Gentle Horse Training - B¿ttcher, T: Gentle Horse Training
sie ständig widersprüchliche Signale empfangen, auf der Weide gelten andere Regeln als auf Sandausläufen (Reitbahn), und die Regeln ändern sich täglich. Da sollte man lieber auf der Weide bleiben, wo klare Strukturen herrschen. Um dieser Falle zu entgehen, müssen wir uns einen konsequenten Umgang angewöhnen und dem Pferd das Vertrauen in unsere Verlässlichkeit geben.
Kommunikation durch Gefühl
Kommunikation durch Gefühl
Einen Großteil der Zeit, die wir mit unserem Pferd verbringen, sind wir in irgendeiner Weise mit ihm buchstäblich „verbunden“ – ob durch Führstrick, Longe oder Zügel. Über diese Mittel findet eine permanente Kommunikation statt, denn sie vermitteln ein Gefühl. Gerade im Umgang mit diesen Instrumenten sind wir sehr nachlässig – auf der Weide darf sich ein Pferd hinterher ziehen lassen, beim Longieren aber soll es nachgeben. Was wollen wir ihm denn eigentlich sagen?
In meinem Programm gibt es nur zwei Dinge, die ich mit einem Seil vermitteln möchte:
• Beweg dich: Sobald mein Pferd und ich durch das Seil etwas spüren, möchte ich, dass mein Pferd anfängt, sich zu bewegen.
• Die Richtung dieses gefühlten Zuges vermittelt dem Pferd die Richtung, in die es sich zu bewegen hat.
Dieses Konzept ist einfach und vom Pferd ohne Weiteres umzusetzen, sofern sich auch der Mensch an die Spielregeln hält. Wenn ich mein Pferd führe und es spürt einen Zug nach vorn, bedeutet dies: Werde schneller (damit der Zug aufhört). Der Nase kann ich „sagen“: „Gib nach“, und damit stelle ich das Pferd. (Mehr dazu im Kapitel über die Hilfen.)
Betrachten wir uns aber ein Pferd, das gegen den Führstrick zieht. Es „denkt“ in die entgegengesetzte Richtung. Das Zulassen von Zug auf dem Seil bedeutet also das Gegenteil von dem, was wir eigentlich wollen. Wie viele Reiter in Ihrem Umfeld kennen Sie, die dem Pferd auf diese Weise täglich erzählen, dass es in Ordnung ist, in die andere Richtung zu wollen? Ziehen wir dagegen am Pferd, obwohl es richtig reagiert, so bestrafen wir das richtige Verhalten (siehe Keine Bestrafung beim Lernen), und das Pferd wird weniger häufig richtig reagieren. Alles, was wir tun und lassen, ist eine Aussage.
Auch die anderen Reiterhilfen, zum Beispiel das Einwirken mit Sitz und Schenkel, sind für das Pferd lediglich ein Gefühl. Es muss erst lernen, dieses Gefühl mit der Reaktion zu verbinden, die wir beabsichtigen. Daraus entwickelt sich das Verständnis für die Hilfen des Reiters.
Neben diesem direkt vermittelten Gefühl gibt es noch ein indirekt vermitteltes: unsere Körperspannung, unsere Emotionen und der Wille, den das Pferd bei uns wahrnimmt. Diese Gefühle stehen oft im Widerspruch zu den direkten Hilfen und müssen vom Menschen mit diesen in Einklang gebracht werden.
Es ist für ein Pferd nicht verständlich, wenn es korrekt auf Reiterhilfen reagieren soll, der Mensch sich aber gleichzeitig verspannt, dabei seine Bewegung blockiert und nur noch flach atmet. Dies alles signalisiert dem Pferd „Gefahr“ – dabei soll es aber locker sein und an den Hilfen stehen …
Viele Menschen schaffen es, ihr Pferd schon in den einfachsten Dingen zu verwirren. Die meisten Probleme entstehen aus dieser mangelnden beziehungsweise falschen Kommunikation mit dem daraus resultierenden Lerneffekt. Bevor wir also anfangen, „Boss“ zu sein und unser respektloses, dominantes Pferd zu erziehen, sollten wir erst einmal überprüfen, wie weit unsere Fähigkeiten in Sachen Kommunikation reichen.
Lernen im Training
Lernen im Training
DerUmgang miteinander ist für Pferd und Reiter ein ständiger Lernvorgang. Da dieser Vorgang sich auf Seiten des Menschen überwiegend auf unbewusster Ebene abspielt, entspricht das Bild, das dabei herauskommt, auch nur selten der eigenen Vorstellung. Wie aber findet das Lernen statt?
Jedes Lebewesen lernt, um seinen Zustand zu verbessern.
Wenn ich in einem Geschäft herumschreie und schneller bedient werde, ist dies mein Vorteil, und ich werde es wieder tun. Bekomme ich Hausverbot, werde ich mir gut überlegen, ob ich das noch einmal mache.
„Belohnung“ sorgt dafür, dass ein Verhalten in Zukunft häufiger ausgeführt wird, „Bestrafung“ hingegen führt zu einer Verminderung des gezeigten Verhaltens. „Positiv“ heißt im Lernverhalten nicht, dass man etwas Gutes tut, sondern dass etwas hinzukommt. Entsprechend bedeutet „negativ“ Wegnahme.
INFO
Das Thema „Lernen“ ist deutlich komplexer, als es von
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