Generation Gold
mit über 100 Milliarden Euro zu rechnen wäre. Das Manager-Magazin berichtete im Oktober 2005 von 72,9 Milliarden, die die Rentenversicherung im Jahr 2002 vom Bund erhielt, und von 81 Milliarden, die im Jahr 2008 aufgewendet werden müßten [1.14]. Die Zahlen mögen variieren, die Kernaussage bleibt leider dramatisch genug, nämlich daß das Rentensystem in seiner derzeitigen Form nicht durch immer höhere Zuzahlungen des Bundes am Leben gehalten werden kann.
Insgesamt entwickeln sich die kumulierten Ausgaben für das Rentensystem wie nachfolgend ersichtlich.
Nachdem die Ausgaben der Rentenversicherung in den 1980er und 1990er Jahren stark stiegen, prognostiziert die Bundesregierung eine Stagnierung der Ausgaben bis zum Jahr 2010. Aufgrund der beginnenden Verrentung der geburtenstarken Jahrgänge steigen die berechneten Ausgaben dann jedoch wieder an.
Bezogen auf die Leistung unserer gesamten Volkswirtschaft erhöhte sich damit der Prozentsatz der Rentenzahlungen von 5,5 Prozent im Jahr 1970 auf ca. elf Prozent im Jahr 2003.
1.5 Schwankungsreserve der Rentenversicherung
»Das über den Erwartungen liegende Jahresergebnis entspannt die Finanzsituation der Rentenversicherung in den nächsten Monaten. Der weitere Verlauf hängt von der Konjunkturentwicklung ab .«
Ulla Schmidt, Bundessozialministerin, im Januar 2005
Die bis 1977 als Rücklage bezeichnete Schwankungsreserve (neuerdings auch »Nachhaltigkeitsreserve« genannt) dient dem Ausgleich von konjunkturell bedingten Rückgängen der Einnahmen und der Deckung von Defiziten. Sie war bis zum Jahr 2001 gesetzlich auf eine Monatsreserve festgelegt (was einem Betrag von ca. 18 Milliarden Euro entsprach), d. h. die Rente hätte auch ohne neue Einnahmen einen Monat lang ausbezahlt werden können. Nach Senkungen auf 80 Prozent (im Jahr 2002) bzw. 50 Prozent (im Jahr 2003) wurde sie im Dezember 2003 gesetzlich auf nunmehr 20 Prozent einer Monatsausgabe herabgedrückt. Mit anderen Worten: Die Rentenreserve muß nach dem Gesetzgeber noch für sechs Tage reichen, was im Jahr 2003 ungefähr 3,8 Milliarden Euro entsprach.
Laut dem Bundesversicherungsamt in Bonn betrag im Oktober 2005 die »Nachhaltigkeitsreserve« 130 Millionen Euro, was rein rechnerisch noch 0,01 Monatsausgaben oder 0,3 Tagen entsprach [1.15]. Das heißt, die Reserven der Rentenversicherung sind schlicht aufgebraucht. Die Rentenkassen sind leer und leben von den jeweils aktuellen Einzahlungen der schrumpfenden Restmenge der sozialversicherungspflichtigen Arbeiter und, in steigendem Maße, von denen des Bundes.
Die neue Fälligkeitsregelung, mit der Arbeitgeber ab Januar 2006 die Beiträge zu den Sozialversicherungen nicht mehr, wie bisher, bis zum 15. des Folgemonats einzahlen müssen, sondern mit Auszahlung der Gehälter am Ende des gleichen Monats, bringt dem Staat in 2006 quasi 13 Zahlungen und damit eine neuerliche Schwankungsreserve von einem Monat. Aufgrund der aufgezeigten Tendenzen ist dieses Verfahren jedoch nur als Flickschusterei und Zeitgewinn zu interpretieren.
1.6 Bevölkerungsentwicklung in Deutschland
»Kinder kriegen die Leute sowieso.«
Konrad Adenauer, 1956
»Deutschlands Bevölkerung altert in einem dramatischen Ausmaß. Zusammen mit Italien und Japan gehört Deutschland zu den drei Ländern, die weltweit denstärksten Alterungsprozeß durchleben werden. Damit betreten wir historisches Neuland .« Gutachten Alterung und Familienpolitik des wissenschaftlichen Beirates des Wirtschaftsministeriums vom 18. März 2005 [1.17]
Will man die qualitative Weiterentwicklung der zuvor gehörten Zahlen ermessen, ist ein Blick auf die zukünftige Bevölkerungsentwicklung in Deutschland unerläßlich. Diese wird sich bis 2050 laut einer Studie des Statistischen Bundesamtes wie folgt entwickeln.
Im Juni 2003 legte das Statistische Bundesamt die Zehnte koordinierte Bevölkerungsvorausberechnung bis 2050 der Öffentlichkeit vor [1.18].
Unter Einbeziehung der variablen Parameter Geburtenrate, Zuwanderung und Lebenserwartung wurden verschiedene Varianten der Bevölkerungsentwicklung errechnet. Dabei kommt die als »mittlere Variante« bezeichnete Prognose, auf die wir uns im folgenden stützen werden, unter den folgenden Annahmen auf eine Bevölkerungszahl von ca. 75 Millionen Menschen im Jahre 2050:
• Gleichbleibende Geburtenrate von 1,4 Kindern pro Jahr (die Reproduktionsrate liegt bei statistisch 2,1 Kindern, d. h., um die Bevölkerungszahl konstant zu halten, müßte jede Frau in
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