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Genesis Secret

Genesis Secret

Titel: Genesis Secret Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Knox
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hoffte, sie wären endlich auf der richtigen Spur. Es sah jedenfalls gut aus.
    Die letzten Tage hatten sie damit zugebracht, mit Schulleitern und Rektoren und Beratungslehrern zu sprechen und mit widerspenstigen Ärzten in Universitätskliniken zu telefonieren. Es waren nicht gerade wenige potenzielle Kandidaten aufgetaucht. Ein Studienabbrecher aus Christ Church, Oxford. Zwei geschasste Schüler aus Eton und Marlborough. Ein schizophrener Student, der in St. Andrews vermisst wurde. Forrester war schockiert gewesen über die Zahl der Studenten, die als schizophren diagnostiziert worden waren. Landesweit mehrere hundert.
    Doch sie hatten einen Kandidaten nach dem anderen von ihrer Liste streichen müssen. Der blaublütige Oxford-Drop-out befand sich in einer Nervenklinik. Der St. Andrews-Student hielt sich erwiesenermaßen in Thailand auf. Der geschasste Eton-Zögling war gestorben. Am Ende hatten sie die Liste auf einen einzigen Namen zusammengestrichen: Jamie Cloncurry.
    Er erfüllte alle wichtigen Kriterien. Seine Familie war adlig und extrem reich. Er war auf der extrem teuren Westminster School gewesen, wo sein Verhalten laut Aussagen des Internatsleiters exzentrisch, in Ansätzen sogar gewalttätig angemutet habe. Er hatte einen anderen Zögling verprügelt und wäre beinahe der Schule verwiesen worden. Doch dank seiner hervorragenden schulischen Leistungen hatte man Milde walten lassen.
    Anschließend hatte Cloncurry am Imperial College in London, einer der besten naturwissenschaftlichen Universitäten der Welt, Mathematik studiert. Aber diese großartige Chance war nicht die Lösung seiner Probleme gewesen; im Gegenteil, sein Lebensstil wurde noch zügelloser. Er experimentierte mit harten Drogen, und man erwischte ihn in der Hall of Residence mehrmals mit Callgirls. Eine von ihnen zeigte ihn wegen Brutalität bei der Polizei an, doch der Crown Prosecution Service ließ die Klage fallen, weil die Chancen für eine Verurteilung schlecht standen: Sie war eine Prostituierte, er ein begabter Student einer Eliteuniversität.
    Ganz entscheidend schien Forrester, dass Cloncurry einen extrem engen Freundeskreis um sich geschart hatte - Italiener, Franzosen und Amerikaner. Einer seiner Kommilitonen sagte, Cloncurrys Clique sei ein »komischer Verein gewesen. Diese Typen lagen ihm förmlich zu Füßen.« Und die ganze Clique war seit zwei, drei Wochen wie vom Erdboden verschwunden, hatten Boijer und Forrester festgestellt. Sie waren nicht mehr zu Seminaren und Vorlesungen erschienen. Eine besorgte Schwester hatte ihren Bruder vermisst gemeldet. In der Studentenkneipe des College waren Suchmeldungen mit seinem Foto ausgehängt worden. Ein junger Italiener namens Luca Marsinelli.
    Die jungen Männer hatten keine Spuren hinterlassen. In ihren Studentenbuden fand sich nichts, das Rückschlüsse auf ihren Verbleib zugelassen hätte. Es gab auch niemanden, der wusste oder sich besonders dafür interessierte, was aus ihnen geworden war. Die Mitglieder der Clique waren unbeliebt gewesen. Bekannte und Nachbarn äußerten sich verblüffend vage. »Bei Studenten ist das doch ein ständiges Kommen und Gehen.«
    »Ich dachte, er wäre zurück nach Mailand.«
    »Er hat nur gesagt, er würde Urlaub machen.«
    Bei Scotland Yard war man daher gezwungen gewesen, ein paar schwere Entscheidungen zu treffen. Forresters Team konnte nicht jeder Spur mit gleicher Gründlichkeit nachgehen. Die Zeit lief ihnen davon. Der Toyota Landcruiser war am Stadtrand von Liverpool gefunden worden; offensichtlich hatte die Bande gemerkt, dass ihnen der Wagen gefährlich werden konnte, und ihn deshalb einfach abgestoßen. Die Bande war untergetaucht, aber Forrester hatte keinerlei Zweifel, dass sie wieder zuschlagen würde, und das schon bald. Aber wo? Für lange Spekulationen war jetzt keine Zeit. Deshalb hatte Forrester angeordnet, sich auf Cloncurry, den mutmaßlichen Anführer, zu konzentrieren.
    Wie sich herausstellte, lebte die Familie Cloncurry in der Picardie in Nordfrankreich. Sie hatten einen Familienstammsitz in Sussex, eine große Wohnung in London und eine Villa auf Barbados. Aber aus irgendeinem Grund lebten sie in der tiefsten Picardie. In der Nähe von Albert. Das war der Grund, weshalb Forrester und Boijer am Morgen den ersten Eurostar von London St. Pancras nach Lille genommen hatten.
    Forrester schaute über die großen, sanft gewellten Felder und die dazwischengequetschten kleinen Gehölze unter dem grauen und stählernen Himmel

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