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Genom

Genom

Titel: Genom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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Korridor, der sie in die Tiefen eines schlichten zehnstöckigen Geschäftsgebäudes führte. Wie arm die Bewohner dieses Gebäudes sein mussten, ließ sich daran erkennen, dass es im ganzen Haus keine Fenster gab. Weniger Fenster bedeuteten zwar, dass man das Wasser draußen nicht sehen konnte, aber auch geringe Gebühren für die Klimatisierung. Ingrid ging neben ihrem Führer her und war nicht wirklich schockiert.
    »Das sieht doch gar nicht so schlimm aus. Wollen wir uns hier mit einigen der Kontakte treffen, von denen du gehört hast?«
    Er kicherte. Ihr fiel auf, dass selbst sein Lachen so klang, als würde man es einem alten Motor abringen: röchelnd, gedämpft und manchmal zu leise, um es richtig wahrzunehmen.
    »Im hinteren Gebäudeteil müsste es ein Büro einer Fahrzeugvermietung geben, wo wir uns ein preiswertes Wasserfahrzeug leihen können und nur die Kaution und die Bezahlung hinterlegen, aber keinen Ausweis vorzeigen müssen. Wer keine Aufzeichnungen macht, hat nichts, was man zurückverfolgen kann.« Er deutete auf ihre schlichte und diskrete Umgebung. »Wir werden auf die Jagd gehen müssen. Die Leute, nach denen wir suchen, lassen sich nicht über eine Geschäftsadresse finden oder indem man in einem großen Kaufhaus in der Innenstadt auf sie wartet.
    Für sie ist das hier das Paradies.«
    ***
    Das kleine elektrische Boot, das sie mieteten, hatte nur zwei schwimmfähige Schalensitze, hinter denen gerade genugPlatz für sehr wenig Gepäck war. Obwohl sie gut schwimmen konnte und sich im Wasser wohl fühlte, empfand Ingrid die Enge an Bord des kleinen Schiffes als sehr beunruhigend. Sie war sich der Tatsache nur zu gut bewusst, dass es die jahrzehntelange globale Erwärmung nicht nur Krokodilen, sondern auch zahlreichen gefährlichen Schlangen, giftigen Insekten und fleischfressenden Fischen ermöglicht hatte, von Südamerika in den Norden zu emigrieren. Das Zweipersonenboot sah kaum robust genug aus, um den Angriffen einer Anakonda mittleren Alters zu widerstehen.
    Whispr schien sich auf dem Boot jedoch sehr wohl zu fühlen. Solange er lenkte, konnte sie sich wenigstens ein bisschen entspannen und sich die Umgebung ansehen.
    Nachdem sie die Nacht in einem kleinen Hotel verbracht hatten, standen sie am nächsten Morgen sehr früh auf. Nach nicht einmal einer Stunde hatten sie die Stadt und die Flotte aus auf dem Wasserweg beförderten Pendlern hinter sich gelassen.
    Sie fuhren weiter ins Landesinnere und bahnten sich den Weg durch den sumpfigen, teilweise geschützten Morast aus dampfendem Schlamm und Schlick, der einst die Mitte von Florida gebildet hatte. Die Mischung aus Everglades, Regenwald und eindringendem Meereswasser erstreckte sich nun über die Überreste der Halbinsel hinaus bis zu der Inselzitadelle Fort Myers. Wer auf der Suche nach größeren Flecken festen Bodens war, der musste weiter nach Norden reisen, bis er zum schwer befestigten Seewall von Orlanda-Tampa gelangte.
    Innerhalb des üppigen Gewirrs aus wildem Grün lagen undurchdringliche Mangrovenurwälder, Kudzu-Todeszonen, Inseln aus trockener Landmasse, die schon seit Langem von Pflanzen aus dem Süden überwuchert worden waren, Stelzenstädte deutlich kleineren Ausmaßes, die versuchten, die Architektur und die Bautechniken der Stadt nachzuahmen, die die beiden Besucher soeben verlassen hatten, gewaltige Flächen mit geschützten Parks und Naturschutzgebieten, der isolierte Glamour der Seminole-Spielinseln und die zunehmend abgelegeneren Vororte von Miavana. Einen der weiter entfernt liegenden steuerte Whispr gerade voller Zuversicht an.
    Nach einer weiteren Stunde, in der Ingrid wenig außer vorbeirasendem Grün zu Gesicht bekommen hatte und die sie zunehmend unruhiger werden ließ, fragte sie: »Sind wir noch immer in der Stadt?«
    »Offiziell schon. Das Stadtgebiet von Miavana nimmt ein Drittel der Strecke bis zum Golf ein. Aber der am dichtesten bewohnte Teil der Metropolregion besteht nur noch aus einem schmalen Streifen entlang der ehemaligen Küste, von der der untergegangene Highway bis hinunter zu den Keys und bis nach Jacksonville führte.«
    Sie runzelte die Stirn. Die Geografie hatte bei ihren Studien stets nur eine Nebenrolle gespielt und karriererelevanten Fächern wie der Biologie und anderen Biowissenschaften weichen müssen. »Was sind ›die Keys‹?«
    Whispr deutete nach links. »Inselgruppen, die sich einst vom südlichen Ende des Staates bogenförmig in den Golf erstreckt haben. Doch die sind schon vor

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