Genom
so lang wie ihr Unterarm war, und deutete mit der Mündung auf das Chaos um sie herum. »Sie wird sie brauchen.«
Ihr Vorgesetzter seufzte. »Wir sollten den Forensikern Platz machen. Sie wissen ja, wie diese Leute sind – die sagen uns immer, dass wir bei jedem Schritt potenzielles Beweismaterial vernichten.«
»Stimmt.« Der Corporal drehte leicht den Kopf und nahm einen Schluck kaltes Boost aus der Röhre, die unter ihrer Panzerung hervorkam. »Es war ein ruhiger Abend. Vielleicht erlaubt uns das Hauptquartier, bis zum Schichtende hierzubleiben.«
Der Sergeant stimmte ihr mit einem Nicken zu. »Niemand muss schießen, niemand wird angeschossen. So stelle ich mir ein gutes Ende einer Nachtschicht vor. Wenn wir Glück haben, finden wir diese Ärztin und können sie herbringen. Es wäre schön, wenn sie ein wenig Licht in diese Angelegenheit bringen könnte.«
Der Corporal war ganz seiner Meinung, doch dieser Wunsch sollte ihnen verwehrt bleiben.
Trotz der Bemühungen der Zentrale von Savannah, Dr. Ingrid Seastrom zu finden, war ihr Aufenthaltsort auch bei Sonnenaufgang noch nicht zu ermitteln, ebenso wenig am darauffolgenden Tag – sie blieb verschwunden.
***
Die Person, die von der Polizei von Savannah noch nicht sehr gründlich gesucht wurde, hatte einige der frühen Morgenstunden damit verbracht, ihre Frisur und Haar- und Augenfarbe zu verändern sowie eine gewisse Menge an Collagen und Knochenmasse zu verbrauchen, um ihr Aussehen grundlegend, wenngleich nur vorübergehend zu ändern. Sie gab sich die größte Mühe, wie eine typische Touristin auszusehen und sich so zu benehmen, als sie sich auf dem Beifahrersitz des leisen elektrischen Roadsters zurücklehnte. Ein leichter Hut mit breiter Krempe schirmte ihr Gesicht ab, während ein patentiertes Hitzetransfersystem ihren Kopf kühlte. Eine Sonnenbrille benötigte sie nicht. Die Farbwechselkontaktlinsen in ihren Augen boten einen guten Schutz vor -Strahlen. Sie würden außerdem in einem Intervall von mehreren Stunden die Farbe wechseln, wobei das Spektrum der derzeit modernen optischen Palette von dunkellila bis hellbraun reichte.
»Ich fühle mich dick«, beschwerte sich Ingrid Seastrom zum wiederholten Mal und befühlte mit der linken Hand vorsichtig die immer noch glatte Haut ihrer künstlich aufgepolsterten Wangen.
»Das ist doch egal.«
Sie sah zum Fahrer hinüber. Hinter den Steuerelementen eingeklemmt sah Whispr weitaus weniger fremdartig und deutlich normaler aus als sonst. »Das musst du mir erklären.«
»Ich bin noch nie einer Frau begegnet, die sich nicht dick gefühlt hat. Es sei denn, sie hatte ein Meld wie das meine erworben. Und selbst dann beschweren sich einige noch.« Er drehte sich zu ihr um und bewahrte einen möglichst neutralen Tonfall, damit sie nicht wieder dachte, er wolle sie anmachen. Diese Lektion hatte er gelernt. »Dreißig Kilo oder hundert, das ist völlig egal. Alle Frauen halten sich für dick.«
» Du bist doch derjenige, der sich für ein extrem schlankmachendes Meld entschieden hat«, warf sie ihm anklagend vor.
Er achtete weiterhin auf die Straße, obwohl der Autopilot des Fahrzeugs eingeschaltet war. Die im Asphalt eingelassenen Sensorstreifen übernahmen das Steuern, Bremsen und Beschleunigen für ihn. Hier an der Atlantikküste war eine solche automatische Steuerung durchaus erforderlich, damit die wichtige Straße, die von Norden nach Süden führte, nicht aufgrund von Unfällen gesperrt werden musste. Umgebaut und verstärkt, damit sie den schlimmsten Orkanen widerstehen konnte, befand sich der wichtige Transportweg hoch über dem Wasser, das unter ihm wogte. Wo sich früher Städte wie Gifford, Jupiter und Lake Worth erstreckt hatten, lebten jetzt Schweinswale, während Schwärme aus geschützten Haien zwischen den überfluteten Wohn- und Geschäftshäusern herumschwammen.
»Das stimmt, aber in meinem Fall hatte das nichts mit Eitelkeit zu tun. Diese Entscheidung habe ich allein aus praktischen und notwendigen Gründen getroffen.«
»Über die du, wie du ja bereits gesagt hast, nicht reden willst.«
Dieser Satz bewirkte, dass er ihr erneut einen langen Blick zuwarf. Die Straße übernahm die Lenkung des Wagens, und er achtete nur gelegentlich auf ihre Umgebung, um nach Polizeifahrzeugen Ausschau zu halten. Sie näherten sich bereits den ersten Ausläufern von Miavana und waren bisher nur normalen Patrouillen begegnet.
»Und das wird auch so bleiben, also kannst du dir weitere Nachfragen
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