Gemeinsam stark in Virgin River (German Edition)
falls das nötig ist.“
Ellie lachte. „Jo, so viele Menschen kenne ich gar nicht. Ich verbringe die meiste Zeit mit Schleifen, Streichen, Müll wegräumen und Telefonanrufe entgegennehmen.“
„Wie ist die Zusammenarbeit mit Noah? Gut?“
„Ganz in Ordnung. Manchmal kann er einem auf die Nerven gehen, aber er ist fair und lustig. Es ist ziemlich hektisch bei uns, vor allem, wenn er nicht da ist, was in letzter Zeit häufig der Fall ist. Ich renne dann vom Aufräumen oder Anstreichen ins Büro, um ans Telefon zu gehen, und so geht es in einer Tour. Allerdings wird auch häufig einfach aufgelegt, fällt mir ein. Keine Ahnung, was ich davon halten soll.“
„Vielleicht dein Ex?“, fragte Jo. „Überprüft, ob du wirklich in der Kirche arbeitest?“
Ellie zuckte mit den Achseln. „Das könnte vermutlich sein. Aber da würde doch ein Anruf reichen? Vielleicht ist es auch die Krankenschwester aus dem Valley Krankenhaus, die hinter Noah her ist.“
„Ach?“, sagte Jo. „Erzähl doch mal!“
Sie sprachen eine Zeit lang über die Krankenschwester und darüber, dass Noah ein ziemlich gut aussehender Mann war, bevor sich die Diskussion zu den Gaspreisen und von dort zum Verfärben der Blätter und dem sich nähernden Dezember bewegte.
„Ellie, glaubst du, ich darf die Kinder eines Tages mal kennenlernen?“, fragte Jo.
„Das willst du? Ehrlich?“
„Sehr gerne“, antwortete Jo. „Also nur, wenn es dir recht ist und nicht zu viel von deiner Zeit mit den Kindern beansprucht. Ich will mich nicht aufdrängen – ich weiß, dass du sie nicht oft siehst. Aber – am Samstag soll sich das Wetter etwas abkühlen. Wir könnten zusammen etwas backen! Wir könnten Plätzchen backen und sie gemeinsam verzieren. Wie könnten sie mit den Fingern bemalen. Wir könnten …“
„Jo! Du hast doch keine Kinder! Solche Sachen hast du doch bestimmt gar nicht im Haus.“
Jo lächelte mild. „Sag mir einfach, an welchem Samstag ihr kommt, dann habe ich alles da.“
Ellie verschlug es einen Augenblick lang die Sprache. „Darf ich dich etwas Persönliches fragen?“
„Du darfst mich alles fragen, Ellie.“
„Warum habt ihr keine Kinder? Du und Mr Fitch?“
„Ein Geheimnis der Natur“, sagte sie achselzuckend. „Wir waren beide gesund und normal, aber ich habe nicht empfangen.“
„Habt ihr mal über eine Adoption nachgedacht?“
Jo wurde ernst und wandte den Blick ab.
„Davon wollte Nick nichts wissen. Er sagte, wenn er kein eigenes Kind haben kann, will er auch kein fremdes, vor allem, wenn er nicht weiß, von wem es stammt.“ Sie schaute Ellie in die Augen, und Ellie erkannte, dass dahinter noch eine viel größere Geschichte steckte.
Ellie schüttelte missbilligend den Kopf. „Aber eine Adoption ist doch gar nicht so rätselhaft oder geheim. Es gibt vielleicht ein, zwei Dinge, die man nicht erfährt, aber das Risiko hat man auch bei eigenen Kindern – dass mit einem entfernten Verwandten oder vor Generationen mal irgendetwas war, von dem man nichts weiß.“
„Stimmt“, antwortete Jo. „Aber für Nick war es trotzdem kein Thema.“
„Das tut mir leid“, versuchte Ellie sie leise zu trösten. „Meine beiden Kinder waren beides Unfälle. Und auch wenn das nicht einfach war, bin ich vielleicht trotzdem die Glücklichere von uns beiden. Natürlich habe ich keinen Mann und keinen Vater für die Kinder, keinen Freund …“
„Nick hat diese Entscheidung schon vor sehr langer Zeit getroffen“, unterbrach Jo sie. „Seitdem ist es zwischen uns nicht mehr wie früher.“
„Ach, Jo“, sagte Ellie. „Dieser bescheuerte Hu…“
„Es lag an mir“, sagte Jo, bevor sie in Schweigen verfiel.
„Es geht mich zwar nichts an … Du musst auch nicht …“
„Ich habe ihn mit meinem Kinderwunsch wahnsinnig gemacht. Und dann war ich plötzlich Ende dreißig, und immer noch war nichts passiert. Da wollte ich ein Kind adoptieren, aber er wollte nicht mal drüber reden. Er war unerbittlich. Ich habe das nie wirklich verstanden. Oh, ja, er versuchte mir zu erklären, dass er der Idee, das Kind fremder Leute aufzuziehen, einfach nichts abgewinnen könne und außerdem langsam in ein Alter käme, in dem er bereit war, die Vorstellung von Kindern aufzugeben. Er meinte, er wäre auch ohne Kinder glücklich. Jedenfalls glücklich
genug
. Die Wahrheit ist: Ich habe ihm nie verziehen, dass er mir die Chance genommen hat, ein Kind großzuziehen.“
Ellie griff nach Jos Hand und hielt sie einen Augenblick lang
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