an als ich im Klub. Die Leute waren normalerweise nett, und die Kunden haben uns keinen Ärger gemacht. Natürlich hatten wir für den Notfall auch einen riesengroßen Rausschmeißer. Es war einfach eine ganz normale Arbeit, die dafür sorgte, dass ich meine Rechnungen bezahlen konnte. Das Tanzen gehörte nicht gerade zu meinen Traumjobs. Ich wollte das nicht immer und ewig machen und war ständig auf der Suche nach etwas Besserem.“
„Wegen des Jobs hätten Sie das Sorgerecht für Ihre Kinder nicht verlieren dürfen“, sagte er. „Schlimmstenfalls hätte man Ihnen eine Aufsicht vom Jugendamt zuweisen dürfen. Und die hätte schnell festgestellt, dass Ihr Job den Kindern nicht schadet. Was Ihnen da passiert ist, ist absoluter Schwachsinn.“
Sie sah ihn einfach nur einen Moment lang schweigend an. „Danke. Ich glaube, es heißt etwas, wenn ausgerechnet Sie so etwas sagen“, erwiderte sie schließlich leise.
„Ausgerechnet ich?“, fragte er irritiert.
„Von Ihnen in Ihrer Funktion als Reverend und so. Ich weiß, dass Sie solche Klubs nicht schätzen – oder die Frauen in diesen Klubs.“
Er zuckte mit der Schulter. „Ellie, ich verurteile niemanden wegen seiner Arbeit. Ich bewundere jedoch eine ganze Menge“, sagte er.
„Zum Beispiel?“
„Zum Beispiel eine Mutter, die zum Wohle ihrer Kinder einfach fast alles tun würde.“
„Um es mal klar zu sagen, Reverend, wenn ich nicht das Glück gehabt hätte, diesen Job zu finden, hätte ich tatsächlich alles getan. Wenn es um die Kinder geht, kenne ich keinen falschen Stolz.“
Bald, dachte er, werde ich mir ihre Kinder einmal ansehen. Und ich bin mir sicher, dass ich da etwas Bemerkenswertes zu sehen bekomme.
„Wollten Sie eigentlich je Kinder haben?“, fragte sie ihn.
„Ja“, sagte er leise. „Einen ganzen Haufen, wenn möglich.“ Genau wie Merry – die am liebsten sofort welche gehabt hätte. „Doch ich glaube, jetzt wird erst einmal die kleine Kirche eine Zeit lang mein Kind sein.“
„Manchmal denke ich, dass ich diese Sache mit Arnie und den Kindern verdient habe. Er wirkte in Ordnung, er verdiente ganz ordentlich, er fand es gut, dass ich Kinder hatte, wo doch die meisten Kerle sofort das Weite suchen, wenn sie herausfinden, dass man Kinder hat. Aber ich war nicht in ihn verliebt. Vielleicht geschieht es mir deshalb ganz recht, hm?“
Noah musste nicht lange darüber nachdenken. „So etwas sollten Sie niemals denken“, riet er ihr. „Niemand verdient Grausamkeit, egal in welcher Form. Nicht einmal in den schlimmsten Zeiten.“
In dem Moment flog die Tür auf, und Mel betrat die Bar. Sie ging erst zu Jack, lehnte sich über den Tresen und gab ihm einen Kuss. Dann drehte sie sich um und schaute zu Noah und Ellie. „Mel“, rief Noah. „Hast du eine Minute Zeit?“
Sie kam an den Tisch. „Mel Sheridan, das ist Ellie Baldwin. Sie wird eine Weile in der Kirche aushelfen.“
„Freut mich, Sie kennenzulernen“, sagte Mel und streckte die Hand aus. „Jack sagte schon, dass wir jemand Neues in der Stadt haben. Wie sieht’s aus? Wie geht die Arbeit voran?“
„Es ist mein erster Tag, also sieht alles noch recht hässlich aus“, erklärte ihr Ellie ehrlich.
„Nun, es ist zwar nicht mein erster Tag, aber Ellie hat heute Morgen schon mehr erledigt, als ich in den letzten Wochen zustande gebracht habe. Sie ist ein Wirbelwind.“
„Schön für Sie. Übrigens sehr süßes Top.“
Ellie sah an sich hinunter und warf Noah einen fragenden Blick zu, bevor sie darauf reagierte. „Danke. Es ist von Target und hat weniger als zwanzig Piepen gekostet.“
„Echt? Ich muss da in den nächsten Tagen unbedingt mal hin. Die haben immer so tolle Angebote. Wo wohnen Sie
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