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Genom

Genom

Titel: Genom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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ersparen.«
    Sie wandte sich von ihm ab und senkte den Blick, um sich im rechten Seitenspiegel zu betrachten. Dick , dachte sie verdrossen. Dass sie sich mit einem absichtlich herbeigeführtenschlechteren Aussehen begnügen musste, während sie versuchten, die Geheimnisse des Fadens zu entschlüsseln, war ein Nachteil, den sie bei der hastigen Flucht aus ihrer Wohnung nicht vorausgesehen hatte. Zum Teil war sie versucht, das vollkommen bizarre Unterfangen abzublasen und zur angenehmen alltäglichen Routine und in ihre gemütliche Wohnung zurückzukehren. Aber die Tatsache überwog, dass sie erst ruhen konnte, wenn sie herausgefunden hatte, ob sich irgendetwas auf dem Speicherfaden mit der außergewöhnlichen Zusammensetzung befand, und wenn ja, was das war.
    »Du bist dir sicher, dass es hier Leute gibt, die uns helfen können, das herauszufinden, was wir wissen wollen?«
    Whispr nickte. »Wie ich neigen sie ebenfalls nicht dazu, sich zu lange an einem Ort aufzuhalten. Aber sie hinterlassen Spuren, Hinweise, Zeichen und Anspielungen. Ich werde sie finden. Ich werde sie finden, und du wirst sie bezahlen.«
    »So langsam frage ich mich, ob die Aufgaben bei uns fair verteilt sind«, erwiderte sie kühl.
    »Das hättest du dir früher überlegen müssen, Doc. Jetzt sind wir hier.«
    Verbal, musikalisch und physikalisch meldete ihnen der Roadster, dass er die Kontrolle jetzt wieder an den Fahrer übertrug. Als die Übergabe abgeschlossen war, steuerte Whispr das Fahrzeug ohne Probleme und nahm die zweite Abfahrt, über die sie sich vom Meer entfernten. Zu ihrer Linken konnten sie die langsam verfallenden Wohntürme von Old Miami erkennen. Da ihre unteren Stockwerke vor langer Zeit vom Wasser überflutet worden waren, hatte man sie den Launen des Atlantiks überlassen. Heute lebten nur noch Vögel und Wasserlebewesen dort, und gelegentlich übernachteten Menschen auf der Durchreise darin, doch die Gebäudewaren aus einfachem Stahl und Beton gebaut worden, und diese Materialien wurden durch das warme und hartnäckige Salzwasser zunehmend zersetzt.
    Die herabfallenden Trümmer bildeten eine gute Grundlage für sich ausbreitende Mangroven und neue Korallen. Zufrieden gingen die Fischer zwischen der zerstörten Architektur ihrer Arbeit nach. Klimatisierte Boote brachten Touristen aus der Stadt hierher, die die einstürzenden Bauwerke ebenso anstarrten, wie sie es in der Antarktis mit abgebrochenen Gletschern taten. Alligatoren, Kaimane und amerikanische sowie Orinokokrokodile sonnten sich auf den Überresten prähistorischer Träume vom Ruhestand.
    Ingrid war noch nie in Miavana gewesen. Da sie sich kostspielige Reisen leisten konnte, hatte sie ihre kurzen Urlaube immer an exotischeren und weiter entfernten Orten in der Karibik verbracht. Weiter als bis nach Curaçao war sie allerdings nie gekommen, und Europa hatte sie auch noch nie gesehen. Es war nicht so, dass sie eigentlich lieber zu Hause blieb, aber sie sagte Freunden, die sich nach dem Grund dafür erkundigten, immer, dass sie dafür bisher keine Zeit gehabt hatte. Wie so viele andere Touristenattraktionen in der Nähe hatte sie Miavana bisher übergangen. Bis heute.
    Nur, dass sie gar keinen Urlaub machte, rief sie sich ins Gedächtnis.
    Teile der Altstadt hatten einst auf fast trockenem Boden gestanden, doch dieses Gebiet, das schon immer regelmäßig von Orkanen heimgesucht wurde, war durch das Abpumpen von zu viel Grundwasser letztendlich versunken. Zumindest hatte sie das mal gelesen. Jetzt existierte das »Venedig von Nordamerika«, wie es genannt wurde, nur noch auf Stelzen und Pfählen, die tief in den Boden gerammt worden waren, während die Stadt sich ständig neu erfand und höher legte,um dem steigenden Meeresspiegel zu entrinnen. Mit Ausnahme einiger weniger unersetzlicher Monumente wie des Dogenpalastes und der Markuskirche war das ursprüngliche Venedig natürlich längst versunken. Heute war es ein beliebtes Ziel von Tauchern und die Heimat von Menschen, die sich einem kompletten Kiemenmeld unterzogen hatten.
    Trotz all der Veränderungen während der Entwicklung von Miavana, das auf den Ruinen des seit Langem untergegangenen Miami aufgebaut worden war, hatte man die historisch belegte Vorliebe für Pastelltöne nie verloren. Ingrid und Whispr ließen den gemieteten Roadster an einer automatischen Abgabestation zurück und stiegen zusammen mit einem Dutzend anderer Pendler in ein mechanisiertes Shuttle, das in die Innenstadt fuhr. Die Sonne brannte

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