Gemeinsam stark in Virgin River (German Edition)

ich nie zusammengekommen wären, selbst wenn Hannah meine Tochter wäre, glaube ich nicht, dass ich jemals bei Terry geblieben wäre. Sie war ein guter Mensch, verfügte über eine Menge netter Eigenschaften, aber ich habe sie einfach nicht geliebt. Ich habe mich um sie gekümmert, aber ich wusste, dass das für eine gute Ehe nie gereicht hätte. Und es war vermutlich auch nicht richtig von mir, dass ich mich trotzdem mit ihr getroffen habe, obwohl ich das alles wusste. Aber ich habe sie nie hinters Licht geführt. Das schwöre ich.“
    „Langsam, langsam“, beruhigte ihn Noah. „Vanni ist nicht eifersüchtig auf Terry. Sie ist eifersüchtig auf Hannah.“
    Man hätte in der darauf eintretenden Stille eine Stecknadel fallen hören können.
    „Das kann nicht sein“, sagte Vanni schließlich. „Das ist unmöglich! Eifersüchtig auf ein schutzloses Baby? Für so etwas kommt man in die Hölle.“
    „Nein“, widersprach Noah lächelnd und schüttelte den Kopf. „Nicht in tausend Jahren.“
    „Aber das ist doch total irrational! Ich bin doch nicht so gemein, eifersüchtig auf ein schutzloses Kind zu sein! Ein Kind, das mich braucht!“
    „Es gibt eine Menge Gefühle, die irrational erscheinen, aber das ist in diesem Fall noch nicht einmal zutreffend. Denken Sie mal nach. Sie wollten ein Kind mit Ihrem Mann haben. Sie haben alles geplant und gewartet, bis Ihr Sohn im richtigen Alter ist, damit Sie das alles bewältigen können. Sie freuten sich darauf. Paul hat mir gesagt, Sie lieben Kinder und wollen gleich mehrere haben. Und bevor Sie auch nur die Chance hatten, sich Ihren Wunsch zu erfüllen, braucht das kleine Baby einer Exfreundin Paul, und Paul verliebt sich auch noch sofort in dieses Kind. Ihr Mann hat sich in das Kind einer anderen Frau verliebt.
    Natürlich hätte es auch anders kommen können. Zum Beispiel, wenn Sie bei der Verlesung des Testaments dabei gewesen wären. Es kann gut sein, dass dann
Sie
diejenige gewesen wären, die sich sofort in die rosigen Wangen und das süße Lächeln verliebt hätten. Ihr Bedürfnis nach einer liebenden Familie. Aber so, wie es gelaufen ist …“
    „Ich habe ihm gesagt, er hätte mich von Oregon aus anrufen sollen. Jedenfalls wäre es besser gewesen, als sie einfach so mit nach Hause zu bringen“, klagte sie.
    Noah schüttelte erneut den Kopf. „Vielleicht wäre es auch noch schwerer gewesen, denn Paul war nicht davon abzubringen. Er musste es einfach versuchen. Und wenn Sie Nein gesagt und das Baby nicht akzeptiert hätten, hätte er Ihnen vermutlich die Stirn geboten. Nein, ich glaube, es ist genauso gelaufen, wie es hatte sein sollen.“
    „Aber was soll ich denn jetzt tun?“, fragte sie mit Tränen in den Augen. „Wie kann ich je eine Beziehung zu ihr aufbauen, wenn ich sie ablehne? Wenn ich eifersüchtig auf sie bin?“
    Noah lächelte geduldig. „Es wird nicht immer so bleiben, Vanni“, versprach er sanft. „Ihre Gefühle sind weder peinlich noch Sünde, sondern vorhersehbar. Sie sind menschlich. Sie brauchen jetzt eine Menge Bestätigung von Ihrem Mann, und wir werden an den anderen Aspekten arbeiten – Ärger, Eifersucht, Gewissensbisse. Paul wird lernen, sich nicht länger schuldig zu fühlen, weil er seine Familie mit dieser Herausforderung konfrontiert hat, und Sie werden lernen, sich selbst zu verzeihen, dass Sie völlig verständlich erst einmal ablehnend darauf reagiert haben. Alles wird gut. Wir werden es gemeinsam durchstehen, ganz entspannt und gelöst, und dann werden wir zu einer Lösung kommen, die sowohl für Ihre Ehe als auch für die Familie und für Hannah akzeptabel ist. Ihre wunderbare, innige Liebe und Ihr Bekenntnis zu dieser Liebe wird dafür sorgen, dass am Ende alles gut wird.“
    Nach der Stunde bei Vanni und Paul rief Noah bei Gloria an und verschob ihre Verabredung zum Kaffee in der Cafeteria des Valley Krankenhauses auf den nächsten Tag. Noah erklärte ihr, er habe einen anstrengenden Tag gehabt. Statt sich mit ihr zu treffen, fuhr er ins Seniorenheim nach Eureka, um mit Sal eine Folge
Andy Griffith
im Fernsehen anzusehen. Die Stunde mit Sal hatte eine beruhigende Wirkung auf Noahs Gemütslage. Danach kaufte er sechs große Dosen Suppe im Lebensmittelladen und fuhr auf dem Nachhauseweg im Übergangslager der Obdachlosen vorbei. Die alten Jungs fingen an, ihn zu mögen. Das erkannte er daran, dass sie sofort ankamen, als er den Wagen parkte.
    Er fand, dass er seine Aufgabe bei Vanessa und Paul gut gemacht hatte, weil er