Gemeinsam stark in Virgin River (German Edition)
oder ob sie ihr neuestes Enkelkind von Harry in Grace Valley taufen lassen sollte. Eine andere fragte ihn, ob er Interesse an einem Chorleiter hätte, sobald die Kirche fertig war. Und schließlich rief er Gloria Tuttle im Krankenhaus zurück. Sie hatte ihm sämtliche Nummern hinterlassen: Arbeitsplatz, zu Hause und Handy.
„Wie geht es Ihnen, Pfarrer Kincaid?“, fragte sie ihn fröhlich.
„Danke. Gut. Sie arbeiten als Krankenschwester im Valley Krankenhaus?“
„Das stimmt. Ich habe Sie dort bei einem Ihrer Besuche gesehen, und eine unserer Ehrenamtlichen hat mir erzählt, dass Sie hin und wieder vorbeikommen. Ihre Kirche ist in Virgin River?“
„Ja, aber sie wird gerade renoviert. Es ist eine alte Kirche, und es muss noch viel getan werden. Ich versuche, sie wieder herzurichten und die Stadt kennenzulernen. In der Zwischenzeit schaue ich manchmal im Seniorenheim oder im Krankenhaus vorbei.“
„Oh, das ist so aufmerksam. Würde es Ihnen helfen, wenn ich Ihnen ein paar Patienten nenne, die nie Besuch bekommen oder die einen besonders einsamen Eindruck auf mich machen?“
„Sie haben nicht viele Patienten, die lange im Krankenhaus liegen müssen, oder, Gloria?“
„Naja, wir sind ein kleines Krankenhaus, und kritische Patienten leiten wir an größere Krankenhäuser weiter, aber es gibt immer jemanden, der eine Aufheiterung vertragen kann. Warum trinken wir bei Ihrem nächsten Krankenhausbesuch nicht einfach mal einen Kaffee zusammen?“
„Das wäre sehr nett, danke“, erwiderte Noah. „Ich bin aber frühestens nächste Woche erst wieder dort. Ich habe hier noch ein paar Verpflichtungen und einen Haufen Arbeit mit der Kirche. Wann arbeiten Sie denn?“
„Das spielt keine Rolle“, erklärte sie ihm. „Ich wohne in der Nähe des Krankenhauses und kann jederzeit auf einen Kaffee ins Krankenhaus kommen. Haben Sie meine Handynummer?“
Er wiederholte die Nummer.
„Dann freue ich mich schon darauf, nächste Woche von Ihnen zu hören“, sagte sie.
Ihre Unterhaltung ging noch eine Viertelstunde weiter, aber Noah musste bereits nach den ersten dreißig Sekunden eingestehen, dass Ellie recht gehabt hatte. Gloria interessierte sich für ihn. Zumindest wollte sie mehr von ihm wissen. Er war im Krankenhaus natürlich mehreren Schwestern begegnet, hatte aber keine Ahnung, wer Gloria war.
Er nahm an, dass es ein zu großer Zufall wäre, wenn diese Gloria bei ihm alle Glocken zum Läuten bringen würde.
Noah mochte Frauen weitaus lieber, als vermutlich gut für ihn war. Er hielt sich zwar nicht für wahllos, aber es war auch nicht schwierig, sein Interesse zu wecken. Sich regelmäßig mit einer Frau zu treffen, war, wie er wusste, eine gute Idee. Er besaß eine gesunde Libido und fand, dass Sex zu den schönsten Dingen des Lebens gehörte. Als er noch studiert und nebenbei im Hafen gearbeitet hatte, war das kein Problem gewesen. Doch seit er das Predigerseminar besucht hatte, fühlten Frauen sich aus einem ganz anderen Grund zu ihm hingezogen. Insgeheim schienen sie sich bereits auf ein Leben als Pfarrersfrau einzurichten. Das war für ihn eine vollkommen neue Welt. Jedes Wort oder jede liebevoll gemeinte Geste wurden im Hinblick auf eine gemeinsame Zukunft gedeutet und ausgelegt. Er konnte sich kaum noch mit Frauen zum Essen verabreden, ohne dass sie dachten, er wolle sie heiraten. Noah musste sich in Acht nehmen, was ihm ganz und gar nicht gefiel. Er hatte bereits mit seinem Freund und Mentor George darüber gesprochen.
George war inzwischen siebzig und hatte eine Scheidung hinter sich. Seine zweite Frau war gestorben, und er hatte nicht gerade lange und ausdauernd um sie getrauert. George war Damenbekanntschaften gegenüber nicht abgeneigt und pflegte einige davon parallel und mit Hingabe. „Selbst wenn du nicht wieder heiraten willst, solltest du dich wenigstens hin und wieder mit Frauen treffen“, ermahnte George ihn regelmäßig.
„Weshalb?“, fragte Noah.
„Weil es dich als menschliches Wesen vervollständigt“, erwiderte George dann immer. „Du bist ein alleinstehender Mann, aber kein Eremit. Du solltest Freunde beiderlei Geschlechts haben.“
„Warum?“, fragte Noah. „Ich habe keine Lust auf eine lange platonische Werbephase. Das ist mir zu schmerzhaft.“
George hatte geseufzt. „Gott, wie sehr ich mir wünschte, noch mal jung sein zu dürfen.“
Deshalb beschloss Noah, dass er sich mit Gloria zum Kaffee treffen würde. Sie würden sich miteinander unterhalten, und er würde
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