Gemeinsam stark in Virgin River (German Edition)
demnächst zum Abendessen bekochen. Es war nicht leicht, ihr das auszureden.“
Ellie lachte. „Kommen Sie rein – ich habe Popcorn. Dann können Sie mir alles erzählen.“
„Ach, lieber nicht. Ich will mich Ihnen nicht aufdrängen.“
„Nun, vielleicht tun Sie das, aber Sie sind auch in den Fängen einer geilen Krankenschwester, und ich will alles darüber wissen. Kommen Sie.“
„Geil ist übertrieben“, erwiderte er und folgte ihr in die Wohnung.
„Hm-hm, lassen Sie mich raten“, forderte Ellie, als sie die Tür hinter Noah schloss. Sie hängte ihr Handtuch ans Waschbecken. „Sie ist eigentlich ganz hübsch, angriffslustig und schafft es, die Unterhaltung immer in die Richtung zu lenken, wann Sie sich das nächste Mal sehen, und hat bei ihren Fragen immer die Zukunft im Blick. Das klingt dann ungefähr so: ‚Und wann würden Sie das gerne machen?‘“
„Mein Gott, haben Sie übersinnliche Fähigkeiten?“
„Lieber Himmel, besitzen Sie denn ü
berhaupt keine
Erfahrung?“ Ellie ließ sich im Schneidersitz auf dem Bett nieder und hielt ihm eine Schale Popcorn hin. Er setzte sich ans Fußende des Bettes.
„Eigentlich habe ich Erfahrung, aber diese Gloria interessiert mich einfach nicht.“
„Warum nicht?“, fragte Ellie. „Ist sie hässlich?“
„Sie ist hübsch“, widersprach er. „Und nett. Aber sie reizt mich nicht, wenn Sie verstehen, was ich meine.“
„Noah, seien Sie bitte vorsichtig. Erzählen Sie mir nicht mehr, als ich wirklich wissen will.“
„Sie ist langweilig“, sagte er. „Nett, hübsch, wirklich zielstrebig und langweilig. Sie ist genau die Art von Frau, mit der mich alle möglichen Menschen immer verkuppeln wollen – freundlich und ordentlich. Ich weiß nicht, was es damit auf sich hat, Pastor zu sein, aber es kommt mir so vor, als wollten die Leute nicht, dass mich jemand zu sehr begeistert. Als ob sie glaubten, so eine Frau würde gut zu einem Landpfarrer passen oder so ähnlich. Ich begreife es nicht.“
„Dann gute Nacht, Marie.“ Ellie verdrehte die Augen. „Noah, ich bin mir nicht sicher, ob es Ihr Beruf ist, der Sie so attraktiv macht. Sie sind nämlich eigentlich irgendwie süß.“
Er machte große Augen. „Bin ich das?“, fragte er und dachte, dass
irgendwie süß
nicht unbedingt das war, was ein Mann hören wollte.
„Hm-hm. Sie wecken in einer Frau den Wunsch, sich oberhalb der Knie zu rasieren. Das war übrigens ein Kompliment.“
„Ist das etwas Gutes? Sich oberhalb der Knie rasieren zu wollen?“, fragte er einfältig.
Sie lachte. „Mann, für meinen letzten Job musste ich mich sogar oberhalb der …“
„Halt“, befahl er. Nun lachte sie noch mehr. Er bediente sich aus der Popcornschüssel.
„Erst wollen Sie alles darüber wissen, und dann verletzt es plötzlich Ihr kleines Feingefühl“, neckte sie.
„Es ist gar nicht so klein“, warf er ein und steckte sich noch eine Handvoll Popcorn in den Mund. „Das ist gutes Popcorn“, sagte er. „Ist das Zeug aus der Mikrowelle?“
„Ja, aber nicht schlecht, oder? Ich liebe Popcorn. Manchmal hatten meine Oma und ich Popcorn zum Abendbrot.“
„Im Ernst?“, fragte er. „Das hat aber nicht sehr viel Nährwert. Ich meine, so als Abendessen.“
„Noah, wir waren arm. Es gab Zeiten, da hatten wir ziemlich wenig bis nichts. Aber wir waren glücklich. Falls meine Oma sich Sorgen machte, hat sie es nicht gezeigt. Wir haben uns über Ketchupbrote, eingelegte Gurken und Erdnussbutterstullen totgelacht. Popcorn oder Reis mit Tomaten.“
„Reis mit Tomaten?“
„Ein paar Tassen Reis und eine Dose Tomatenpüree, voilà. Eine andere bevorzugte Mahlzeit am Ende des Monats war Spiegelei mit Bratkartoffeln. Gab es bei Ihnen niemals solche Dinge zum Essen, als Sie klein waren?“
Nicht solange Noah im Wachstum gewesen war. „Es gab Zeiten, als es auch bei uns ziemlich einfache Sachen zum Essen gab, aber …“ Seine Stimme versagte.
Ellie schnappte sich eine Handvoll Popcorn und schob es sich in den Mund. „Wie sind Sie aufgewachsen?“
Er holte tief Luft. „Ellie, ich bin nicht in Armut aufgewachsen. Ich habe in einem großen Haus gelebt – praktisch einer Villa. Mein Vater war ein ziemlich bekannter Prediger, er hatte eine eigene Sendung im Fernsehen. Das ist er immer noch – berühmt und im Fernsehen. Er war zehn Jahre jünger als meine Mutter. Sie hatte geerbt und besaß bereits ihr eigenes Geld, bevor mein Vater Prediger wurde. Ich glaube, es ist nicht unfair zu sagen,
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