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Gemordet wird immer

Gemordet wird immer

Titel: Gemordet wird immer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Korber
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Türrahmen hat Bulhaupt selbst abgeschossen, wie es aussieht. Und die andere jedenfalls nicht unser Hundefreund. Soweit deckt sich das ja auch mit seinen Aussagen. Seit er wieder nüchtern ist.«
    »Aber wenn er es nicht war, wieso hat er sich dann nicht gemeldet mit seiner Geschichte?«
    »Angst? Scham? Der Wunsch, erst gar nicht irgendwo reinzugeraten? Dämlich, aber ein Klassiker. Vermutlich wusste er selbst gar nicht mehr, was er angefasst hatte und was nicht.« Sie schaute aus dem Fenster. »Wir jedenfalls haben weder ein Geständnis noch Indizien. Und was noch mehr zählt …«
    »Sie glauben nicht dran«, vollendete er ihren Satz.
    Karoline Schneid lächelte ihren Assistenten kurz an. »Lassen Sie es gut sein. Die Staatsanwältin hätte uns sowieso wieder heimgeschickt. Es war schon ein Risiko, ihn mit diesem Alkoholpegel überhaupt zu verhören.« Sie verzog das Gesicht. Dann richtete sie sich auf. »Wir machen weiter.«
    »Und wo, Chef?«
    »Zunächst einmal könnten Sie mir einen griechischen Salat von Mikis besorgen. Und lassen Sie endlich das plattgefahrene Eichhörnchen da unten im Hof entfernen.«
    »Sollten wir nicht diesem Bestatter Bescheid sagen?«
    »Wegen des Eichhörnchens?«
    »Wegen Brückner, meine ich.«
    Karoline Schneid fuhr auf. »Damit er sich endgültig als Teil unserer Untersuchungen fühlt?«
    »Ich meine nur, weil er den Hund mitgenommen hat.«
    »Ahh, okay.« Sie setzte sich wieder. »Rufen Sie dort an und klären Sie das. Danke.«
    Hedwig Anders ging summend in den Keller. Sie zog sich Latex-Handschuhe an und öffnete das dritte Kühlfach. Dort wartete noch immer die Dame mit dem Silberhaar. Einen Nachteil hatte es schon, dass Tobias dreimal die Woche zur Logopädie gehen würde und viel seiner Zeit am Computer verbrachte. Er kam nicht mehr mit derselben Zuverlässigkeit zu seiner Arbeit. Sie seufzte und griff zu dem Schminkköfferchen.
    Noch immer stach das violette, aufgequollene Fleisch des linken Auges unangenehm hervor. Sie schüttelte die Flasche mit der Theaterschminke und griff zum Wattebausch. Die Flüssigkeit haftete nicht gut auf der toten Haut. Es gab kein Einziehen, keine Verbindung von Farbe und Untergrund; es war viel mehr, als verteile man Lack auf einer Glasfläche. Sie musste mit einer dicken Schicht arbeiten, damit alles abgedeckt wurde, so dick, dass es wiederum deutlich vom Rest des Teints abstach und ihr keine andere Wahl blieb, als das gesamte Gesicht damit zu bedecken. Am Ende wirkte es wieder einigermaßen glaubwürdig. Aber die Augenbrauen waren verklebt und die ohnehin fast zwischen den fest zusammengekniffenen Lidern verschwundenen Wimpern kaum mehr zu sehen. Die Brauen mussten nachgezogen, die Wimpern getuscht werden. Die lebhafte Farbe auf dem toten Gesicht brauchte Mitspieler.
    Mit der Zungenspitze zwischen den Lippen arbeitete Hedwig sich langsam vor. Aber die Wimpern blieben ein Problem. Es war einfach nicht genug von ihnen da, um den Tuschepinsel anzusetzen. Sie hatte Angst, dass sie die Farbe verschmierte und dann mit der Grundierung wieder von vorne beginnen musste. Mit einem leichten Stöhnen richtete sie sich auf und rieb sich den Rücken. Nur gut, dass Viktor ihr die Fahrt zur Logopädie mit Tobias abgenommen hatte. Und die zum Tierheim.
    Sie verstand nicht, was er sich dabei gedacht hatte. Ein Hund in einem Katzenhaushalt. Sicher, das war seine eigene Wohnung. Aber er hatte ja gesehen, wohin das führte. Natürlich hatte es ihr einen Stich gegeben, als sie Tobias’ seliges Gesicht sah, der mit dem Hund im Arm auf dem Rücksitz saß und ihn gar nicht mehr loslassen wollte. Er liebte alle Tiere. Aber er tat ihnen eben nicht gut. Sie konnten nicht dauernd »Stopp« sagen, wenn er ihnen mit den Fingern in den Ohren oder der Schnauze herumpulte. Oder in den Augen. Als er ein Kind war, hatte er das bei ihr auch getan, voller Neugier, auch mit Zuneigung, aber leider ohne jedes Gespür für das Schmerzempfinden anderer. Bis sie ihn auf dieses Kommando trainiert hatte: »Stopp«. Es funktionierte bis heute. Wenn sie dabei war. Nein, es war schon besser so.
    Noch dazu der Hund eines Mörders. Ach nein, ein Mörder war der Mann ja nun gar nicht, wenn sie den netten jungen Polizisten am Telefon richtig verstanden hatte. Dabei hatte sie sich schon so an den Gedanken gewöhnt. Auch konnte der Hund ja nichts dafür. Sie schaute auf die Tote hinunter. Mit den Wimpern musste irgendetwas geschehen. Eventuell konnte man die Lider ein wenig lüpfen? Sie zog an

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