Genesis. Die verlorene Schöpfung (German Edition)
können.« Anna mochte es, einer KI gegenüber verwirrende Zahlen zu zelebrieren.
»Und der Rest?«
»Die sterben sofort. Aber die Werte basieren auf Simulationen. Eine humangenetische Klonforschung ist verboten.«
»Aber Kira kann nicht dein Klon sein.«
»Ist sie auch nicht. Einen Menschen zu klonen, kostet vielleicht 50 Euro und bedarf nicht mehr als eines skrupellosen Arztes mit einer Petrischale und ein paar Apps aus dem Netz. Das Budget der Replikantenforschung betrug 128 Milliarden Euro im Jahr. Wir haben schon etwas mehr gemacht«, erklärte Anna wahrheitsgemäß.
»Du verarscht mich.« Irene wurde unsicherer.
»Nein. Bestimmt nicht.« Natürlich tat sie das, aber ihre medizinischen Aussagen waren wahr.
»Die DNS aller Replikanten zeigt eindeutig, dass es Geschwister sind. Ich habe gerade die Datenbank kontrolliert. Und es ist auch nicht deine DNS, was ich ebenfalls kontrolliert habe. Es sind keine Klone! Kiras rote Haare sind eine genetische Anomalie und kein Hinweis auf dich!« Irene drehte sich logisch im Kreis.
»Stimmt«, sagte Anna. Irenes Feststellungen waren richtig. Auf den verbliebenen Denkfehler sollte sie aber selbst kommen.
»Was soll das? Verdammt, es sind weder deine Kinder noch Geschwister und erst recht keine Klone!«
»Das ist alles richtig.«
»Das macht keinen Sinn!«
»Wenn du das sagst.« Anna hatte nicht den Ehrgeiz, Irene eines Besseren zu belehren.
»Wieso willst du mir weismachen, dass Kira mit deinen Gedächtnis klarkommen wird?« Irene glühte regelrecht. Ihr Hunger nach Wissen war grenzenlos.
»Will ich doch gar nicht. Du fragst mir Löcher in den Bauch.« Anna konnte warten.
»Aber du glaubst daran?«
»Ich weiß es.«
»Das ist unlogisch!«
»Für dich.«
»Ich gebe auf. Was ist die Lösung?«
»Willst du einen Deal?« Jetzt hatte Anna Irene an der richtigen Stelle. Welchen Preis sie wohl zu zahlen bereit wäre?
»Dein Angebot?«
»Du verzichtest auf das Funkgerät und ich sage es dir kurz, bevor wir sterben.«
»Ist das ein Trick?« Irene zögerte.
»Kein Trick.«
»Was denn?«
»Wissenschaft. Wie du schon sagtest, ich bin die, die es wissen muss.« Anna log nicht. Es gab eine Erklärung, die sie Irene nur noch nicht geben würde. Sie hatte selbst eine gewisse Zeit gebraucht, um sich dieser einmaligen Möglichkeit bewusst zu werden. Geplant hatte sie das nicht, diese Situation war von niemand vorherzusehen gewesen.
»Du spekulierst auf meine Neugierde?«
»Möchtest du es denn nicht wissen?« Anna hatte gewonnen. Irene würde bei ihr bleiben. Freiwillig. Das war ihr Vater in der KI, Jeremie Sanders-Robinson, wie sie ihn kannte. Es gab nie etwas, was er auf sich beruhen lassen konnte. Jeden Stein musste er umdrehen. Jeden.
***
XXXIX. T - 8 Retten
Um T - 07 Stunden 36 Minuten würde sich die Horizon in der bestmöglichen Position befinden, alle Menschen an Bord, die Kinder in den Containern und sämtliches transportfähiges Equipment in die Proxima Umlaufbahn zu bringen, das waren Irenes Worte einige Stunden zuvor. Nur noch zehn Minuten bis zum Start. Eine kleine Ewigkeit. Anna litt. Ein erster schwerer Einschlag im Vorderschiff. Das ganze Schiff vibrierte. Das letzte Gefecht hatte begonnen.
Die Hochenergiegeschütze schossen bereits Sperrfeuer. Die Brocken, die inzwischen auf die Horizon stürzten, wurden immer größer. Nur ein Volltreffer der zwischen fünf und acht Meter großen Meteoriden am Hauptschiff würde ausreichen, um das Raumschiff zu pulverisieren. Wogegen Anna alles in die Waagschale zu werfen bereit war, was in ihrer Macht lag. Die Mission würde nicht durch ein paar große Steine enden, die herrenlos durch das Weltall flogen. Niemals.
Das dumpfe Grollen der Hochenergiegeschütze ging in schneller Folge durch das gesamte Schiff. Jede Zündung einer Impulskartusche, um einen Laserstrahl zu erzeugen, hatte in etwa die Energiemenge einer konventionellen Wasserstoffbombe. Die enorme im Licht gebundene Zerstörungskraft wäre in der Lage gewesen, vom Mars aus präzise den Kirchturm einer Kleinstadt auf der Erde zu treffen und dabei in einem Radius von drei Kilometern jeden Grashalm einzuäschern.
»Wir haben die maximale Feuerrate der Geschütze erreicht. Ich kann nicht mehr den gesamten Flugkorridor abdecken«, meldete Irene. Anna verfolgte das Feuergefecht über Videoschirme aus der Kommandozentrale. Das Weltall brannte. Der glühend heiße Staub der zerstörten Meteoriden bildete eine Feuerwolke, die das übliche
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